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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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Schritt entgegen, ihm die Hand zu bieten
und zu danken.

Ich bin ja nicht der Papa, sagte der Carl
zu der alten Frauen, und meynte gar, sie sey
etwa blind oder verirrt.

Aber da dankten ihm auch der Vater und
die junge Frau die krank war, und das Kind
das unter die Linde müssen.

Und er kehrte sich gegen den Jakoblj und
sagte, du hast mir ja gesagt, sie wollen mir
nur erzählen.

Da nahm ihn das Kind, das unter die Linde
mußte, und sagte: ja, ja, ich muß dir er-
zählen, wie gut der Papa mit mir gewesen,
und sagte dann alle Worte die er mit ihr gere-
det.

Das freut mich auch, das freut mich auch:
sagte der Bub einmal über das andere; und
als es das vom Jakoblj erzählte, sagte er:
ja, ich hab es doch dem Papa verboten, daß
ers ihm nicht ausbringe, es macht jezt aber
nichts, und gältet, ihr versprecht mirs jezt
auch, er muß am Sontag zu mir kommen,
weil ihn der Papa eingeladen hat! --

Indessen suchte ihm die Frau im Keller un-
ter dem Stroh ein halb Duzend Goldapfel,
die sie von einem jungen Bäumchen, das noch
nie getragen, und die schönsten hatte, die im
Dorf wachsen, den ganzen Winter über gespart,

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Schritt entgegen, ihm die Hand zu bieten
und zu danken.

Ich bin ja nicht der Papa, ſagte der Carl
zu der alten Frauen, und meynte gar, ſie ſey
etwa blind oder verirrt.

Aber da dankten ihm auch der Vater und
die junge Frau die krank war, und das Kind
das unter die Linde muͤſſen.

Und er kehrte ſich gegen den Jakoblj und
ſagte, du haſt mir ja geſagt, ſie wollen mir
nur erzaͤhlen.

Da nahm ihn das Kind, das unter die Linde
mußte, und ſagte: ja, ja, ich muß dir er-
zaͤhlen, wie gut der Papa mit mir geweſen,
und ſagte dann alle Worte die er mit ihr gere-
det.

Das freut mich auch, das freut mich auch:
ſagte der Bub einmal uͤber das andere; und
als es das vom Jakoblj erzaͤhlte, ſagte er:
ja, ich hab es doch dem Papa verboten, daß
ers ihm nicht ausbringe, es macht jezt aber
nichts, und gaͤltet, ihr verſprecht mirs jezt
auch, er muß am Sontag zu mir kommen,
weil ihn der Papa eingeladen hat! —

Indeſſen ſuchte ihm die Frau im Keller un-
ter dem Stroh ein halb Duzend Goldapfel,
die ſie von einem jungen Baͤumchen, das noch
nie getragen, und die ſchoͤnſten hatte, die im
Dorf wachſen, den ganzen Winter uͤber geſpart,

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[231/0253] Schritt entgegen, ihm die Hand zu bieten und zu danken. Ich bin ja nicht der Papa, ſagte der Carl zu der alten Frauen, und meynte gar, ſie ſey etwa blind oder verirrt. Aber da dankten ihm auch der Vater und die junge Frau die krank war, und das Kind das unter die Linde muͤſſen. Und er kehrte ſich gegen den Jakoblj und ſagte, du haſt mir ja geſagt, ſie wollen mir nur erzaͤhlen. Da nahm ihn das Kind, das unter die Linde mußte, und ſagte: ja, ja, ich muß dir er- zaͤhlen, wie gut der Papa mit mir geweſen, und ſagte dann alle Worte die er mit ihr gere- det. Das freut mich auch, das freut mich auch: ſagte der Bub einmal uͤber das andere; und als es das vom Jakoblj erzaͤhlte, ſagte er: ja, ich hab es doch dem Papa verboten, daß ers ihm nicht ausbringe, es macht jezt aber nichts, und gaͤltet, ihr verſprecht mirs jezt auch, er muß am Sontag zu mir kommen, weil ihn der Papa eingeladen hat! — Indeſſen ſuchte ihm die Frau im Keller un- ter dem Stroh ein halb Duzend Goldapfel, die ſie von einem jungen Baͤumchen, das noch nie getragen, und die ſchoͤnſten hatte, die im Dorf wachſen, den ganzen Winter uͤber geſpart, P 4

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/253>, abgerufen am 29.03.2024.