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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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7mal (alle drei Jahre sind Ehebruch und Eheschei¬
dung fällig) wären zu scheiden und zu kopuliren ge¬
wesen: was für Sportulneinbuße, da wir die Schei¬
dungskosten, die wir hätten versiebenfachen können,
vervierfachen mußten! Es ist ohnehin an einer sol¬
chen Scheidungsliquidation wenig, weil sie bekannt¬
lich moderirt wird und zwar vom Konsistorio selbst.
Man braucht noch dazu im Konsistorialzimmer die
Vor- und Nachsicht, daß ich allemal den Sportuln¬
zettel, wenn ihn das geschiedne Paar abgezahlt hat,
nach 15, 20 Jahren wieder extrahire und dem Kon¬
sistorialboten und Pfennigmeister von neuem mitge¬
be, nicht sowohl um die Sportuln zweimal einzu¬
kriegen (welches Nebensache ist) als um zweimal
darüber zu quittiren, falls das getrennte Paar die
erste Quittung verloren hätte, und auch, um es
vor einer dritten Zahlung sicher zu stellen. Man
will dem Paare alles leicht machen, wenn man es
in mehrerern und so großen Terminen zahlen lässet.

. . . . Und heute vor drei Jahren kopulirte man
mich meines Orts auch. . . . aber die damalige
Strohkranzrede war zu schlecht. . . .


F 2

7mal (alle drei Jahre ſind Ehebruch und Eheſchei¬
dung faͤllig) waͤren zu ſcheiden und zu kopuliren ge¬
weſen: was fuͤr Sportulneinbuße, da wir die Schei¬
dungskoſten, die wir haͤtten verſiebenfachen koͤnnen,
vervierfachen mußten! Es iſt ohnehin an einer ſol¬
chen Scheidungsliquidation wenig, weil ſie bekannt¬
lich moderirt wird und zwar vom Konſiſtorio ſelbſt.
Man braucht noch dazu im Konſiſtorialzimmer die
Vor- und Nachſicht, daß ich allemal den Sportuln¬
zettel, wenn ihn das geſchiedne Paar abgezahlt hat,
nach 15, 20 Jahren wieder extrahire und dem Kon¬
ſiſtorialboten und Pfennigmeiſter von neuem mitge¬
be, nicht ſowohl um die Sportuln zweimal einzu¬
kriegen (welches Nebenſache iſt) als um zweimal
daruͤber zu quittiren, falls das getrennte Paar die
erſte Quittung verloren haͤtte, und auch, um es
vor einer dritten Zahlung ſicher zu ſtellen. Man
will dem Paare alles leicht machen, wenn man es
in mehrerern und ſo großen Terminen zahlen laͤſſet.

. . . . Und heute vor drei Jahren kopulirte man
mich meines Orts auch. . . . aber die damalige
Strohkranzrede war zu ſchlecht. . . .


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[83/0119] 7mal (alle drei Jahre ſind Ehebruch und Eheſchei¬ dung faͤllig) waͤren zu ſcheiden und zu kopuliren ge¬ weſen: was fuͤr Sportulneinbuße, da wir die Schei¬ dungskoſten, die wir haͤtten verſiebenfachen koͤnnen, vervierfachen mußten! Es iſt ohnehin an einer ſol¬ chen Scheidungsliquidation wenig, weil ſie bekannt¬ lich moderirt wird und zwar vom Konſiſtorio ſelbſt. Man braucht noch dazu im Konſiſtorialzimmer die Vor- und Nachſicht, daß ich allemal den Sportuln¬ zettel, wenn ihn das geſchiedne Paar abgezahlt hat, nach 15, 20 Jahren wieder extrahire und dem Kon¬ ſiſtorialboten und Pfennigmeiſter von neuem mitge¬ be, nicht ſowohl um die Sportuln zweimal einzu¬ kriegen (welches Nebenſache iſt) als um zweimal daruͤber zu quittiren, falls das getrennte Paar die erſte Quittung verloren haͤtte, und auch, um es vor einer dritten Zahlung ſicher zu ſtellen. Man will dem Paare alles leicht machen, wenn man es in mehrerern und ſo großen Terminen zahlen laͤſſet. . . . . Und heute vor drei Jahren kopulirte man mich meines Orts auch. . . . aber die damalige Strohkranzrede war zu ſchlecht. . . . F 2

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/119>, abgerufen am 28.03.2024.