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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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der Fläche, u. durch die Geschwindigkeit des
Laufs bestimmt. Die schönsten Messungen über
die Schnelligkeit des Nils; mit der die Schnelle
der Donau nicht verglichen werden kann, ver-
danken wir den Franzosen. - Die
Mündungen
der Flüsse.

Flüsse münden sich entweder in binnenländi-
sche Seen, Steppenflüsse, oder sie gehen in
das Meer. Unter den Tropenzonen bemerkt
man oft, daß die Wassermenge abnimmt, je
weiter der Fluß strömt. Dies ist der Fall
bei dem Rio Apure, der 4 mal breiter
als die Donau, doch immer sanfter wird,
je weiter er fließt. Dadurch daß der
Fluß durch Sandebenen strömt, die bis
auf 52° R. erhitzt sind, sickert das Wasser
ein, u. wird verdunstet. Auf diese Weise
verliert auch wohl der Niger seine Gewä-
ser. - Bei den periodischen Schwingun-
gen der Gewässer der großen Meere, die
durch die Sonne u. den Mond veranlaßt
Ebbe u. Fluth
werden, u. die man Ebbe u. Fluth nennt,
werden auf die Gewässer der Flüsse gehoben,
u. senken sich alsdann nieder. Da das
süße Wasser leichter ist wie das See-
wasser, so hebt letzteres das erstere
in die Höhe. Diese Oscillationen bewei-
sen augenscheinlich die Attraction der
Sonne u. des Mondes. Bei den Alten konn-
ten höchstens die Phönizier, die über die
Straße von Gibraltar hinaus gingen, die[s]
Phänomen in seiner ganzen Größe kennen
lernen. Die Griechen betrachteten als ein
großes Wunder, das Steigen u. Fallen des
Jndus, als sei dies bei dem Zuge Alexan-
der
s erblickten. Plato war bekannt mit

dieser

der Fläche, u. durch die Geſchwindigkeit des
Laufs beſtim̃t. Die ſchönſten Meſſungen über
die Schnelligkeit des Nils; mit der die Schnelle
der Donau nicht verglichen werden kañ, ver-
danken wir den Franzoſen. – Die
Mündungen
der Flüſſe.

Flüſſe münden ſich entweder in biñenländi-
ſche Seen, Steppenflüſſe, oder ſie gehen in
das Meer. Unter den Tropenzonen bemerkt
man oft, daß die Waſſermenge abnim̃t, je
weiter der Fluß ſtrömt. Dies iſt der Fall
bei dem Rio Apure, der 4 mal breiter
als die Donau, doch im̃er ſanfter wird,
je weiter er fließt. Dadurch daß der
Fluß durch Sandebenen ſtrömt, die bis
auf 52° R. erhitzt ſind, ſickert das Waſſer
ein, u. wird verdunſtet. Auf dieſe Weiſe
verliert auch wohl der Niger ſeine Gewä-
ſer. – Bei den periodiſchen Schwingun-
gen der Gewäſſer der großen Meere, die
durch die Soñe u. den Mond veranlaßt
Ebbe u. Fluth
werden, u. die man Ebbe u. Fluth neñt,
werden auf die Gewäſſer der Flüſſe gehoben,
u. ſenken ſich alsdañ nieder. Da das
ſüße Waſſer leichter iſt wie das See-
waſſer, ſo hebt letzteres das erſtere
in die Höhe. Dieſe Oſcillationen bewei-
ſen augenſcheinlich die Attraction der
Soñe u. des Mondes. Bei den Alten koñ-
ten höchſtens die Phönizier, die über die
Straße von Gibraltar hinaus gingen, die[s]
Phänomen in ſeiner ganzen Größe keñen
lernen. Die Griechen betrachteten als ein
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[250./0267] der Fläche, u. durch die Geſchwindigkeit des Laufs beſtim̃t. Die ſchönſten Meſſungen über die Schnelligkeit des Nils; mit der die Schnelle der Donau nicht verglichen werden kañ, ver- danken wir den Franzoſen. – Die Flüſſe münden ſich entweder in biñenländi- ſche Seen, Steppenflüſſe, oder ſie gehen in das Meer. Unter den Tropenzonen bemerkt man oft, daß die Waſſermenge abnim̃t, je weiter der Fluß ſtrömt. Dies iſt der Fall bei dem Rio Apure, der 4 mal breiter als die Donau, doch im̃er ſanfter wird, je weiter er fließt. Dadurch daß der Fluß durch Sandebenen ſtrömt, die bis auf 52° R. erhitzt ſind, ſickert das Waſſer ein, u. wird verdunſtet. Auf dieſe Weiſe verliert auch wohl der Niger ſeine Gewä- ſer. – Bei den periodiſchen Schwingun- gen der Gewäſſer der großen Meere, die durch die Soñe u. den Mond veranlaßt werden, u. die man Ebbe u. Fluth neñt, werden auf die Gewäſſer der Flüſſe gehob, u. ſenken ſich alsdañ nieder. Da das ſüße Waſſer leichter iſt wie das See- waſſer, ſo hebt letzteres das erſtere in die Höhe. Dieſe Oſcillationen bewei- ſen augenſcheinlich die Attraction der Soñe u. des Mondes. Bei den Alten koñ- ten höchſtens die Phönizier, die über die Straße von Gibraltar hinaus gingen, dies Phänomen in ſeiner ganzen Größe keñen lernen. Die Griechen betrachteten als ein großes Wunder, das Steigen u. Fallen des Jndus, als ſei dies bei dem Zuge Alexan- ders erblickten. Plato war bekañt mit dieſer Mündungen der Flüſſe. Ebbe u. Fluth

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Zitationshilfe: Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 250.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/267>, abgerufen am 19.04.2024.