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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.

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ich nicht manche Personen in der Geschichte ganz
ausgelassen habe, die darin mit agiret hatten und
in meiner biographischen Zuckermühle als unter¬
schlächtige Räder mit im Gange gewesen waren;
noch mehr, ich gebe meinem Widersacher-Paar so¬
gar die Erlaubniß, die weggelassenen Personnagen --
sie haben einige Gewalt, zu schaden -- der Welt zu
nennen, wenn dieser doppelte Geier das Herz dazu
hat. . . .

Der gute Spizius Hofmann wedelt jetzt und
springt vor mir in die Höhe. Guter fleißiger Post¬
hund! biographische Egerie des Jean Pauls! ich
werde dich zur Aufmunterung sobald ich Zeit habe,
ausschinden und nett ausbälgen und mit einer Heu-
Wurstfülle durchschießen, um dich in eine öffentliche
Rathsbibliothek als dein eignes Brustbild neben an¬
dere Gelehrte von Rang einzustellen! -- Meusel ist
ein billiger Mann, den ich in einem eignen Privat¬
schreiben um einen Siz im gelehrten Deutschland
für den Spiz ansprechen will; dieser Gelehrte wird
so gut wie ich nicht einsehen, warum ein so fleißiger
Handlanger und Kompilator und Spediteur der Ge¬
lehrsamkeit als mein Hund ist, blos darum ein elen¬
deres kälteres Schicksal erleiden soll als andere ge¬
lehrte Handlanger, blos darum sag' ich, weil er ei¬
nen Schwanz trägt, der sein Steis-Toupee vorstellt.
Blos der setzt das arme Vieh unter den Gelehrten
herunter.

ich nicht manche Perſonen in der Geſchichte ganz
ausgelaſſen habe, die darin mit agiret hatten und
in meiner biographiſchen Zuckermuͤhle als unter¬
ſchlaͤchtige Raͤder mit im Gange geweſen waren;
noch mehr, ich gebe meinem Widerſacher-Paar ſo¬
gar die Erlaubniß, die weggelaſſenen Perſonnagen —
ſie haben einige Gewalt, zu ſchaden — der Welt zu
nennen, wenn dieſer doppelte Geier das Herz dazu
hat. . . .

Der gute Spizius Hofmann wedelt jetzt und
ſpringt vor mir in die Hoͤhe. Guter fleißiger Poſt¬
hund! biographiſche Egerie des Jean Pauls! ich
werde dich zur Aufmunterung ſobald ich Zeit habe,
ausſchinden und nett ausbaͤlgen und mit einer Heu-
Wurſtfuͤlle durchſchießen, um dich in eine oͤffentliche
Rathsbibliothek als dein eignes Bruſtbild neben an¬
dere Gelehrte von Rang einzuſtellen! — Meuſel iſt
ein billiger Mann, den ich in einem eignen Privat¬
ſchreiben um einen Siz im gelehrten Deutſchland
fuͤr den Spiz anſprechen will; dieſer Gelehrte wird
ſo gut wie ich nicht einſehen, warum ein ſo fleißiger
Handlanger und Kompilator und Spediteur der Ge¬
lehrſamkeit als mein Hund iſt, blos darum ein elen¬
deres kaͤlteres Schickſal erleiden ſoll als andere ge¬
lehrte Handlanger, blos darum ſag' ich, weil er ei¬
nen Schwanz traͤgt, der ſein Steis-Toupee vorſtellt.
Blos der ſetzt das arme Vieh unter den Gelehrten
herunter.

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[438/0448] ich nicht manche Perſonen in der Geſchichte ganz ausgelaſſen habe, die darin mit agiret hatten und in meiner biographiſchen Zuckermuͤhle als unter¬ ſchlaͤchtige Raͤder mit im Gange geweſen waren; noch mehr, ich gebe meinem Widerſacher-Paar ſo¬ gar die Erlaubniß, die weggelaſſenen Perſonnagen — ſie haben einige Gewalt, zu ſchaden — der Welt zu nennen, wenn dieſer doppelte Geier das Herz dazu hat. . . . Der gute Spizius Hofmann wedelt jetzt und ſpringt vor mir in die Hoͤhe. Guter fleißiger Poſt¬ hund! biographiſche Egerie des Jean Pauls! ich werde dich zur Aufmunterung ſobald ich Zeit habe, ausſchinden und nett ausbaͤlgen und mit einer Heu- Wurſtfuͤlle durchſchießen, um dich in eine oͤffentliche Rathsbibliothek als dein eignes Bruſtbild neben an¬ dere Gelehrte von Rang einzuſtellen! — Meuſel iſt ein billiger Mann, den ich in einem eignen Privat¬ ſchreiben um einen Siz im gelehrten Deutſchland fuͤr den Spiz anſprechen will; dieſer Gelehrte wird ſo gut wie ich nicht einſehen, warum ein ſo fleißiger Handlanger und Kompilator und Spediteur der Ge¬ lehrſamkeit als mein Hund iſt, blos darum ein elen¬ deres kaͤlteres Schickſal erleiden ſoll als andere ge¬ lehrte Handlanger, blos darum ſag' ich, weil er ei¬ nen Schwanz traͤgt, der ſein Steis-Toupee vorſtellt. Blos der ſetzt das arme Vieh unter den Gelehrten herunter.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/448>, abgerufen am 28.03.2024.