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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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Fortsetzung des vorigen Sektors.

Während ich die Aebtissin befragte: kam ich von
der humoristischen Rittmeisterin weg. Ich will se¬
tzen, ich oder der Leser hätten sie geheirathet: so
würden wir zwar dem Himmel danken, an ihren
Ringfinger unsern brillantirten Ring geschraubt zu
haben -- aber doch würden wir uns täglich wie
man sieht, mit ihr herum zu beissen haben: so ge¬
wiß bleibts, daß nicht die weiblichen Laster, sondern
die weiblichen Launen so viel Pferdestaub und Dor¬
nen in das Ehelager säen, daß oft der Satan dar¬
auf liegen möchte. --

Ohne Gustav, der soviel zuschleppt, kämen wir
vor zehn Minuten nicht aus dem Schlosse. Mein
Leser malt sich ihn wider meine Erwartung ganz
falsch vor, traurig nämlich, weil er aus seiner Kind¬
heits-Erdenwiege, aus seinem Adamsgarten und
von seinem Abendberge weichen soll. So falsch! --
Ein anderer Leser würde sich ihn freudig denken,
weil für Kinder, denen noch jede andre Szene eine
neue ist, Reisen die Schöpfung eines neuen Him¬
mels und einer neuen Erde ist und weil die Phan¬

Fortſetzung des vorigen Sektors.

Waͤhrend ich die Aebtiſſin befragte: kam ich von
der humoriſtiſchen Rittmeiſterin weg. Ich will ſe¬
tzen, ich oder der Leſer haͤtten ſie geheirathet: ſo
wuͤrden wir zwar dem Himmel danken, an ihren
Ringfinger unſern brillantirten Ring geſchraubt zu
haben — aber doch wuͤrden wir uns taͤglich wie
man ſieht, mit ihr herum zu beiſſen haben: ſo ge¬
wiß bleibts, daß nicht die weiblichen Laſter, ſondern
die weiblichen Launen ſo viel Pferdeſtaub und Dor¬
nen in das Ehelager ſaͤen, daß oft der Satan dar¬
auf liegen moͤchte. —

Ohne Guſtav, der ſoviel zuſchleppt, kaͤmen wir
vor zehn Minuten nicht aus dem Schloſſe. Mein
Leſer malt ſich ihn wider meine Erwartung ganz
falſch vor, traurig naͤmlich, weil er aus ſeiner Kind¬
heits-Erdenwiege, aus ſeinem Adamsgarten und
von ſeinem Abendberge weichen ſoll. So falſch! —
Ein anderer Leſer wuͤrde ſich ihn freudig denken,
weil fuͤr Kinder, denen noch jede andre Szene eine
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mels und einer neuen Erde iſt und weil die Phan¬

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[105/0141] Fortſetzung des vorigen Sektors. Waͤhrend ich die Aebtiſſin befragte: kam ich von der humoriſtiſchen Rittmeiſterin weg. Ich will ſe¬ tzen, ich oder der Leſer haͤtten ſie geheirathet: ſo wuͤrden wir zwar dem Himmel danken, an ihren Ringfinger unſern brillantirten Ring geſchraubt zu haben — aber doch wuͤrden wir uns taͤglich wie man ſieht, mit ihr herum zu beiſſen haben: ſo ge¬ wiß bleibts, daß nicht die weiblichen Laſter, ſondern die weiblichen Launen ſo viel Pferdeſtaub und Dor¬ nen in das Ehelager ſaͤen, daß oft der Satan dar¬ auf liegen moͤchte. — Ohne Guſtav, der ſoviel zuſchleppt, kaͤmen wir vor zehn Minuten nicht aus dem Schloſſe. Mein Leſer malt ſich ihn wider meine Erwartung ganz falſch vor, traurig naͤmlich, weil er aus ſeiner Kind¬ heits-Erdenwiege, aus ſeinem Adamsgarten und von ſeinem Abendberge weichen ſoll. So falſch! — Ein anderer Leſer wuͤrde ſich ihn freudig denken, weil fuͤr Kinder, denen noch jede andre Szene eine neue iſt, Reiſen die Schoͤpfung eines neuen Him¬ mels und einer neuen Erde iſt und weil die Phan¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/141>, abgerufen am 15.10.2024.