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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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-- sie stuhnd zu ihm zu -- und sagte:
wenn ihr einmal nicht der Junker wäret,
so müßtet ihr mir auch ein paar von meinen
Küchlenen eurer Frau zu einem Kram heim
nehmen.

Der Junker wußte es schon vom Pfarrer
daß sie es allen Leuthen die zu ihr kommen,
so mache; und sagte mit Lachen: aber weil
ich jezt der Junker bin, so gibst du mir kei-
nen?

Herr Jesus! ihr nehmet es nicht übel,
sagte es da, und konnte sich fast nicht hin-
terhalten vor Freude zu jauchzen: es sprang
im Augenblik hinter den Ofen, nahm die
zwey weissen Papier, die es schon zum vor-
aus darfür verborgen, hervor, pakte seine
Küchlj alle die auf dem Tisch sind, in zwey
Kräm, einen für den Junker und einen für
den Pfarrer, trug dann dieselben in einem
neuen schönen Körbchen, das es mit einem
weissen Tuch dekte, den Herren nach bis zum
Pfarrhaus: Sie redten den ganzen Weg
über mit ihm, und hielten ihn's noch im
Pfarrhaus auf, bis der Junker wegfuhr.



— ſie ſtuhnd zu ihm zu — und ſagte:
wenn ihr einmal nicht der Junker waͤret,
ſo muͤßtet ihr mir auch ein paar von meinen
Kuͤchlenen eurer Frau zu einem Kram heim
nehmen.

Der Junker wußte es ſchon vom Pfarrer
daß ſie es allen Leuthen die zu ihr kommen,
ſo mache; und ſagte mit Lachen: aber weil
ich jezt der Junker bin, ſo gibſt du mir kei-
nen?

Herr Jeſus! ihr nehmet es nicht uͤbel,
ſagte es da, und konnte ſich faſt nicht hin-
terhalten vor Freude zu jauchzen: es ſprang
im Augenblik hinter den Ofen, nahm die
zwey weiſſen Papier, die es ſchon zum vor-
aus darfuͤr verborgen, hervor, pakte ſeine
Kuͤchlj alle die auf dem Tiſch ſind, in zwey
Kraͤm, einen fuͤr den Junker und einen fuͤr
den Pfarrer, trug dann dieſelben in einem
neuen ſchoͤnen Koͤrbchen, das es mit einem
weiſſen Tuch dekte, den Herren nach bis zum
Pfarrhaus: Sie redten den ganzen Weg
uͤber mit ihm, und hielten ihn’s noch im
Pfarrhaus auf, bis der Junker wegfuhr.



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[15/0037] — ſie ſtuhnd zu ihm zu — und ſagte: wenn ihr einmal nicht der Junker waͤret, ſo muͤßtet ihr mir auch ein paar von meinen Kuͤchlenen eurer Frau zu einem Kram heim nehmen. Der Junker wußte es ſchon vom Pfarrer daß ſie es allen Leuthen die zu ihr kommen, ſo mache; und ſagte mit Lachen: aber weil ich jezt der Junker bin, ſo gibſt du mir kei- nen? Herr Jeſus! ihr nehmet es nicht uͤbel, ſagte es da, und konnte ſich faſt nicht hin- terhalten vor Freude zu jauchzen: es ſprang im Augenblik hinter den Ofen, nahm die zwey weiſſen Papier, die es ſchon zum vor- aus darfuͤr verborgen, hervor, pakte ſeine Kuͤchlj alle die auf dem Tiſch ſind, in zwey Kraͤm, einen fuͤr den Junker und einen fuͤr den Pfarrer, trug dann dieſelben in einem neuen ſchoͤnen Koͤrbchen, das es mit einem weiſſen Tuch dekte, den Herren nach bis zum Pfarrhaus: Sie redten den ganzen Weg uͤber mit ihm, und hielten ihn’s noch im Pfarrhaus auf, bis der Junker wegfuhr.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/37>, abgerufen am 28.03.2024.