Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

In Bogota hat sich seit 6-8 Monaten eine solche Öfnung
gebildet, und die Stadt ist, nach den Nachrichten, welche ich von
Herrn Boussingault erhalten habe, durchaus der Zerstörung preisge-
geben.

Auch Flammen und Rauch sieht man bei Erdbeben häufig aus
der Erde aufsteigen, aber nicht immer. Sehr heftig waren sie 1755
in Lissabon, wo ein grosser Theil von beiden Küsten des atlantischen
Meeres die Erschütterung fühlte: das Meer wich an den Antillen
zurük, und in Böhmen merkte man einen Einflus auf die Heil-
quellen; auch in Cumana 1789 sah man Flammen.

Oft werden grosse Hügel aus der Erde hervorgehoben, die bei den
Spanier moja hieeissen: man hielt sie lange für verwitterten Por-
phyr: aber die Untersuchungen von Klaproth u[n]d neuerdings von
G. Rose haben bewiesen, dass sie zum Theil aus gekohltem Wasserstof-
gas bestehn; also eine vegetabilische Substanz sind;: dies beweiset uns,
dass nicht alle vegetabilischen Substanzen einen organischen Ursprung haben.

Ob Elektrizität bei den Erdbeben frei wird, ist zweifelhaft: wenig-
stens kann man behaupten, dass es nicht immer der Fall ist.
In Quito, wokann man, wenn die Erdbeben einmal angefangen haben, ganz
sicher darauf rechnen, dass mehrere in einer kurzen Zeit folgen
werden: ich habe daher unter freiem Himmel viele Versuche angestelt,

In Bogotà hat sich seit 6–8 Monaten eine solche Öfnung
gebildet, und die Stadt ist, nach den Nachrichten, welche ich von
Herrn Boussingault erhalten habe, durchaus der Zerstörung preisge-
geben.

Auch Flammen und Rauch sieht man bei Erdbeben häufig aus
der Erde aufsteigen, aber nicht immer. Sehr heftig waren sie 1755
in Lissabon, wo ein grosser Theil von beiden Küsten des atlantischen
Meeres die Erschütterung fühlte: das Meer wich an den Antillen
zurük, und in Böhmen merkte man einen Einflus auf die Heil-
quellen; auch in Cumanà 1789 sah man Flammen.

Oft werden grosse Hügel aus der Erde hervorgehoben, die bei den
Spanier moja hieeissen: man hielt sie lange für verwitterten Por-
phyr: aber die Untersuchungen von Klaproth u[n]d neuerdings von
G. Rose haben bewiesen, dass sie zum Theil aus gekohltem Wasserstof-
gas bestehn; also eine vegetabilische Substanz sind;: dies beweiset uns,
dass nicht alle vegetabilischen Substanzen einen organischen Ursprung haben.

Ob Elektrizität bei den Erdbeben frei wird, ist zweifelhaft: wenig-
stens kann man behaupten, dass es nicht immer der Fall ist.
In Quito, wokann man, wenn die Erdbeben einmal angefangen haben, ganz
sicher darauf rechnen, dass mehrere in einer kurzen Zeit folgen
werden: ich habe daher unter freiem Himmel viele Versuche angestelt,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="session" n="32">
          <pb facs="#f0377" n="187r"/>
          <p>In <hi rendition="#u">Bogotà</hi> hat sich seit 6&#x2013;8 Monaten eine solche Öfnung<lb/>
gebildet, und die Stadt ist, nach den Nachrichten, welche ich von<lb/><choice><abbr>Hrn.</abbr><expan resp="#CT">Herrn</expan></choice> <persName resp="#CT" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-101165250 http://d-nb.info/gnd/101165250">Boussingault</persName> erhalten habe, durchaus der Zerstörung preisge-<lb/>
geben.</p><lb/>
          <p>Auch Flammen und Rauch sieht man bei Erdbeben häufig aus<lb/>
der Erde aufsteigen, aber nicht immer. Sehr heftig waren sie 1755<lb/>
in Lissabon, wo ein grosser Theil von beiden Küsten des atlantischen<lb/>
Meeres die Erschütterung fühlte: das Meer wich an den Antillen<lb/>
zurük, und in Böhmen merkte man einen Einflus auf die Heil-<lb/>
quellen<choice><sic><del rendition="#s">:</del></sic><corr resp="#CT">;</corr></choice> auch in Cumanà 1789 sah man Flammen.</p><lb/>
          <p>Oft werden grosse Hügel aus der Erde hervorgehoben, die bei den<lb/>
Spanier <hi rendition="#u">moja</hi> h<subst><del rendition="#s">ie</del><add place="superlinear">ei</add></subst>ssen: man hielt sie lange für verwitterten Por-<lb/>
phyr: aber die Untersuchungen von <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118723367 http://d-nb.info/gnd/118723367">Klaproth</persName> u<supplied reason="covered" resp="#CT">n</supplied>d neuerdings von<lb/><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116609036 http://d-nb.info/gnd/116609036">G. Rose</persName> haben bewiesen, dass sie zum Theil aus gekohltem Wasserstof-<lb/>
gas bestehn; also eine vegetabilische Substanz sind<subst><del rendition="#ow">;</del><add place="across">:</add></subst> dies beweiset uns,<lb/>
dass nicht alle <choice><abbr>vegetabil.</abbr><expan resp="#CT">vegetabilischen</expan></choice> Substanzen einen organischen Ursprung haben.</p><lb/>
          <p>Ob <hi rendition="#u">Elektrizität</hi> bei den Erdbeben frei wird, ist zweifelhaft: wenig-<lb/>
stens kann man behaupten, dass es nicht immer der Fall ist.<lb/>
In Quito, <subst><del rendition="#s">wo</del><add place="superlinear">kann</add></subst> man, wenn die Erdbeben einmal angefangen haben, ganz<lb/>
sicher darauf rechnen, dass mehrere in einer kurzen Zeit folgen<lb/>
werden: ich habe daher unter freiem Himmel viele Versuche angestelt,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187r/0377] In Bogotà hat sich seit 6–8 Monaten eine solche Öfnung gebildet, und die Stadt ist, nach den Nachrichten, welche ich von Hrn. Boussingault erhalten habe, durchaus der Zerstörung preisge- geben. Auch Flammen und Rauch sieht man bei Erdbeben häufig aus der Erde aufsteigen, aber nicht immer. Sehr heftig waren sie 1755 in Lissabon, wo ein grosser Theil von beiden Küsten des atlantischen Meeres die Erschütterung fühlte: das Meer wich an den Antillen zurük, und in Böhmen merkte man einen Einflus auf die Heil- quellen; auch in Cumanà 1789 sah man Flammen. Oft werden grosse Hügel aus der Erde hervorgehoben, die bei den Spanier moja hieeissen: man hielt sie lange für verwitterten Por- phyr: aber die Untersuchungen von Klaproth und neuerdings von G. Rose haben bewiesen, dass sie zum Theil aus gekohltem Wasserstof- gas bestehn; also eine vegetabilische Substanz sind;: dies beweiset uns, dass nicht alle vegetabil. Substanzen einen organischen Ursprung haben. Ob Elektrizität bei den Erdbeben frei wird, ist zweifelhaft: wenig- stens kann man behaupten, dass es nicht immer der Fall ist. In Quito, wokann man, wenn die Erdbeben einmal angefangen haben, ganz sicher darauf rechnen, dass mehrere in einer kurzen Zeit folgen werden: ich habe daher unter freiem Himmel viele Versuche angestelt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/377
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 187r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/377>, abgerufen am 25.04.2024.