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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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daß man sie in einer Wache nicht zählt,
fallen sie oft vor bei dem heitersten Himmel,
ohne irgend ein Anzeichen. Als das große
Erdbeben von Rio Bamba war, welches
30-40,000 Eingebornen in einer Secunde
das Leben raubte, da trat bald durch
die Regenzeit ein. Selbst die kleinen stündl.
Variationen des Barometers verändern
sich bei keinem Erdbeben, sondern es
bleibt im Steigen wenn es im Steigen ist
Erdbeben mit
Getöse verbunden

u. so umgekehrt. Die Erdbeben sind häu-
fig mit Getöse verbunden.
Die in Jtalien
können aber gar nicht mit denen in Quito
vergleichen werden, welches ganz ausgeholt
ist. Dies Getöse ist oft rasselnd, hellel
tönend wie Kettengeklirr, oder als wenn
ungeheure Glashaufen über einander rollen.
Oft ist es gar nicht mit Erdbeben begleitet
Ein merkw. Beispiel von solchem Getöse
war 1784. Es währte 3 Monate lang
u. war erst schwach, denn immer stärker.
Jn den Bergwerken war es nicht lauter
u. gefüllte Wassergläser wurden nicht im
ven beunruhigt. Das ganze Phäno-
men war auf 1/4 # Meile eingeschränkt
da, wo hauptsächlich Silbererge zu finden,
u. hörte nach u. nach ohne Erschütterung
auf. Hiemit stehen in Verbindung die Getö-
se die gehört werden, wenn Vulkane einen
starken Ausbruch haben, in einer Entfer-
nung noch wie von Rom bis Berlin. Nach
der Zerstörung von Caracas hatte der
Vulkan von St. Vincent große Ausbrüche
u. in einem Raume von 3000 # Ml. war die

Getöse

daß man ſie in einer Wache nicht zählt,
fallen ſie oft vor bei dem heiterſten Him̃el,
ohne irgend ein Anzeichen. Als das große
Erdbeben von Rio Bamba war, welches
30–40,000 Eingebornen in einer Secunde
das Leben raubte, da trat bald durch
die Regenzeit ein. Selbſt die kleinen ſtündl.
Variationen des Barometers verändern
ſich bei keinem Erdbeben, ſondern es
bleibt im Steigen weñ es im Steigen iſt
Erdbeben mit
Getöſe verbunden

u. ſo umgekehrt. Die Erdbeben ſind häu-
fig mit Getöſe verbunden.
Die in Jtalien
köñen aber gar nicht mit denen in Quito
vergleichen werden, welches ganz ausgeholt
iſt. Dies Getöſe iſt oft raſſelnd, hellel
tönend wie Kettengeklirr, oder als weñ
ungeheure Glashaufen über einander rollen.
Oft iſt es gar nicht mit Erdbeben begleitet
Ein merkw. Beiſpiel von ſolchem Getöſe
war 1784. Es währte 3 Monate lang
u. war erſt ſchwach, deñ im̃er ſtärker.
Jn den Bergwerken war es nicht lauter
u. gefüllte Waſſergläſer wurden nicht im
ven beunruhigt. Das ganze Phäno-
men war auf ¼ □ Meile eingeſchränkt
da, wo hauptſächlich Silbererge zu finden,
u. hörte nach u. nach ohne Erſchütterung
auf. Hiemit ſtehen in Verbindung die Getö-
ſe die gehört werden, weñ Vulkane einen
ſtarken Ausbruch haben, in einer Entfer-
nung noch wie von Rom bis Berlin. Nach
der Zerſtörung von Caracas hatte der
Vulkan von St. Vincent große Ausbrüche
u. in einem Raume von 3000 □ Ml. war die

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Zitationshilfe: Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 196.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/200>, abgerufen am 28.03.2024.