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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.

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die rechte Hand auf das zierliche Sonnenschirmchen gestützt, und blieb in lauschender Stellung.

Pauline Felchner stand in der Mitte der andern jungen Mädchen, welche theils mit hohnlachenden, theils hochmüthigen, zürnenden Blicken auf sie sahen.

"Solches Gesindel in unsre Gesellschaft zu bringen!"

"Ich habe es immer gesagt, sie taugt besser zu dem Bettelvolk, als zu uns -- es ist ja ihres Gleichen."

"Ihr Geld ist ja das Einzige, worauf sie stolz sein kann!"

So und ähnlich schallten die Reden von Paulinen's Gefährtinnen. Sie selbst brach endlich in Thränen aus und sagte: "Ihr mögt mich schelten, wie Ihr wollt, hättet Ihr nur das arme Mädchen in Frieden gelassen -- ich bin es ja schon gewohnt, um Nichts von Euch verachtet zu werden."

"O, sie thut noch hochmüthig --" sagte Aurelie, "aber dort steht Elisabeth -- es ist Schade, daß sie nicht da war -- ein Wort von ihr würde Paulinen so imponirt haben, daß sie nicht zu antworten wagte."

"Elisabeth ist kalt und stolz, aber sie ist nicht ungerecht, sie hat mich niemals beachtet, aber sie ist nicht fähig, Jemandem absichtlich Unrecht zu thun," sagte Pauline entschieden.

Elisabeth trat vor -- sie sah Paulinen groß und verwundert

die rechte Hand auf das zierliche Sonnenschirmchen gestützt, und blieb in lauschender Stellung.

Pauline Felchner stand in der Mitte der andern jungen Mädchen, welche theils mit hohnlachenden, theils hochmüthigen, zürnenden Blicken auf sie sahen.

„Solches Gesindel in unsre Gesellschaft zu bringen!“

„Ich habe es immer gesagt, sie taugt besser zu dem Bettelvolk, als zu uns — es ist ja ihres Gleichen.“

„Ihr Geld ist ja das Einzige, worauf sie stolz sein kann!“

So und ähnlich schallten die Reden von Paulinen’s Gefährtinnen. Sie selbst brach endlich in Thränen aus und sagte: „Ihr mögt mich schelten, wie Ihr wollt, hättet Ihr nur das arme Mädchen in Frieden gelassen — ich bin es ja schon gewohnt, um Nichts von Euch verachtet zu werden.“

„O, sie thut noch hochmüthig —“ sagte Aurelie, „aber dort steht Elisabeth — es ist Schade, daß sie nicht da war — ein Wort von ihr würde Paulinen so imponirt haben, daß sie nicht zu antworten wagte.“

„Elisabeth ist kalt und stolz, aber sie ist nicht ungerecht, sie hat mich niemals beachtet, aber sie ist nicht fähig, Jemandem absichtlich Unrecht zu thun,“ sagte Pauline entschieden.

Elisabeth trat vor — sie sah Paulinen groß und verwundert

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[59/0069] die rechte Hand auf das zierliche Sonnenschirmchen gestützt, und blieb in lauschender Stellung. Pauline Felchner stand in der Mitte der andern jungen Mädchen, welche theils mit hohnlachenden, theils hochmüthigen, zürnenden Blicken auf sie sahen. „Solches Gesindel in unsre Gesellschaft zu bringen!“ „Ich habe es immer gesagt, sie taugt besser zu dem Bettelvolk, als zu uns — es ist ja ihres Gleichen.“ „Ihr Geld ist ja das Einzige, worauf sie stolz sein kann!“ So und ähnlich schallten die Reden von Paulinen’s Gefährtinnen. Sie selbst brach endlich in Thränen aus und sagte: „Ihr mögt mich schelten, wie Ihr wollt, hättet Ihr nur das arme Mädchen in Frieden gelassen — ich bin es ja schon gewohnt, um Nichts von Euch verachtet zu werden.“ „O, sie thut noch hochmüthig —“ sagte Aurelie, „aber dort steht Elisabeth — es ist Schade, daß sie nicht da war — ein Wort von ihr würde Paulinen so imponirt haben, daß sie nicht zu antworten wagte.“ „Elisabeth ist kalt und stolz, aber sie ist nicht ungerecht, sie hat mich niemals beachtet, aber sie ist nicht fähig, Jemandem absichtlich Unrecht zu thun,“ sagte Pauline entschieden. Elisabeth trat vor — sie sah Paulinen groß und verwundert

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/69>, abgerufen am 24.04.2024.