Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Peckenstein, Lorenz. Theatri Saxonici. Teil 2. Jena, 1608.

Bild:
<< vorherige Seite

Sachsen / so man den deutschen Ruland / vnnd dann die Rechtehand des Römischen Reichs Ehren halben zugenamet / Anno 1471. auffs newe aussm Grund gantz steinern erhoben / also daß vier Gemach hoch alles vbereinander / auch biß vnter das Dach gewelbet / vnd recht Fürstlich vnd prechtig allerding zugerichtet / darüber Bawmeister Arnoldus Westphalus gewesen / ist wol zusehen / vnnd ein rechtes Fürstliches Sommerhaus / desgleichen keines im Lande der Gelegenheit vnd Lusts wegen / ob wol prächtigere vnd grössere derer verhanden / zu finden. Der Berg ist vor Alters mit einem Thiergarten vmbgeben gewesen / vnd hat dz Schlos einen trefflichen schönen Prospectum nach allen Plagis.

Neben diesem Fürstlichen Schlos haben in vorzeiten die Könige in Böhmen / vnd Vratislaus I. ein besonderes Schlos Anno 1088. nach der Höhe zur Gegenfestunge / daraus die Stadt in derer Gehorsam zu halten / zu demmal angelegt / als gantz Meissen vnd der Oberteil durch Keyser Heinrich den Vierdten / dem Königreich Böhmen zugeschlagen / vnd nach Böhmischer Sprach Guozedeck genant / dauon aber keine Vestigia jetzo in wenigsten der Rudera verhanden / vnnd allerding hernacher von dem alten Marggraffen vnd Erbherren zu grunde desolirt.

Auff diesem Schlos zu dem mal sich eine merckliche Historia zugetragen / so Cosmus Historicus mit diesen Vmbständen anziehen thut / Daß ein Böhmischer Herr / Beneda genant / des Königreichs Böhmen / aus was Vrsachen wird nicht angezogen / landreumig vnd ein Exul werden müssen / vnd als solcher sich nach Meissen / vnnd zu dem heiligen Mann Bischoff Bennoni, so ein Graff von Woldenburg aus Sachsen / vnd ingleichen in des Keysers vnd Königs Vngnaden gewesen / gewendet / vnd der König solches erfahren / habe er ihn durch gütliche Beschickung / aus Meissen zu sich ins Schlos Guozedeck bestellen lassen / Der Beneda trawte dem Könige / vnd stellet sich ein / dem der König mit guten Worten zugesprochen / sein Rapier vnd Mantel in Freundschafft abzulegen / welchem Beneda Folge thut / darauff wider Traw vnd Glauben der König solchen greiffen vnd anfassen lassen wil / Beneda so ein hertzhaffter Mann / erwischt in eil ein Schwerdt / so des Königs Cämmerling an der Seiten getragen / vnnd hewet zum ersten den Cämmerer / so den König schützen wollen / zu boden / der König / so allein / verheisset jhm in der Gefahr / Gnade zu erzeigen / als darauff Beneda einhalten thut / sticht vnd hawet der König auff solchen los / Beneda mus sich seiner Haut wehren / vnnd gibt dem Könige drey Streiche / also daß er fast zu boden gesuncken / in deme die Guardi wach worden / vnd auff Beneda zugeeilet / der dann in der ersten Furien zween Soldaten auff die Seel gefast / endlichen vbermannet / vnd gefenglichen angenommen / vnd ob er wol die Vntrew des Königes / vnd wie er zur

Sachsen / so man den deutschen Ruland / vnnd dann die Rechtehand des Römischen Reichs Ehren halben zugenamet / Anno 1471. auffs newe aussm Grund gantz steinern erhoben / also daß vier Gemach hoch alles vbereinander / auch biß vnter das Dach gewelbet / vnd recht Fürstlich vnd prechtig allerding zugerichtet / darüber Bawmeister Arnoldus Westphalus gewesen / ist wol zusehen / vnnd ein rechtes Fürstliches Sommerhaus / desgleichen keines im Lande der Gelegenheit vnd Lusts wegen / ob wol prächtigere vnd grössere derer verhanden / zu finden. Der Berg ist vor Alters mit einem Thiergarten vmbgeben gewesen / vnd hat dz Schlos einen trefflichen schönen Prospectum nach allen Plagis.

Neben diesem Fürstlichen Schlos haben in vorzeiten die Könige in Böhmen / vnd Vratislaus I. ein besonderes Schlos Anno 1088. nach der Höhe zur Gegenfestunge / daraus die Stadt in derer Gehorsam zu halten / zu demmal angelegt / als gantz Meissen vnd der Oberteil durch Keyser Heinrich den Vierdten / dem Königreich Böhmen zugeschlagen / vnd nach Böhmischer Sprach Guozedeck genant / dauon aber keine Vestigia jetzo in wenigsten der Rudera verhanden / vnnd allerding hernacher von dem alten Marggraffen vnd Erbherren zu grunde desolirt.

Auff diesem Schlos zu dem mal sich eine merckliche Historia zugetragen / so Cosmus Historicus mit diesen Vmbständen anziehen thut / Daß ein Böhmischer Herr / Beneda genant / des Königreichs Böhmen / aus was Vrsachen wird nicht angezogen / landreumig vnd ein Exul werden müssen / vnd als solcher sich nach Meissen / vnnd zu dem heiligen Mann Bischoff Bennoni, so ein Graff von Woldenburg aus Sachsen / vnd ingleichen in des Keysers vnd Königs Vngnaden gewesen / gewendet / vnd der König solches erfahren / habe er ihn durch gütliche Beschickung / aus Meissen zu sich ins Schlos Guozedeck bestellen lassen / Der Beneda trawte dem Könige / vnd stellet sich ein / dem der König mit guten Worten zugesprochen / sein Rapier vnd Mantel in Freundschafft abzulegen / welchem Beneda Folge thut / darauff wider Traw vnd Glauben der König solchen greiffen vnd anfassen lassen wil / Beneda so ein hertzhaffter Mann / erwischt in eil ein Schwerdt / so des Königs Cämmerling an der Seiten getragen / vnnd hewet zum ersten den Cämmerer / so den König schützen wollen / zu boden / der König / so allein / verheisset jhm in der Gefahr / Gnade zu erzeigen / als darauff Beneda einhalten thut / sticht vnd hawet der König auff solchen los / Beneda mus sich seiner Haut wehren / vnnd gibt dem Könige drey Streiche / also daß er fast zu boden gesuncken / in deme die Guardi wach worden / vnd auff Beneda zugeeilet / der dann in der ersten Furien zween Soldaten auff die Seel gefast / endlichen vbermannet / vnd gefenglichen angenommen / vnd ob er wol die Vntrew des Königes / vnd wie er zur

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0006" n="5"/>
Sachsen / so man den deutschen Ruland / vnnd dann die Rechtehand des Römischen Reichs Ehren halben zugenamet / <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1471. auffs newe aussm Grund gantz steinern erhoben / also daß vier Gemach hoch alles vbereinander / auch biß vnter das Dach gewelbet / vnd recht Fürstlich vnd prechtig allerding zugerichtet / darüber Bawmeister <hi rendition="#aq">Arnoldus Westphalus</hi> gewesen / ist wol zusehen / vnnd ein rechtes Fürstliches Sommerhaus / desgleichen keines im Lande der Gelegenheit vnd Lusts wegen / ob wol prächtigere vnd grössere derer verhanden / zu finden. Der Berg ist vor Alters mit einem Thiergarten vmbgeben gewesen / vnd hat dz Schlos einen trefflichen schönen <hi rendition="#aq">Prospectum</hi> nach allen <hi rendition="#aq">Plagis.</hi></p>
          <p>Neben diesem Fürstlichen Schlos haben in vorzeiten die Könige in Böhmen / vnd <hi rendition="#aq">Vratislaus I.</hi> ein besonderes Schlos <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1088. nach der Höhe zur Gegenfestunge / daraus die Stadt in derer Gehorsam zu halten / zu demmal angelegt / als gantz Meissen vnd der Oberteil durch Keyser Heinrich den Vierdten / dem Königreich Böhmen zugeschlagen / vnd nach Böhmischer Sprach Guozedeck genant / dauon aber keine <hi rendition="#aq">Vestigia</hi> jetzo in wenigsten der <hi rendition="#aq">Rudera</hi> verhanden / vnnd allerding hernacher von dem alten Marggraffen vnd Erbherren zu grunde <hi rendition="#aq">desolirt.</hi></p>
          <p>Auff diesem Schlos zu dem mal sich eine merckliche Historia zugetragen / so <hi rendition="#aq">Cosmus Historicus</hi> mit diesen Vmbständen anziehen thut / Daß ein Böhmischer Herr / <hi rendition="#aq">Beneda</hi> genant / des Königreichs Böhmen / aus was Vrsachen wird nicht angezogen / landreumig vnd ein <hi rendition="#aq">Exul</hi> werden müssen / vnd als solcher sich nach Meissen / vnnd zu dem heiligen Mann Bischoff <hi rendition="#aq">Bennoni,</hi> so ein Graff von Woldenburg aus Sachsen / vnd ingleichen in des Keysers vnd Königs Vngnaden gewesen / gewendet / vnd der König solches erfahren / habe er ihn durch gütliche Beschickung / aus Meissen zu sich ins Schlos Guozedeck bestellen lassen / Der <hi rendition="#aq">Beneda</hi> trawte dem Könige / vnd stellet sich ein / dem der König mit guten Worten zugesprochen / sein Rapier vnd Mantel in Freundschafft abzulegen / welchem <hi rendition="#aq">Beneda</hi> Folge thut / darauff wider Traw vnd Glauben der König solchen greiffen vnd anfassen lassen wil / <hi rendition="#aq">Beneda</hi> so ein hertzhaffter Mann / erwischt in eil ein Schwerdt / so des Königs Cämmerling an der Seiten getragen / vnnd hewet zum ersten den Cämmerer / so den König schützen wollen / zu boden / der König / so allein / verheisset jhm in der Gefahr / Gnade zu erzeigen / als darauff <hi rendition="#aq">Beneda</hi> einhalten thut / sticht vnd hawet der König auff solchen los / <hi rendition="#aq">Beneda</hi> mus sich seiner Haut wehren / vnnd gibt dem Könige drey Streiche / also daß er fast zu boden gesuncken / in deme die Guardi wach worden / vnd auff <hi rendition="#aq">Beneda</hi> zugeeilet / der dann in der ersten Furien zween Soldaten auff die Seel gefast / endlichen vbermannet / vnd gefenglichen angenommen / vnd ob er wol die Vntrew des Königes / vnd wie er zur
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0006] Sachsen / so man den deutschen Ruland / vnnd dann die Rechtehand des Römischen Reichs Ehren halben zugenamet / Anno 1471. auffs newe aussm Grund gantz steinern erhoben / also daß vier Gemach hoch alles vbereinander / auch biß vnter das Dach gewelbet / vnd recht Fürstlich vnd prechtig allerding zugerichtet / darüber Bawmeister Arnoldus Westphalus gewesen / ist wol zusehen / vnnd ein rechtes Fürstliches Sommerhaus / desgleichen keines im Lande der Gelegenheit vnd Lusts wegen / ob wol prächtigere vnd grössere derer verhanden / zu finden. Der Berg ist vor Alters mit einem Thiergarten vmbgeben gewesen / vnd hat dz Schlos einen trefflichen schönen Prospectum nach allen Plagis. Neben diesem Fürstlichen Schlos haben in vorzeiten die Könige in Böhmen / vnd Vratislaus I. ein besonderes Schlos Anno 1088. nach der Höhe zur Gegenfestunge / daraus die Stadt in derer Gehorsam zu halten / zu demmal angelegt / als gantz Meissen vnd der Oberteil durch Keyser Heinrich den Vierdten / dem Königreich Böhmen zugeschlagen / vnd nach Böhmischer Sprach Guozedeck genant / dauon aber keine Vestigia jetzo in wenigsten der Rudera verhanden / vnnd allerding hernacher von dem alten Marggraffen vnd Erbherren zu grunde desolirt. Auff diesem Schlos zu dem mal sich eine merckliche Historia zugetragen / so Cosmus Historicus mit diesen Vmbständen anziehen thut / Daß ein Böhmischer Herr / Beneda genant / des Königreichs Böhmen / aus was Vrsachen wird nicht angezogen / landreumig vnd ein Exul werden müssen / vnd als solcher sich nach Meissen / vnnd zu dem heiligen Mann Bischoff Bennoni, so ein Graff von Woldenburg aus Sachsen / vnd ingleichen in des Keysers vnd Königs Vngnaden gewesen / gewendet / vnd der König solches erfahren / habe er ihn durch gütliche Beschickung / aus Meissen zu sich ins Schlos Guozedeck bestellen lassen / Der Beneda trawte dem Könige / vnd stellet sich ein / dem der König mit guten Worten zugesprochen / sein Rapier vnd Mantel in Freundschafft abzulegen / welchem Beneda Folge thut / darauff wider Traw vnd Glauben der König solchen greiffen vnd anfassen lassen wil / Beneda so ein hertzhaffter Mann / erwischt in eil ein Schwerdt / so des Königs Cämmerling an der Seiten getragen / vnnd hewet zum ersten den Cämmerer / so den König schützen wollen / zu boden / der König / so allein / verheisset jhm in der Gefahr / Gnade zu erzeigen / als darauff Beneda einhalten thut / sticht vnd hawet der König auff solchen los / Beneda mus sich seiner Haut wehren / vnnd gibt dem Könige drey Streiche / also daß er fast zu boden gesuncken / in deme die Guardi wach worden / vnd auff Beneda zugeeilet / der dann in der ersten Furien zween Soldaten auff die Seel gefast / endlichen vbermannet / vnd gefenglichen angenommen / vnd ob er wol die Vntrew des Königes / vnd wie er zur

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-05-02T13:09:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
ULB Halle: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-05-02T13:09:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-02T13:09:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/peckenstein_theatri02_1608
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/peckenstein_theatri02_1608/6
Zitationshilfe: Peckenstein, Lorenz. Theatri Saxonici. Teil 2. Jena, 1608, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peckenstein_theatri02_1608/6>, abgerufen am 29.03.2024.