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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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zen Garten hinab, wie wenn er nicht aufhörte,
und den Engel im weissen Kleide an ihrer
Spize, vor seinen Augen; und alsobald redte
das Kind ihn an.

Lieber Junker Vater!

Wir sind arme Spinnerkinder von Bonnal,
und kommen euch zu danken, daß ihr so gut
mit uns seyt, und uns eine so grosse Wohlthat
versprochen, wenn wir zu dem Geld das wir
verdienen Sorg tragen, und es ordentlich auf-
sparen. Lieber Junker Vater! Wir haben
gar eine grosse Freude an dem was ihr uns
versprochen, und wir versprechen euch wieder,
weil wir jung sind, und wenn wir alt wer-
den, recht zuthun, und was euch an uns freuet.
Gott vergelt euchs in Zeit und Ewigkeit was
ihr an uns thut! --

Und -- Gott vergelt euchs in Zeit und Ewig-
keit was ihr an uns thut! -- sprach jezt der
ganze Reihe bis an das End des Gartens hin-
ab der Rikenbergerin nach.

Er war wie versteinert; er wußte einen Au-
genblik nicht ob er träumte, er faßte die Kin-
der vom ersten bis zum lezten ins Aug, und
dachte während die Rikenbergerin immer nur
redte, ist das auch möglich? sind das die Kin-
der der Menschen, die heute vor meinen Au-
gen stuhnden? Er war wie verstummt, und
es war, wie wenn er ihns nicht verstühnde.
So zeigte er im Auge keine Freude.


zen Garten hinab, wie wenn er nicht aufhoͤrte,
und den Engel im weiſſen Kleide an ihrer
Spize, vor ſeinen Augen; und alſobald redte
das Kind ihn an.

Lieber Junker Vater!

Wir ſind arme Spinnerkinder von Bonnal,
und kommen euch zu danken, daß ihr ſo gut
mit uns ſeyt, und uns eine ſo groſſe Wohlthat
verſprochen, wenn wir zu dem Geld das wir
verdienen Sorg tragen, und es ordentlich auf-
ſparen. Lieber Junker Vater! Wir haben
gar eine groſſe Freude an dem was ihr uns
verſprochen, und wir verſprechen euch wieder,
weil wir jung ſind, und wenn wir alt wer-
den, recht zuthun, und was euch an uns freuet.
Gott vergelt euchs in Zeit und Ewigkeit was
ihr an uns thut! —

Und — Gott vergelt euchs in Zeit und Ewig-
keit was ihr an uns thut! — ſprach jezt der
ganze Reihe bis an das End des Gartens hin-
ab der Rikenbergerin nach.

Er war wie verſteinert; er wußte einen Au-
genblik nicht ob er traͤumte, er faßte die Kin-
der vom erſten bis zum lezten ins Aug, und
dachte waͤhrend die Rikenbergerin immer nur
redte, iſt das auch moͤglich? ſind das die Kin-
der der Menſchen, die heute vor meinen Au-
gen ſtuhnden? Er war wie verſtummt, und
es war, wie wenn er ihns nicht verſtuͤhnde.
So zeigte er im Auge keine Freude.


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[220/0242] zen Garten hinab, wie wenn er nicht aufhoͤrte, und den Engel im weiſſen Kleide an ihrer Spize, vor ſeinen Augen; und alſobald redte das Kind ihn an. Lieber Junker Vater! Wir ſind arme Spinnerkinder von Bonnal, und kommen euch zu danken, daß ihr ſo gut mit uns ſeyt, und uns eine ſo groſſe Wohlthat verſprochen, wenn wir zu dem Geld das wir verdienen Sorg tragen, und es ordentlich auf- ſparen. Lieber Junker Vater! Wir haben gar eine groſſe Freude an dem was ihr uns verſprochen, und wir verſprechen euch wieder, weil wir jung ſind, und wenn wir alt wer- den, recht zuthun, und was euch an uns freuet. Gott vergelt euchs in Zeit und Ewigkeit was ihr an uns thut! — Und — Gott vergelt euchs in Zeit und Ewig- keit was ihr an uns thut! — ſprach jezt der ganze Reihe bis an das End des Gartens hin- ab der Rikenbergerin nach. Er war wie verſteinert; er wußte einen Au- genblik nicht ob er traͤumte, er faßte die Kin- der vom erſten bis zum lezten ins Aug, und dachte waͤhrend die Rikenbergerin immer nur redte, iſt das auch moͤglich? ſind das die Kin- der der Menſchen, die heute vor meinen Au- gen ſtuhnden? Er war wie verſtummt, und es war, wie wenn er ihns nicht verſtuͤhnde. So zeigte er im Auge keine Freude.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/242>, abgerufen am 25.04.2024.