Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

ein Zeichen des Aberglaubens nannten, ihre Sache recht gut gemacht zu haben. Aber nie hatten sie sich dieselbe mehr verdorben. Das ganze Land gerieth in Aufruhr, alle Kanzeln hallten von der Beschuldigung wieder, das sey das Werk der Neuerer. An vielen Orten durften sich die Verdächtigen kaum auf der Straße sehen lassen. Auf der Lese-Bibliothek wurden in einer Nacht alle Fenster eingeworfen.

Neuntes Kapitel.
Kant und eine Geistererscheinung.

Leyder gehen solche Aufzuckungen des gerechten Religionseifers bey dem Volke schnell vorüber. Bey seinem steten Sorgen für die Reichthümer und Wollüste dieses Lebens hängt sein Herz nie unzertrennlich an dem, was das Heil des künftigen Lebens betrifft. Die Mutter Gottes auf der Thalwiese ward vergessen, wie ein Traum, und die Kapelle, in der ehemals so viele Menschen zusammen ströhmten, stand einsam, wie ein umgestürzter Leichenstein.

ein Zeichen des Aberglaubens nannten, ihre Sache recht gut gemacht zu haben. Aber nie hatten sie sich dieselbe mehr verdorben. Das ganze Land gerieth in Aufruhr, alle Kanzeln hallten von der Beschuldigung wieder, das sey das Werk der Neuerer. An vielen Orten durften sich die Verdächtigen kaum auf der Straße sehen lassen. Auf der Lese-Bibliothek wurden in einer Nacht alle Fenster eingeworfen.

Neuntes Kapitel.
Kant und eine Geistererscheinung.

Leyder gehen solche Aufzuckungen des gerechten Religionseifers bey dem Volke schnell vorüber. Bey seinem steten Sorgen für die Reichthümer und Wollüste dieses Lebens hängt sein Herz nie unzertrennlich an dem, was das Heil des künftigen Lebens betrifft. Die Mutter Gottes auf der Thalwiese ward vergessen, wie ein Traum, und die Kapelle, in der ehemals so viele Menschen zusammen ströhmten, stand einsam, wie ein umgestürzter Leichenstein.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0105" n="105"/>
ein Zeichen des Aberglaubens nannten, ihre Sache recht gut gemacht zu haben. Aber nie hatten sie sich dieselbe mehr verdorben. Das ganze Land gerieth in Aufruhr, alle Kanzeln hallten von der Beschuldigung wieder, das sey das Werk der Neuerer. An vielen Orten durften sich die Verdächtigen kaum auf der Straße sehen lassen. Auf der Lese-Bibliothek wurden in einer Nacht alle Fenster eingeworfen.</p>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Neuntes Kapitel.<lb/>
Kant und eine Geistererscheinung.</hi><lb/>
        </head>
        <p>Leyder gehen solche Aufzuckungen des gerechten Religionseifers bey dem Volke schnell vorüber. Bey seinem steten Sorgen für die Reichthümer und Wollüste dieses Lebens hängt sein Herz nie unzertrennlich an dem, was das Heil des künftigen Lebens betrifft. Die Mutter Gottes auf der Thalwiese ward vergessen, wie ein Traum, und die Kapelle, in der ehemals so viele Menschen zusammen ströhmten, stand einsam, wie ein umgestürzter Leichenstein.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0105] ein Zeichen des Aberglaubens nannten, ihre Sache recht gut gemacht zu haben. Aber nie hatten sie sich dieselbe mehr verdorben. Das ganze Land gerieth in Aufruhr, alle Kanzeln hallten von der Beschuldigung wieder, das sey das Werk der Neuerer. An vielen Orten durften sich die Verdächtigen kaum auf der Straße sehen lassen. Auf der Lese-Bibliothek wurden in einer Nacht alle Fenster eingeworfen. Neuntes Kapitel. Kant und eine Geistererscheinung. Leyder gehen solche Aufzuckungen des gerechten Religionseifers bey dem Volke schnell vorüber. Bey seinem steten Sorgen für die Reichthümer und Wollüste dieses Lebens hängt sein Herz nie unzertrennlich an dem, was das Heil des künftigen Lebens betrifft. Die Mutter Gottes auf der Thalwiese ward vergessen, wie ein Traum, und die Kapelle, in der ehemals so viele Menschen zusammen ströhmten, stand einsam, wie ein umgestürzter Leichenstein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Alle redaktionellen Texte dieses Projektes stehen unter der Lizenz CC-BY-SA 2.0 deutsch



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/105
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/105>, abgerufen am 19.04.2024.