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Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801.

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"o seyn Sie ihm alles. Meine Mutter erkennt
"Ihren Einfluß -- Ziehen Sie ihn -- ich sag' es
"heraus -- besonders vom hohen Spiele ab."

Er konnte kaum das Ja verwirrt betheu¬
ern, als Rabette mit der fast unschicklich akzen¬
tuirten Bothschaft hereilte, daß die Mutter
komme. Wahrscheinlich hatte diese Rabettens
Alleinseyn gesehen. Albano trennte sich mit
abgebrochnen Reise-Wünschen von dem Paare
und vergaß im Sturm, Rabettens Bitte um
Besuche zu bejahen. Die begegnende Mutter
schrieb sein Feuer dem brüderlichen Scheiden zu.

Indem er durch die Fülle der Jahrs-Zeit
eilte, dacht' er an die reiche Zukunft, an Lia¬
nens Stammeln und Verhüllen: brauchen nicht
schöne weibliche Seelen wie jene Engel vor dem
Propheten nur zwei Flügel zum Erheben aber
vier zum Verhüllen? -- Das Meer des Le¬
bens gieng in hohen Wellen, aber überall
leuchtete es auf seiner weiten Fläche und Fun¬
ken tropften vom Ruder.

„o ſeyn Sie ihm alles. Meine Mutter erkennt
„Ihren Einfluß — Ziehen Sie ihn — ich ſag' es
„heraus — beſonders vom hohen Spiele ab.“

Er konnte kaum das Ja verwirrt betheu¬
ern, als Rabette mit der faſt unſchicklich akzen¬
tuirten Bothſchaft hereilte, daß die Mutter
komme. Wahrſcheinlich hatte dieſe Rabettens
Alleinſeyn geſehen. Albano trennte ſich mit
abgebrochnen Reiſe-Wünſchen von dem Paare
und vergaß im Sturm, Rabettens Bitte um
Beſuche zu bejahen. Die begegnende Mutter
ſchrieb ſein Feuer dem brüderlichen Scheiden zu.

Indem er durch die Fülle der Jahrs-Zeit
eilte, dacht’ er an die reiche Zukunft, an Lia¬
nens Stammeln und Verhüllen: brauchen nicht
ſchöne weibliche Seelen wie jene Engel vor dem
Propheten nur zwei Flügel zum Erheben aber
vier zum Verhüllen? — Das Meer des Le¬
bens gieng in hohen Wellen, aber überall
leuchtete es auf ſeiner weiten Fläche und Fun¬
ken tropften vom Ruder.

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[149/0157] „o ſeyn Sie ihm alles. Meine Mutter erkennt „Ihren Einfluß — Ziehen Sie ihn — ich ſag' es „heraus — beſonders vom hohen Spiele ab.“ Er konnte kaum das Ja verwirrt betheu¬ ern, als Rabette mit der faſt unſchicklich akzen¬ tuirten Bothſchaft hereilte, daß die Mutter komme. Wahrſcheinlich hatte dieſe Rabettens Alleinſeyn geſehen. Albano trennte ſich mit abgebrochnen Reiſe-Wünſchen von dem Paare und vergaß im Sturm, Rabettens Bitte um Beſuche zu bejahen. Die begegnende Mutter ſchrieb ſein Feuer dem brüderlichen Scheiden zu. Indem er durch die Fülle der Jahrs-Zeit eilte, dacht’ er an die reiche Zukunft, an Lia¬ nens Stammeln und Verhüllen: brauchen nicht ſchöne weibliche Seelen wie jene Engel vor dem Propheten nur zwei Flügel zum Erheben aber vier zum Verhüllen? — Das Meer des Le¬ bens gieng in hohen Wellen, aber überall leuchtete es auf ſeiner weiten Fläche und Fun¬ ken tropften vom Ruder.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801/157>, abgerufen am 29.03.2024.