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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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nen noch zu zanken, noch zu loben, noch zu re¬
den.

Meine Lehnleute und Hintersassen, die mir so
viel von meinen 6 unnaturlichen Dingen abfischten,
gaben mir eben dadurch die Hälfte des ersten wie¬
der, das Wachen -- sie hatten sich aber meinet¬
wegen so in Schweiß gesetzt, daß ich ihrentwegen
auch darin lag. Da ich aufwachte: dacht' ich an¬
fangs, es wär' ein Traum; aber bei mehreren
Aufwachen merkt' ich, daß es, die Namen ausge¬
nommen, die gestohlne Geschichte meiner Nachbar¬
schaft war. Freilich ärgert michs so gut als würde
die Illumination und der musikalische Lärm
meinetwegen gemacht, daß die Unterthanen beide
in der boshaften Absicht machen, ihren großen oder
kleinen Regenten durch Ekel und Plage wieder auf
seine Reise zurück zu jagen: denn sie borgtens klar
den orientalischen Karavanen ab, die gleichfalls
durch Trommeln und Feuerschlagen wilde
Thiere sich vom Leibe halten.


nen noch zu zanken, noch zu loben, noch zu re¬
den.

Meine Lehnleute und Hinterſaſſen, die mir ſo
viel von meinen 6 unnaturlichen Dingen abfiſchten,
gaben mir eben dadurch die Haͤlfte des erſten wie¬
der, das Wachen — ſie hatten ſich aber meinet¬
wegen ſo in Schweiß geſetzt, daß ich ihrentwegen
auch darin lag. Da ich aufwachte: dacht' ich an¬
fangs, es waͤr' ein Traum; aber bei mehreren
Aufwachen merkt' ich, daß es, die Namen ausge¬
nommen, die geſtohlne Geſchichte meiner Nachbar¬
ſchaft war. Freilich aͤrgert michs ſo gut als wuͤrde
die Illumination und der muſikaliſche Laͤrm
meinetwegen gemacht, daß die Unterthanen beide
in der boshaften Abſicht machen, ihren großen oder
kleinen Regenten durch Ekel und Plage wieder auf
ſeine Reiſe zuruͤck zu jagen: denn ſie borgtens klar
den orientaliſchen Karavanen ab, die gleichfalls
durch Trommeln und Feuerſchlagen wilde
Thiere ſich vom Leibe halten.


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[38/0074] nen noch zu zanken, noch zu loben, noch zu re¬ den. Meine Lehnleute und Hinterſaſſen, die mir ſo viel von meinen 6 unnaturlichen Dingen abfiſchten, gaben mir eben dadurch die Haͤlfte des erſten wie¬ der, das Wachen — ſie hatten ſich aber meinet¬ wegen ſo in Schweiß geſetzt, daß ich ihrentwegen auch darin lag. Da ich aufwachte: dacht' ich an¬ fangs, es waͤr' ein Traum; aber bei mehreren Aufwachen merkt' ich, daß es, die Namen ausge¬ nommen, die geſtohlne Geſchichte meiner Nachbar¬ ſchaft war. Freilich aͤrgert michs ſo gut als wuͤrde die Illumination und der muſikaliſche Laͤrm meinetwegen gemacht, daß die Unterthanen beide in der boshaften Abſicht machen, ihren großen oder kleinen Regenten durch Ekel und Plage wieder auf ſeine Reiſe zuruͤck zu jagen: denn ſie borgtens klar den orientaliſchen Karavanen ab, die gleichfalls durch Trommeln und Feuerſchlagen wilde Thiere ſich vom Leibe halten.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/74>, abgerufen am 24.04.2024.