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Pahl, Johann Gottfried: Trost- und Condolenz-Schreiben an den guten Mann, welcher über dem Truzlibell für den Wirtembergischen Adel im Angesichte des ehrlöblichen Publicums, bittre Thränen vergossen hat. 1797.

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belehren, wie sehr du dem guten Ludimagister von Ganslosen Unrecht gethan hast, indem du ihm eine Meinung zum Verbrechen machtest, die doch auch die deinige ist, und ihn eines Frevels beschuldigtest, den er nicht minder verabscheut, als du selbst. Nun möge es dir wie Schuppen von deinen Augen fallen, und du mögest einsehen, daß es ein blosses Hirngespenst war, worüber du dich so jämmerlich geängstet, und so bitterlich geweinet hast. Gleichwie der seelige ehrenfeste Ritter Don Quixotte gegen Windmühlen kämpfte, die ihm seine kranke Phantasey als geharnischte Riesen und Ungeheuer darstellte, so zogest auch du gegen ein Trugbild zu Felde, das nirgends existirte, als in deinem Kopfe. Doch, nein! du warest nicht so ritterlich gesinnt, wie der Held des Cervantes; du kämpftest mit dem Wehre der Weiber, mit Thränen. Gürte nun deine Waffen ab! Sey wieder getrost! Weine

belehren, wie sehr du dem guten Ludimagister von Ganslosen Unrecht gethan hast, indem du ihm eine Meinung zum Verbrechen machtest, die doch auch die deinige ist, und ihn eines Frevels beschuldigtest, den er nicht minder verabscheut, als du selbst. Nun möge es dir wie Schuppen von deinen Augen fallen, und du mögest einsehen, daß es ein blosses Hirngespenst war, worüber du dich so jämmerlich geängstet, und so bitterlich geweinet hast. Gleichwie der seelige ehrenfeste Ritter Don Quixotte gegen Windmühlen kämpfte, die ihm seine kranke Phantasey als geharnischte Riesen und Ungeheuer darstellte, so zogest auch du gegen ein Trugbild zu Felde, das nirgends existirte, als in deinem Kopfe. Doch, nein! du warest nicht so ritterlich gesinnt, wie der Held des Cervantes; du kämpftest mit dem Wehre der Weiber, mit Thränen. Gürte nun deine Waffen ab! Sey wieder getrost! Weine

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[22/0022] belehren, wie sehr du dem guten Ludimagister von Ganslosen Unrecht gethan hast, indem du ihm eine Meinung zum Verbrechen machtest, die doch auch die deinige ist, und ihn eines Frevels beschuldigtest, den er nicht minder verabscheut, als du selbst. Nun möge es dir wie Schuppen von deinen Augen fallen, und du mögest einsehen, daß es ein blosses Hirngespenst war, worüber du dich so jämmerlich geängstet, und so bitterlich geweinet hast. Gleichwie der seelige ehrenfeste Ritter Don Quixotte gegen Windmühlen kämpfte, die ihm seine kranke Phantasey als geharnischte Riesen und Ungeheuer darstellte, so zogest auch du gegen ein Trugbild zu Felde, das nirgends existirte, als in deinem Kopfe. Doch, nein! du warest nicht so ritterlich gesinnt, wie der Held des Cervantes; du kämpftest mit dem Wehre der Weiber, mit Thränen. Gürte nun deine Waffen ab! Sey wieder getrost! Weine

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Zitationshilfe: Pahl, Johann Gottfried: Trost- und Condolenz-Schreiben an den guten Mann, welcher über dem Truzlibell für den Wirtembergischen Adel im Angesichte des ehrlöblichen Publicums, bittre Thränen vergossen hat. 1797, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_truzlibell_1797/22>, abgerufen am 25.04.2024.