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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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vorbehalten, namentlich -- daß sie vom Kloster zu
ewigen Zeiten nicht anderst dörfen angesehen und
behandelt werden als die übrige Angehörige der
Herrschaften der Herren von Arnburg, mit Zusiche-
rung ihres und ihrer Nachkommenden pflichtmäßi-
gen Schutzes; aber da die Stifter die Augen zuge-
than, und das Kloster seine offen behalten, verlo-
ren die Bauern ein Recht nach dem andern. Die
Ehrwürdigen Herren wollten bald von keiner Ver-
gabungsbedingniß mehr wissen, und behandelten
die Bauern unbedingt als des Klosters eigne bloße
Gnadenleute; als nach hundert und fünf und sie-
benzig Jahren der christliche Junker unter den Pa-
pieren seiner Ahnen die eigenhändig vom Stifter ge-
schriebene Vergabungsbedingnisse wieder vorfand,
und den Tag darauf dann den beeinträchtigten Leu-
ten durch den Weibel in seiner Farb einen Schutz-
und Schirmbrief gegen die Eingriffe dieses Klo-
sters zustellen ließ. --

Wenn er das Mariabild ab ihrem Altar hätte
wegtragen lassen, die Patres wären kaum stärker
zusammen gelaufen, als sie izt zusammen liefen;
sie protestirten zu erst, und thaten dergleichen, als
wenn sie alle Papiere in ihren Archiven durchsuch-
ten, und versicherten heilig, daß sie keine Spur
von einer Verkommniß fänden, die dem Ritter ein
solches Recht ertheile.

Er

vorbehalten, namentlich — daß ſie vom Kloſter zu
ewigen Zeiten nicht anderſt doͤrfen angeſehen und
behandelt werden als die uͤbrige Angehoͤrige der
Herrſchaften der Herren von Arnburg, mit Zuſiche-
rung ihres und ihrer Nachkommenden pflichtmaͤßi-
gen Schutzes; aber da die Stifter die Augen zuge-
than, und das Kloſter ſeine offen behalten, verlo-
ren die Bauern ein Recht nach dem andern. Die
Ehrwuͤrdigen Herren wollten bald von keiner Ver-
gabungsbedingniß mehr wiſſen, und behandelten
die Bauern unbedingt als des Kloſters eigne bloße
Gnadenleute; als nach hundert und fuͤnf und ſie-
benzig Jahren der chriſtliche Junker unter den Pa-
pieren ſeiner Ahnen die eigenhaͤndig vom Stifter ge-
ſchriebene Vergabungsbedingniſſe wieder vorfand,
und den Tag darauf dann den beeintraͤchtigten Leu-
ten durch den Weibel in ſeiner Farb einen Schutz-
und Schirmbrief gegen die Eingriffe dieſes Klo-
ſters zuſtellen ließ. —

Wenn er das Mariabild ab ihrem Altar haͤtte
wegtragen laſſen, die Patres waͤren kaum ſtaͤrker
zuſammen gelaufen, als ſie izt zuſammen liefen;
ſie proteſtirten zu erſt, und thaten dergleichen, als
wenn ſie alle Papiere in ihren Archiven durchſuch-
ten, und verſicherten heilig, daß ſie keine Spur
von einer Verkommniß faͤnden, die dem Ritter ein
ſolches Recht ertheile.

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[96/0114] vorbehalten, namentlich — daß ſie vom Kloſter zu ewigen Zeiten nicht anderſt doͤrfen angeſehen und behandelt werden als die uͤbrige Angehoͤrige der Herrſchaften der Herren von Arnburg, mit Zuſiche- rung ihres und ihrer Nachkommenden pflichtmaͤßi- gen Schutzes; aber da die Stifter die Augen zuge- than, und das Kloſter ſeine offen behalten, verlo- ren die Bauern ein Recht nach dem andern. Die Ehrwuͤrdigen Herren wollten bald von keiner Ver- gabungsbedingniß mehr wiſſen, und behandelten die Bauern unbedingt als des Kloſters eigne bloße Gnadenleute; als nach hundert und fuͤnf und ſie- benzig Jahren der chriſtliche Junker unter den Pa- pieren ſeiner Ahnen die eigenhaͤndig vom Stifter ge- ſchriebene Vergabungsbedingniſſe wieder vorfand, und den Tag darauf dann den beeintraͤchtigten Leu- ten durch den Weibel in ſeiner Farb einen Schutz- und Schirmbrief gegen die Eingriffe dieſes Klo- ſters zuſtellen ließ. — Wenn er das Mariabild ab ihrem Altar haͤtte wegtragen laſſen, die Patres waͤren kaum ſtaͤrker zuſammen gelaufen, als ſie izt zuſammen liefen; ſie proteſtirten zu erſt, und thaten dergleichen, als wenn ſie alle Papiere in ihren Archiven durchſuch- ten, und verſicherten heilig, daß ſie keine Spur von einer Verkommniß faͤnden, die dem Ritter ein ſolches Recht ertheile. Er

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/114>, abgerufen am 19.04.2024.