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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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Arner. -- Das ist brav Lieber! Wie
heißt der Bub?

Carl. -- Er heißt Jakobli und ist ein schö-
ner Bub, -- mit einem glatten weissen Haar,
und ein guter Bub, du kannst nicht glauben,
wie gut! und wie lieb er mir ist! --

Arner. Aber wem gehört er?

Carl. Er wohnt grad unten am Creuz-
brunnen, es sind so drey Tritt vor dem Haus.

Arner. Aber du weissest nicht, wie seine
Leuthe heissen?

Carl. Nein: Aber gäll du bist auch morn
nicht so gar bös mit ihnen, sie haben jezt schon
sint dem Sonntag nichts gethan als wei-
nen. --

Arner. Ich will mit allensammen nicht
bös seyn, aber du Lieber! Ich muß mit ihnen,
wie mit dir, wenn sie sich etwas böses ange-
wöhnt, doch auch machen, daß sie es sich wie-
der abgewöhnen, und du weist wohl, wie
schwer das Abgewöhnen alle Menschen an-
kommt, wenn man ihnen nicht den Ernst zeigt.

Carl. Aber gäll! Wenn sie es denn nicht
mehr thun, so bist du denn auch wieder gut
mit ihnen?

Arner. Ach, -- ich bin so froh, wenn
ich kann gut seyn. --

Carl. Ich weiß es wohl, sagte Carl, und
entschlief wieder bey diesem Wort.


L 3

Arner. — Das iſt brav Lieber! Wie
heißt der Bub?

Carl. — Er heißt Jakobli und iſt ein ſchoͤ-
ner Bub, — mit einem glatten weiſſen Haar,
und ein guter Bub, du kannſt nicht glauben,
wie gut! und wie lieb er mir iſt! —

Arner. Aber wem gehoͤrt er?

Carl. Er wohnt grad unten am Creuz-
brunnen, es ſind ſo drey Tritt vor dem Haus.

Arner. Aber du weiſſeſt nicht, wie ſeine
Leuthe heiſſen?

Carl. Nein: Aber gaͤll du biſt auch morn
nicht ſo gar boͤs mit ihnen, ſie haben jezt ſchon
ſint dem Sonntag nichts gethan als wei-
nen. —

Arner. Ich will mit allenſammen nicht
boͤs ſeyn, aber du Lieber! Ich muß mit ihnen,
wie mit dir, wenn ſie ſich etwas boͤſes ange-
woͤhnt, doch auch machen, daß ſie es ſich wie-
der abgewoͤhnen, und du weiſt wohl, wie
ſchwer das Abgewoͤhnen alle Menſchen an-
kommt, wenn man ihnen nicht den Ernſt zeigt.

Carl. Aber gaͤll! Wenn ſie es denn nicht
mehr thun, ſo biſt du denn auch wieder gut
mit ihnen?

Arner. Ach, — ich bin ſo froh, wenn
ich kann gut ſeyn. —

Carl. Ich weiß es wohl, ſagte Carl, und
entſchlief wieder bey dieſem Wort.


L 3
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[165/0187] Arner. — Das iſt brav Lieber! Wie heißt der Bub? Carl. — Er heißt Jakobli und iſt ein ſchoͤ- ner Bub, — mit einem glatten weiſſen Haar, und ein guter Bub, du kannſt nicht glauben, wie gut! und wie lieb er mir iſt! — Arner. Aber wem gehoͤrt er? Carl. Er wohnt grad unten am Creuz- brunnen, es ſind ſo drey Tritt vor dem Haus. Arner. Aber du weiſſeſt nicht, wie ſeine Leuthe heiſſen? Carl. Nein: Aber gaͤll du biſt auch morn nicht ſo gar boͤs mit ihnen, ſie haben jezt ſchon ſint dem Sonntag nichts gethan als wei- nen. — Arner. Ich will mit allenſammen nicht boͤs ſeyn, aber du Lieber! Ich muß mit ihnen, wie mit dir, wenn ſie ſich etwas boͤſes ange- woͤhnt, doch auch machen, daß ſie es ſich wie- der abgewoͤhnen, und du weiſt wohl, wie ſchwer das Abgewoͤhnen alle Menſchen an- kommt, wenn man ihnen nicht den Ernſt zeigt. Carl. Aber gaͤll! Wenn ſie es denn nicht mehr thun, ſo biſt du denn auch wieder gut mit ihnen? Arner. Ach, — ich bin ſo froh, wenn ich kann gut ſeyn. — Carl. Ich weiß es wohl, ſagte Carl, und entſchlief wieder bey dieſem Wort. L 3

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/187>, abgerufen am 19.04.2024.