Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

wird mir Gelegenheit geben, vieles in ein helleres Licht zu
sezen. Zugleich mus ich hier bemerken, dass es durchaus
nicht meine Absicht ist, von der Wissenschaft nur eine enzy-
klopädische Ansicht zu geben, vielmehr hoffe ich, dass wir
uns von der Oberflächlichkeit, der unzertrenlichen Gefähr-
tin jener Ansicht, immer entfernt halten werden. Al-
lerdings wird die grosse Fülle der Gegenstände, welche wir zu betrach-
ten haben, oft eine gedrängte Kürze nöthig machen, bei andern
werden wir länger verweilen müssen: denn es liegt immer nur
in der Unvolkommenheit der Wissenschaft selbst, dass man sie
nicht kurz vortragen kann. Wo schon vieles bekant und unter-
sucht ist, oder wo in den Wissenschaften, welche einer mathe-
matischen Behandlung fähig sind, da ist es leichter, kurz
zu sein, als in solchen, wo es mehr auf eine richtige Beur-
theilung von Thatsachen und Wahrnehmungen ankömt wie
z. B. in der Meteorologie und in der Lehre vom Magnetismus.



Die Natur ist Einheit und Vielheit, sie ist der Inbegrif der Na-
turdinge und der Naturkräfte; die Naturkentnis ist mithin die
Kentnis der Dinge neben- oder nacheinander, und somit zer-

wird mir Gelegenheit geben, vieles in ein helleres Licht zu
sezen. Zugleich mus ich hier bemerken, dass es durchaus
nicht meine Absicht ist, von der Wissenschaft nur eine enzy-
klopädische Ansicht zu geben, vielmehr hoffe ich, dass wir
uns von der Oberflächlichkeit, der unzertrenlichen Gefähr-
tin jener Ansicht, immer entfernt halten werden. Al-
lerdings wird die grosse Fülle der Gegenstände, welche wir zu betrach-
ten haben, oft eine gedrängte Kürze nöthig machen, bei andern
werden wir länger verweilen müssen: denn es liegt immer nur
in der Unvolkommenheit der Wissenschaft selbst, dass man sie
nicht kurz vortragen kann. Wo schon vieles bekant und unter-
sucht ist, oder wo in den Wissenschaften, welche einer mathe-
matischen Behandlung fähig sind, da ist es leichter, kurz
zu sein, als in solchen, wo es mehr auf eine richtige Beur-
theilung von Thatsachen und Wahrnehmungen ankömt wie
z. B. in der Meteorologie und in der Lehre vom Magnetismus.



Die Natur ist Einheit und Vielheit, sie ist der Inbegrif der Na-
turdinge und der Naturkräfte; die Naturkentnis ist mithin die
Kentnis der Dinge neben- oder nacheinander, und somit zer-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="session" n="5">
          <p><pb facs="#f0051" n="24r"/>
wird mir Gelegenheit geben, vieles in ein helleres Licht zu<lb/>
sezen. Zugleich mus ich hier bemerken, dass es durchaus<lb/>
nicht meine Absicht ist, von der Wissenschaft nur eine enzy-<lb/>
klopädische Ansicht zu geben, vielmehr hoffe ich, dass wir<lb/>
uns von der Oberflächlichkeit, der unzertrenlichen Gefähr-<lb/>
tin jener Ansicht, immer entfernt halten werden. Al-<lb/>
lerdings wird die grosse Fülle der Gegenstände, welche wir zu betrach-<lb/>
ten haben, oft eine gedrängte Kürze nöthig machen, bei andern<lb/>
werden wir länger verweilen müssen: denn es liegt immer nur<lb/>
in der Unvolkommenheit der Wissenschaft selbst, dass man sie<lb/>
nicht kurz vortragen kann. Wo schon vieles bekant und unter-<lb/>
sucht ist, oder <del rendition="#s">wo</del> in den Wissenschaften, welche einer mathe-<lb/>
matischen Behandlung fähig sind, da ist es leichter, kurz<lb/>
zu sein, als in solchen, wo es mehr auf eine richtige Beur-<lb/>
theilung von Thatsachen und Wahrnehmungen ankömt wie<lb/><choice><orig>zB.</orig><reg resp="#CT">z. B.</reg></choice> in der Meteorologie und in der Lehre vom Magnetismus.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Die Natur ist Einheit und Vielheit, sie ist der Inbegrif der Na-<lb/>
turdinge und der Naturkräfte; die Naturkentnis ist mithin die<lb/>
Kentnis der Dinge <choice><orig>neben</orig><reg resp="#CT">neben-</reg></choice> oder nacheinander, und somit zer-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24r/0051] wird mir Gelegenheit geben, vieles in ein helleres Licht zu sezen. Zugleich mus ich hier bemerken, dass es durchaus nicht meine Absicht ist, von der Wissenschaft nur eine enzy- klopädische Ansicht zu geben, vielmehr hoffe ich, dass wir uns von der Oberflächlichkeit, der unzertrenlichen Gefähr- tin jener Ansicht, immer entfernt halten werden. Al- lerdings wird die grosse Fülle der Gegenstände, welche wir zu betrach- ten haben, oft eine gedrängte Kürze nöthig machen, bei andern werden wir länger verweilen müssen: denn es liegt immer nur in der Unvolkommenheit der Wissenschaft selbst, dass man sie nicht kurz vortragen kann. Wo schon vieles bekant und unter- sucht ist, oder wo in den Wissenschaften, welche einer mathe- matischen Behandlung fähig sind, da ist es leichter, kurz zu sein, als in solchen, wo es mehr auf eine richtige Beur- theilung von Thatsachen und Wahrnehmungen ankömt wie zB. in der Meteorologie und in der Lehre vom Magnetismus. Die Natur ist Einheit und Vielheit, sie ist der Inbegrif der Na- turdinge und der Naturkräfte; die Naturkentnis ist mithin die Kentnis der Dinge neben oder nacheinander, und somit zer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/51
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 24r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/51>, abgerufen am 19.04.2024.