[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.sich, um ihr Geld, jede Stelle auswählen, welche ihnen gefiel, und bezahlte der Besitzer nicht eben so viel, als dem Mäckler angeboten war, so gerieth er in Gefahr, ohne Urtheil und Recht abgeschafft zu werden. Auch die Stellen, deren Ersetzung von den Magistraten abhängt, wußte er durch geheime Instruktionen an die Oberamtleute für seine Kasse zu nützen. Um diese Erwerbungsquelle noch voller zu machen, wurden, statt der bisherigen von den Stadtschreibern abhängigen und besoldeten Substituten sehr viele neue Beamte auf dem Lande; gegen verhältnißmässige Bezahlung angestellt. Natürlich vergaß Wittleder bey diesem schändlichen Handel sein eigenes Interesse nicht, und betrog den Herzog auf die schamloseste Weise. Er war frech genug, einem Kompetenten zu schreiben: "wenn er dem Herzoge 500 Gulden bezahlt und mir tausend, so kann er das Dekret abholen." - Doch muß man ihm zu seiner Ehre nachsagen, daß er sehr civile Preise hielt. Ein Dienst, denn er um 1000 sich, um ihr Geld, jede Stelle auswählen, welche ihnen gefiel, und bezahlte der Besitzer nicht eben so viel, als dem Mäckler angeboten war, so gerieth er in Gefahr, ohne Urtheil und Recht abgeschafft zu werden. Auch die Stellen, deren Ersetzung von den Magistraten abhängt, wußte er durch geheime Instruktionen an die Oberamtleute für seine Kasse zu nützen. Um diese Erwerbungsquelle noch voller zu machen, wurden, statt der bisherigen von den Stadtschreibern abhängigen und besoldeten Substituten sehr viele neue Beamte auf dem Lande; gegen verhältnißmässige Bezahlung angestellt. Natürlich vergaß Wittleder bey diesem schändlichen Handel sein eigenes Interesse nicht, und betrog den Herzog auf die schamloseste Weise. Er war frech genug, einem Kompetenten zu schreiben: „wenn er dem Herzoge 500 Gulden bezahlt und mir tausend, so kann er das Dekret abholen.“ – Doch muß man ihm zu seiner Ehre nachsagen, daß er sehr civile Preise hielt. Ein Dienst, denn er um 1000 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0055" n="55"/> sich, um ihr Geld, jede Stelle auswählen, welche ihnen gefiel, und bezahlte der Besitzer nicht eben so viel, als dem Mäckler angeboten war, so gerieth er in Gefahr, ohne Urtheil und Recht abgeschafft zu werden. Auch die Stellen, deren Ersetzung von den Magistraten abhängt, wußte er durch geheime Instruktionen an die Oberamtleute für seine Kasse zu nützen. Um diese Erwerbungsquelle noch voller zu machen, wurden, statt der bisherigen von den Stadtschreibern abhängigen und besoldeten Substituten sehr viele neue Beamte auf dem Lande; gegen verhältnißmässige Bezahlung angestellt. Natürlich vergaß <hi rendition="#g">Wittleder</hi> bey diesem schändlichen Handel sein eigenes Interesse nicht, und betrog den Herzog auf die schamloseste Weise. Er war frech genug, einem Kompetenten zu schreiben: „wenn er dem Herzoge 500 Gulden bezahlt und mir tausend, so kann er das Dekret abholen.“ – Doch muß man ihm zu seiner Ehre nachsagen, daß er sehr civile Preise hielt. Ein Dienst, denn er um 1000 </p> </div> </body> </text> </TEI> [55/0055]
sich, um ihr Geld, jede Stelle auswählen, welche ihnen gefiel, und bezahlte der Besitzer nicht eben so viel, als dem Mäckler angeboten war, so gerieth er in Gefahr, ohne Urtheil und Recht abgeschafft zu werden. Auch die Stellen, deren Ersetzung von den Magistraten abhängt, wußte er durch geheime Instruktionen an die Oberamtleute für seine Kasse zu nützen. Um diese Erwerbungsquelle noch voller zu machen, wurden, statt der bisherigen von den Stadtschreibern abhängigen und besoldeten Substituten sehr viele neue Beamte auf dem Lande; gegen verhältnißmässige Bezahlung angestellt. Natürlich vergaß Wittleder bey diesem schändlichen Handel sein eigenes Interesse nicht, und betrog den Herzog auf die schamloseste Weise. Er war frech genug, einem Kompetenten zu schreiben: „wenn er dem Herzoge 500 Gulden bezahlt und mir tausend, so kann er das Dekret abholen.“ – Doch muß man ihm zu seiner Ehre nachsagen, daß er sehr civile Preise hielt. Ein Dienst, denn er um 1000
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/55 |
Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/55>, abgerufen am 03.12.2023. |