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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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den armen Leuthen im Dorf je länger je mehr
wohlgehet!

Ich wills gewiß dem lieben Gott und euch
thun, so lang ich lebe. Aber es braucht sich
doch auch nicht Frau! daß ihr mir dankt, sagte
das Mareylj.

Wir werden dir danken, so lang ein Athem
in uns ist, sagte die Junkerin.

Im fortgehen fast bey der Thüre, sagte
das Mareylj: es hat mich übernommen, ich
hab euch nur nichts von dem schönen Tuch
sagen können, wo ihr mir geschikt; ich dank
euch doch auch tausendmal davor. --

Es stand schon unter der Thüre, und ehe
die Junkerin antworten konnte, hörte die
Trommel auf, und der Carl zog den Hut ab,
und rief und mit ihm der ganze Zug, daß es
die ganze Gaß hinauf und hinab tönte. "Es
lebe das gute Mareylj"!

Es aber lief von der Thüre, und von der
Junkerin weg, und kam feuerroth in die Stube,
so schämte es sich, daß ihm das unter der Thür
begegnet.

Aber die Weiber in der Stube brachten ihns
bald wieder zu recht; sie sagten ihm: warum
bist du auch so von der Thüre weggelaufen?
und nein, nein, das ist doch auch eine Ehr. Und
du hast sie doch auch gewiß verdient. Das
machte, daß es ihm bald auch kam, wie wenn
es ihns freute.


den armen Leuthen im Dorf je laͤnger je mehr
wohlgehet!

Ich wills gewiß dem lieben Gott und euch
thun, ſo lang ich lebe. Aber es braucht ſich
doch auch nicht Frau! daß ihr mir dankt, ſagte
das Mareylj.

Wir werden dir danken, ſo lang ein Athem
in uns iſt, ſagte die Junkerin.

Im fortgehen faſt bey der Thuͤre, ſagte
das Mareylj: es hat mich uͤbernommen, ich
hab euch nur nichts von dem ſchoͤnen Tuch
ſagen koͤnnen, wo ihr mir geſchikt; ich dank
euch doch auch tauſendmal davor. —

Es ſtand ſchon unter der Thuͤre, und ehe
die Junkerin antworten konnte, hoͤrte die
Trommel auf, und der Carl zog den Hut ab,
und rief und mit ihm der ganze Zug, daß es
die ganze Gaß hinauf und hinab toͤnte. “Es
lebe das gute Mareylj”!

Es aber lief von der Thuͤre, und von der
Junkerin weg, und kam feuerroth in die Stube,
ſo ſchaͤmte es ſich, daß ihm das unter der Thuͤr
begegnet.

Aber die Weiber in der Stube brachten ihns
bald wieder zu recht; ſie ſagten ihm: warum
biſt du auch ſo von der Thuͤre weggelaufen?
und nein, nein, das iſt doch auch eine Ehr. Und
du haſt ſie doch auch gewiß verdient. Das
machte, daß es ihm bald auch kam, wie wenn
es ihns freute.


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[248/0270] den armen Leuthen im Dorf je laͤnger je mehr wohlgehet! Ich wills gewiß dem lieben Gott und euch thun, ſo lang ich lebe. Aber es braucht ſich doch auch nicht Frau! daß ihr mir dankt, ſagte das Mareylj. Wir werden dir danken, ſo lang ein Athem in uns iſt, ſagte die Junkerin. Im fortgehen faſt bey der Thuͤre, ſagte das Mareylj: es hat mich uͤbernommen, ich hab euch nur nichts von dem ſchoͤnen Tuch ſagen koͤnnen, wo ihr mir geſchikt; ich dank euch doch auch tauſendmal davor. — Es ſtand ſchon unter der Thuͤre, und ehe die Junkerin antworten konnte, hoͤrte die Trommel auf, und der Carl zog den Hut ab, und rief und mit ihm der ganze Zug, daß es die ganze Gaß hinauf und hinab toͤnte. “Es lebe das gute Mareylj”! Es aber lief von der Thuͤre, und von der Junkerin weg, und kam feuerroth in die Stube, ſo ſchaͤmte es ſich, daß ihm das unter der Thuͤr begegnet. Aber die Weiber in der Stube brachten ihns bald wieder zu recht; ſie ſagten ihm: warum biſt du auch ſo von der Thuͤre weggelaufen? und nein, nein, das iſt doch auch eine Ehr. Und du haſt ſie doch auch gewiß verdient. Das machte, daß es ihm bald auch kam, wie wenn es ihns freute.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/270>, abgerufen am 19.04.2024.