Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

dies verliert sich aber nach einigen Tagen. Eine andre Erscheinung
ist das Bluten auf hohen Bergen, welches ich an mir selbst erfuhr,
als ich mich zu einer Höhe von 18000 Fus erhoben hatte. Das Blut
drang aus den Lippen, Fingerspizen und Ohren, nicht etwa in Folge
einer verstärkten Thätigkeit der Gefässe, sondern durch die Hin-
wegnahme des äusseren Drukkes.

44. Vorlesung, 28. März 1828

Der Effekt der verdünten Luft auf das Abdominalsystem ist noch
viel bedeutender als der auf die Respirazion. Das Bluten bemerkt
man besonders bei jungen Personen, die eine feine Haut haben. Auf
der Hochebne von Antisana, welche 1200 Fus höher liegt als der Pic
von Teneriffa steht ein vereinzelter Meierhof: die: Ferma de An-
tisana, wo sich eine Menge verwilderter Stiere befinden: wenn diese
von Reitern gehezt werden: so ist es nicht selten, dass sie Blut
speien und stürzen, weil durch die Muskelbewegung das Blut sehr
stark in Wallung kömt.

Ein Hauptübel auf jenen Höhen ist die Lust zum speien, die
man grade so findet wie auf dem Meere: daher nennen die
Spanier es auch: mal de montannas: es äussert sich grade so wie
die Seekrankheit, und besonders bei Frauen und schwächeren Personen.
Wenn diese aus den Hochebnen von Bogota ihre Verwandte in

dies verliert sich aber nach einigen Tagen. Eine andre Erscheinung
ist das Bluten auf hohen Bergen, welches ich an mir selbst erfuhr,
als ich mich zu einer Höhe von 18000 Fus erhoben hatte. Das Blut
drang aus den Lippen, Fingerspizen und Ohren, nicht etwa in Folge
einer verstärkten Thätigkeit der Gefässe, sondern durch die Hin-
wegnahme des äusseren Drukkes.

44. Vorlesung, 28. März 1828

Der Effekt der verdünten Luft auf das Abdominalsystem ist noch
viel bedeutender als der auf die Respirazion. Das Bluten bemerkt
man besonders bei jungen Personen, die eine feine Haut haben. Auf
der Hochebne von Antisana, welche 1200 Fus höher liegt als der Pic
von Teneriffa steht ein vereinzelter Meierhof: die: Ferma de An-
tisana, wo sich eine Menge verwilderter Stiere befinden: wenn diese
von Reitern gehezt werden: so ist es nicht selten, dass sie Blut
speien und stürzen, weil durch die Muskelbewegung das Blut sehr
stark in Wallung kömt.

Ein Hauptübel auf jenen Höhen ist die Lust zum speien, die
man grade so findet wie auf dem Meere: daher nennen die
Spanier es auch: mal de montañas: es äussert sich grade so wie
die Seekrankheit, und besonders bei Frauen und schwächeren Personen.
Wenn diese aus den Hochebnen von Bogotà ihre Verwandte in

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="session" n="43">
          <p><pb facs="#f0537" n="267r"/>
dies verliert sich aber nach einigen Tagen. Eine andre Erscheinung<lb/>
ist das Bluten auf hohen Bergen, welches ich an mir selbst erfuhr,<lb/>
als ich mich zu einer Höhe von 18000 Fus erhoben hatte. Das Blut<lb/>
drang aus den Lippen, Fingerspizen und Ohren, nicht etwa in Folge<lb/>
einer verstärkten Thätigkeit der Gefässe, sondern durch die Hin-<lb/>
wegnahme des äusseren Drukkes.</p><lb/>
        </div>
        <div type="session" n="44">
          <head type="rightMargin">
            <choice>
              <orig><hi rendition="#b">44.</hi><space dim="horizontal"/> 28 März.</orig>
              <reg resp="#CT">44. Vorlesung, <ref target="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/gliederung"><date when="1828-03-28">28. März 1828</date></ref></reg>
            </choice>
          </head><lb/>
          <p>Der Effekt der verdünten Luft auf das Abdominalsystem ist noch<lb/>
viel bedeutender als der auf die Respirazion. Das Bluten bemerkt<lb/>
man besonders bei jungen Personen, die eine feine Haut haben. Auf<lb/>
der Hochebne von Antisana, welche 1200 Fus höher liegt als der Pic<lb/>
von Teneriffa steht ein vereinzelter Meierhof: die: Ferma de An-<lb/>
tisana, wo sich eine Menge verwilderter Stiere befinden: wenn diese<lb/>
von Reitern gehezt werden: so ist es nicht selten, dass sie Blut<lb/>
speien und stürzen, weil durch die Muskelbewegung das Blut sehr<lb/>
stark in Wallung kömt.</p><lb/>
          <p>Ein Hauptübel auf jenen Höhen ist die Lust zum speien, die<lb/>
man grade so findet wie auf dem Meere: daher nennen die<lb/>
Spanier es auch: mal de montañas: es äussert sich grade so wie<lb/>
die Seekrankheit, und besonders bei Frauen und schwächeren Personen.<lb/>
Wenn diese aus den Hochebnen von Bogotà ihre Verwandte in<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[267r/0537] dies verliert sich aber nach einigen Tagen. Eine andre Erscheinung ist das Bluten auf hohen Bergen, welches ich an mir selbst erfuhr, als ich mich zu einer Höhe von 18000 Fus erhoben hatte. Das Blut drang aus den Lippen, Fingerspizen und Ohren, nicht etwa in Folge einer verstärkten Thätigkeit der Gefässe, sondern durch die Hin- wegnahme des äusseren Drukkes. 44. 28 März. Der Effekt der verdünten Luft auf das Abdominalsystem ist noch viel bedeutender als der auf die Respirazion. Das Bluten bemerkt man besonders bei jungen Personen, die eine feine Haut haben. Auf der Hochebne von Antisana, welche 1200 Fus höher liegt als der Pic von Teneriffa steht ein vereinzelter Meierhof: die: Ferma de An- tisana, wo sich eine Menge verwilderter Stiere befinden: wenn diese von Reitern gehezt werden: so ist es nicht selten, dass sie Blut speien und stürzen, weil durch die Muskelbewegung das Blut sehr stark in Wallung kömt. Ein Hauptübel auf jenen Höhen ist die Lust zum speien, die man grade so findet wie auf dem Meere: daher nennen die Spanier es auch: mal de montañas: es äussert sich grade so wie die Seekrankheit, und besonders bei Frauen und schwächeren Personen. Wenn diese aus den Hochebnen von Bogotà ihre Verwandte in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/537
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 267r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/537>, abgerufen am 28.03.2024.