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Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794.

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eine zuvor nie gefühlte Bangigkeit; es war mir, wie wenn der größte Berg auf mir läge. Der Haufen von Wöllstein rükte immer näher. Ich spähte lang nach meinem Vater, und gerade, da er über den Kocher ritt, sah' ich ihn in der Mitte des Haufens auf seinem alten, treuen Rappen gebükt einherschwanken. Ich rang die Hände, und stampfte mit den Füssen, und schrie laut in die Luft - ich weiß selbst nicht mehr was! - Indem ich so jammerte, hört' ich plötzlich ein Geräusch, - sah' die Schwerdter in der Luft glänzen, - sah' schnell wie der Blitz unser ganzes Heer auf den Haufen von Wöllstein losstürzen. Ich vermocht' es nicht, diesen Anblik zu ertragen. Ich sprang zurük in die Treppe, und schrie - und weinte - und heulte im Hause umher, wie wenn der ganze Himmel über mir einzustürzen drohte.

Bald kam einer von Krafts Reutern eiligst die Brüke herein gejagt, und rief laut: "Sieg! Sieg! - die Feinde sind geschlagen, und den Haaken von Wöllstein bringen wir gefangen! - Ich vermag die Empfindungen,

eine zuvor nie gefühlte Bangigkeit; es war mir, wie wenn der größte Berg auf mir läge. Der Haufen von Wöllstein rükte immer näher. Ich spähte lang nach meinem Vater, und gerade, da er über den Kocher ritt, sah’ ich ihn in der Mitte des Haufens auf seinem alten, treuen Rappen gebükt einherschwanken. Ich rang die Hände, und stampfte mit den Füssen, und schrie laut in die Luft – ich weiß selbst nicht mehr was! – Indem ich so jammerte, hört’ ich plötzlich ein Geräusch, – sah’ die Schwerdter in der Luft glänzen, – sah’ schnell wie der Blitz unser ganzes Heer auf den Haufen von Wöllstein losstürzen. Ich vermocht’ es nicht, diesen Anblik zu ertragen. Ich sprang zurük in die Treppe, und schrie – und weinte – und heulte im Hause umher, wie wenn der ganze Himmel über mir einzustürzen drohte.

Bald kam einer von Krafts Reutern eiligst die Brüke herein gejagt, und rief laut: „Sieg! Sieg! – die Feinde sind geschlagen, und den Haaken von Wöllstein bringen wir gefangen! – Ich vermag die Empfindungen,

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[86/0090] eine zuvor nie gefühlte Bangigkeit; es war mir, wie wenn der größte Berg auf mir läge. Der Haufen von Wöllstein rükte immer näher. Ich spähte lang nach meinem Vater, und gerade, da er über den Kocher ritt, sah’ ich ihn in der Mitte des Haufens auf seinem alten, treuen Rappen gebükt einherschwanken. Ich rang die Hände, und stampfte mit den Füssen, und schrie laut in die Luft – ich weiß selbst nicht mehr was! – Indem ich so jammerte, hört’ ich plötzlich ein Geräusch, – sah’ die Schwerdter in der Luft glänzen, – sah’ schnell wie der Blitz unser ganzes Heer auf den Haufen von Wöllstein losstürzen. Ich vermocht’ es nicht, diesen Anblik zu ertragen. Ich sprang zurük in die Treppe, und schrie – und weinte – und heulte im Hause umher, wie wenn der ganze Himmel über mir einzustürzen drohte. Bald kam einer von Krafts Reutern eiligst die Brüke herein gejagt, und rief laut: „Sieg! Sieg! – die Feinde sind geschlagen, und den Haaken von Wöllstein bringen wir gefangen! – Ich vermag die Empfindungen,

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Zitationshilfe: Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794/90>, abgerufen am 19.04.2024.