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[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

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Achtzehntes Kapitel.
Finis coronat opus.

Den Verdruß mit dem entwischten Vogel abgerechnet, stand Simpert um diese Zeit in der kühnsten und mächtigsten Größe da, die er je erreicht hatte. Das gesegnete Obskurations-Werk konnte nun als geschlossen betrachtet werden. Die Irrlehrer waren verbannt. Ihren Nachbetern war der Kappzaum in den Mund gelegt; das Unwesen der Preß- Lehr- und Denkfreyheit war abgestellt, die Ehre der Kirche und der Pristerschaft war vindicirt, und in Ansehung der Lukas-Zettel, der Amulete, der Skapulire, der Rosenkränze, der Mirakelbilder, der Heiligenleiber, der Wallfahrten und der Kapuzinerkünste alles auf den strikten Status quo gesetzt. So viel hatte Simpert in so kurzer Zeit vermocht. Dafür aber gab ihm der Bischof selbst den Titel eines restauratoris veritatis catholicae, das glaubige Volk neigte sich dreymal, wenn man seinen Namen nannte, und der päbstliche Nuncius machte ihm Hoffnung zur Kanonisation.

Achtzehntes Kapitel.
Finis coronat opus.

Den Verdruß mit dem entwischten Vogel abgerechnet, stand Simpert um diese Zeit in der kühnsten und mächtigsten Größe da, die er je erreicht hatte. Das gesegnete Obskurations-Werk konnte nun als geschlossen betrachtet werden. Die Irrlehrer waren verbannt. Ihren Nachbetern war der Kappzaum in den Mund gelegt; das Unwesen der Preß- Lehr- und Denkfreyheit war abgestellt, die Ehre der Kirche und der Pristerschaft war vindicirt, und in Ansehung der Lukas-Zettel, der Amulete, der Skapulire, der Rosenkränze, der Mirakelbilder, der Heiligenleiber, der Wallfahrten und der Kapuzinerkünste alles auf den strikten Status quo gesetzt. So viel hatte Simpert in so kurzer Zeit vermocht. Dafür aber gab ihm der Bischof selbst den Titel eines restauratoris veritatis catholicae, das glaubige Volk neigte sich dreymal, wenn man seinen Namen nannte, und der päbstliche Nuncius machte ihm Hoffnung zur Kanonisation.

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[250/0250] Achtzehntes Kapitel. Finis coronat opus. Den Verdruß mit dem entwischten Vogel abgerechnet, stand Simpert um diese Zeit in der kühnsten und mächtigsten Größe da, die er je erreicht hatte. Das gesegnete Obskurations-Werk konnte nun als geschlossen betrachtet werden. Die Irrlehrer waren verbannt. Ihren Nachbetern war der Kappzaum in den Mund gelegt; das Unwesen der Preß- Lehr- und Denkfreyheit war abgestellt, die Ehre der Kirche und der Pristerschaft war vindicirt, und in Ansehung der Lukas-Zettel, der Amulete, der Skapulire, der Rosenkränze, der Mirakelbilder, der Heiligenleiber, der Wallfahrten und der Kapuzinerkünste alles auf den strikten Status quo gesetzt. So viel hatte Simpert in so kurzer Zeit vermocht. Dafür aber gab ihm der Bischof selbst den Titel eines restauratoris veritatis catholicae, das glaubige Volk neigte sich dreymal, wenn man seinen Namen nannte, und der päbstliche Nuncius machte ihm Hoffnung zur Kanonisation.

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Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/250>, abgerufen am 29.03.2024.