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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Absolute Tiefe
des Meeres

ganz richtig bestimmten, nämlich die tiefste T[ie-]
fe des Meeres, gleich der größten Höhe der
Berge. Die Dichtigkeit des Gewässers
Dichtigkeit
des Gewässers

sollte eigentlich unter dem Aequator, o[der]
vielmehr da sein, wo die Kurve, welche
die Sonne bildet, um die Erde geht. Dies
ist jedoch nicht der Fall. Man hat die Un-
terschiede der Dichtigkeit des Meerwasser
untersucht u. gefunden, daß die Längen
einen größern Einfluß auf diese u. die
Sole des Wassers äußern, als die Brei-
ten. Jn der Höhe ist das Meerwasser
nicht salziger als in der Tiefe. Die Chemi-
Bestandtheile
des Seewassers

schen Bestandtheile desselben sind merk-
würdig, u. es enthält vier Stoffe: Na-
tron, Bittererde, Salzsauren Kalk-
kochsalz. Salpetersaures Salz ist nir-
gend gefunden. Ein anderer Bestandtheil
der sehr gering ist, ist freie Kalksaure
Kalkerde, die gewiß den Schalthieres Nahrung
giebt. Häufig findet man in Sanddü-
nen filtrirtes Seewasser, welches förm-
lich süß geworden, u. sich selbst gereinigt
hat. Jm Meer finden sich auf großen Stre[-]
cken süße Wasserquellen, welche die
Manati oder Seekühe gewittert haben,
u. die sich daselbst aufhalten. Man
kann auch durch Destillation süßes Wasser
gewinnen, welches Fressinet auf seinen Reise
beinahe stets gebraucht. Auch, wenn das
Seewasser durch eine Sandlage von 15 Fuß
Tiefe etwa sickert wird es süß; jedoch hält
dies nicht lange vor. Die Alten ließen in
Schwämmen den Dunst auffangen, der süß r[och]

oder

Absolute Tiefe
des Meeres

ganz richtig beſtim̃ten, nämlich die tiefſte T[ie-]
fe des Meeres, gleich der größten Höhe der
Berge. Die Dichtigkeit des Gewäſſers
Dichtigkeit
des Gewäſſers

ſollte eigentlich unter dem Aequator, o[der]
vielmehr da ſein, wo die Kurve, welche
die Soñe bildet, um die Erde geht. Dies
iſt jedoch nicht der Fall. Man hat die Un-
terſchiede der Dichtigkeit des Meerwaſſer
unterſucht u. gefunden, daß die Längen
einen größern Einfluß auf dieſe u. die
Sole des Waſſers äußern, als die Brei-
ten. Jn der Höhe iſt das Meerwaſſer
nicht ſalziger als in der Tiefe. Die Chemi-
Beſtandtheile
des Seewaſſers

ſchen Beſtandtheile deſſelben ſind merk-
würdig, u. es enthält vier Stoffe: Na-
tron, Bittererde, Salzſauren Kalk-
kochſalz. Salpeterſaures Salz iſt nir-
gend gefunden. Ein anderer Beſtandtheil
der ſehr gering iſt, iſt freie Kalkſaure
Kalkerde, die gewiß den Schalthieres Nahrung
giebt. Häufig findet man in Sanddü-
nen filtrirtes Seewaſſer, welches förm-
lich ſüß geworden, u. ſich ſelbſt gereinigt
hat. Jm Meer finden ſich auf großen Stre[-]
cken ſüße Waſſerquellen, welche die
Manati oder Seekühe gewittert haben,
u. die ſich daſelbſt aufhalten. Man
kañ auch durch Deſtillation ſüßes Waſſer
gewiñen, welches Fressinet auf ſeinen Reiſe
beinahe ſtets gebraucht. Auch, weñ das
Seewaſſer durch eine Sandlage von 15 Fuß
Tiefe etwa ſickert wird es ſüß; jedoch hält
dies nicht lange vor. Die Alten ließen in
Schwäm̃en den Dunſt auffangen, der ſüß r[och]

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[254./0271] ganz richtig beſtim̃ten, nämlich die tiefſte Tie- fe des Meeres, gleich der größten Höhe der Berge. Die Dichtigkeit des Gewäſſers ſollte eigentlich unter dem Aequator, oder vielmehr da ſein, wo die Kurve, welche die Soñe bildet, um die Erde geht. Dies iſt jedoch nicht der Fall. Man hat die Un- terſchiede der Dichtigkeit des Meerwaſſer unterſucht u. gefunden, daß die Längen einen größern Einfluß auf dieſe u. die Sole des Waſſers äußern, als die Brei- ten. Jn der Höhe iſt das Meerwaſſer nicht ſalziger als in der Tiefe. Die Chemi- ſchen Beſtandtheile deſſelben ſind merk- würdig, u. es enthält vier Stoffe: Na- tron, Bittererde, Salzſauren Kalk- kochſalz. Salpeterſaures Salz iſt nir- gend gefunden. Ein anderer Beſtandtheil der ſehr gering iſt, iſt freie Kalkſaure Kalkerde, die gewiß den Schalthieres Nahrung giebt. Häufig findet man in Sanddü- nen filtrirtes Seewaſſer, welches förm- lich ſüß geworden, u. ſich ſelbſt gereinigt hat. Jm Meer finden ſich auf großen Stre- cken ſüße Waſſerquellen, welche die Manati oder Seekühe gewittert haben, u. die ſich daſelbſt aufhalten. Man kañ auch durch Deſtillation ſüßes Waſſer gewiñen, welches Fressinet auf ſeinen Reiſe beinahe ſtets gebraucht. Auch, weñ das Seewaſſer durch eine Sandlage von 15 Fuß Tiefe etwa ſickert wird es ſüß; jedoch hält dies nicht lange vor. Die Alten ließen in Schwäm̃en den Dunſt auffangen, der ſüß roch oder Absolute Tiefe des Meeres Dichtigkeit des Gewäſſers Beſtandtheile des Seewaſſers

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Zitationshilfe: Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 254.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/271>, abgerufen am 29.03.2024.