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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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Gefallen, und rede ihnen daheim zum Besten.
-- Die anderen waren im Augenblik alle der
Meynung, und sagten, sie wüßten einmal
wenn sie das ganze Dorf aussinnten, nie-
mand der's eher thäte, und es sey wie wenn
es Gottes Wille hätte seyn müssen, daß es
jezt ihnen just vor Augen kommen, und sie
an ihn's sinnen müßten.

Sie machten nicht lang; das Mareylj hatte
seinen Korb kaum hinter dem Ofen abge-
stellt, so stuhnden sie ihm schon in der Stu-
be; aber es durfte lang keines sagen warum
sie da seyen; eines stupfte das andere und
sagte ihm: brings doch du an: das Ma-
reylj that als wann es nichts merkte, und
sagte: was geht ihr guts aus mit einander?
Auf das Wort hin zog das Hünerbethelj, das
bey ihm zu stuhnd, ihn's beym Fürtuch,
und sagte: wir sind in Gotts Nahmen in
einem entsezlichen Kreuz, Mareylj! und er-
zählte ihm denn ihren Jammer; hinter dem
erzählen baten ihn's denn alle: es sey doch
auch seiner Lebtag so gut gewesen, und es
solle doch um tausend Gottswillen sie auch
jezt nicht verlassen, u. s. w.

So -- so -- ihr seyt schöne Jungfern,
nein, nein, wenn ihr nichts anders habet
so könnt ihr nur wieder gehen wo ihr her-
gekommen; aus dem gibt's gar nichts; es

B

Gefallen, und rede ihnen daheim zum Beſten.
— Die anderen waren im Augenblik alle der
Meynung, und ſagten, ſie wuͤßten einmal
wenn ſie das ganze Dorf ausſinnten, nie-
mand der’s eher thaͤte, und es ſey wie wenn
es Gottes Wille haͤtte ſeyn muͤſſen, daß es
jezt ihnen juſt vor Augen kommen, und ſie
an ihn’s ſinnen muͤßten.

Sie machten nicht lang; das Mareylj hatte
ſeinen Korb kaum hinter dem Ofen abge-
ſtellt, ſo ſtuhnden ſie ihm ſchon in der Stu-
be; aber es durfte lang keines ſagen warum
ſie da ſeyen; eines ſtupfte das andere und
ſagte ihm: brings doch du an: das Ma-
reylj that als wann es nichts merkte, und
ſagte: was geht ihr guts aus mit einander?
Auf das Wort hin zog das Huͤnerbethelj, das
bey ihm zu ſtuhnd, ihn’s beym Fuͤrtuch,
und ſagte: wir ſind in Gotts Nahmen in
einem entſezlichen Kreuz, Mareylj! und er-
zaͤhlte ihm denn ihren Jammer; hinter dem
erzaͤhlen baten ihn’s denn alle: es ſey doch
auch ſeiner Lebtag ſo gut geweſen, und es
ſolle doch um tauſend Gottswillen ſie auch
jezt nicht verlaſſen, u. ſ. w.

So — ſo — ihr ſeyt ſchoͤne Jungfern,
nein, nein, wenn ihr nichts anders habet
ſo koͤnnt ihr nur wieder gehen wo ihr her-
gekommen; aus dem gibt’s gar nichts; es

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[17/0039] Gefallen, und rede ihnen daheim zum Beſten. — Die anderen waren im Augenblik alle der Meynung, und ſagten, ſie wuͤßten einmal wenn ſie das ganze Dorf ausſinnten, nie- mand der’s eher thaͤte, und es ſey wie wenn es Gottes Wille haͤtte ſeyn muͤſſen, daß es jezt ihnen juſt vor Augen kommen, und ſie an ihn’s ſinnen muͤßten. Sie machten nicht lang; das Mareylj hatte ſeinen Korb kaum hinter dem Ofen abge- ſtellt, ſo ſtuhnden ſie ihm ſchon in der Stu- be; aber es durfte lang keines ſagen warum ſie da ſeyen; eines ſtupfte das andere und ſagte ihm: brings doch du an: das Ma- reylj that als wann es nichts merkte, und ſagte: was geht ihr guts aus mit einander? Auf das Wort hin zog das Huͤnerbethelj, das bey ihm zu ſtuhnd, ihn’s beym Fuͤrtuch, und ſagte: wir ſind in Gotts Nahmen in einem entſezlichen Kreuz, Mareylj! und er- zaͤhlte ihm denn ihren Jammer; hinter dem erzaͤhlen baten ihn’s denn alle: es ſey doch auch ſeiner Lebtag ſo gut geweſen, und es ſolle doch um tauſend Gottswillen ſie auch jezt nicht verlaſſen, u. ſ. w. So — ſo — ihr ſeyt ſchoͤne Jungfern, nein, nein, wenn ihr nichts anders habet ſo koͤnnt ihr nur wieder gehen wo ihr her- gekommen; aus dem gibt’s gar nichts; es B

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/39>, abgerufen am 25.04.2024.