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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Ansicht zugethan. Am Ende des vergangen
Vulkanismus
hat hiebei jetzt die
Oberhand gewonnen.

Jahrhunderts hat der Vulkanismus mehr ü[ber-]
hand genommen
u. der Einfluß der Beobach-
tungen selbst hat dies Resultat erzeugt.
So ist man allgemein der Meinung, daß selbst
Granit ein Produckt des Feuers ist, [unleserliches Material]unte[r]
Einfluß einer großen Temperatur. Man
konnte einen geologischen Termometer anfertig[en]
von Neptunisten u. Vulkanisten, welches auch
Lamarque gethan. Leibnitz u. Buffon geh[ör-]
ten zu letztern. Stabilität können in die-
ser Wissenschaft nur die rühmen, die Stille
stehen u. Ruhe des Gemüths in dem Abläugn[en]
aller Erfahrung suchen. Araber gaben d[en]
ersten Anstoß der Wissenschaft der Geolog[ie.]
Sie theilten jedoch dieselben nur nach Far[be]
u. ihrer Anwendbarkeit beim Bilden etc. [ein]
nicht nach der innern Gattung u. Beschaffen-
heit. Diese u. die ganze Kristallogra-
phie ist erst von Hay u. Weiss näher
Geognosie
erst seit kurzem als
Wissenschaft behandelt.

begründet worden. Geognosie oder Be-
lehrung über den Planeten selbst, ist al[s]
neueste Wissenschaft kaum seit 40 J. be-
trieben. Das glänzenste Verdienst um das
Studium der Gebirgsmassen u. Untersu-
chung deren Formation hat sich Werner
in Freyberg erworben. Jch will hier nicht a[n]
die geologischen Träumereien erinnern, di[e]
nicht bloße Vermuthungen, sondern rein[e]
Spiele dichterischer Einbildungskraft sind;
wie Zb. bei den Pythagoräern, die die

physische

Anſicht zugethan. Am Ende des vergangen
Vulkanismus
hat hiebei jetzt die
Oberhand gewoñen.

Jahrhunderts hat der Vulkanismus mehr ü[ber-]
hand genom̃en
u. der Einfluß der Beobach-
tungen ſelbſt hat dies Reſultat erzeugt.
So iſt man allgemein der Meinung, daß ſelbſt
Granit ein Produckt des Feuers iſt, [unleserliches Material]unte[r]
Einfluß einer großen Temperatur. Man
koñte einen geologiſchen Termometer anfertig[en]
von Neptuniſten u. Vulkaniſten, welches auch
Lamarque gethan. Leibnitz u. Buffon geh[ör-]
ten zu letztern. Stabilität köñen in die-
ſer Wiſſenſchaft nur die rühmen, die Stille
ſtehen u. Ruhe des Gemüths in dem Abläugn[en]
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u. ihrer Anwendbarkeit beim Bilden etc. [ein]
nicht nach der iñern Gattung u. Beſchaffen-
heit. Dieſe u. die ganze Kriſtallogra-
phie iſt erſt von Hay u. Weiſs näher
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erſt ſeit kurzem als
Wiſſenſchaft behandelt.

begründet worden. Geognoſie oder Be-
lehrung über den Planeten ſelbſt, iſt al[s]
neueſte Wiſſenſchaft kaum ſeit 40 J. be-
trieben. Das glänzenſte Verdienſt um das
Studium der Gebirgsmaſſen u. Unterſu-
chung deren Formation hat ſich Werner
in Freyberg erworben. Jch will hier nicht a[n]
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Zitationshilfe: Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 194.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/198>, abgerufen am 19.04.2024.