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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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Warum zählen Ihr Durchlaucht auf keine Ter-
ne oder Quaterne? sagte der Liebling, und lä-
chelte. --

Der Fürst sah ihn an, und während dem er
ihn ansah, fühlte er, was er meynte, nemlich drey
Menschen wie die in Bonnal treffen seltener zusam-
men, als vielleicht eine Terne oder Quaterne. --

Es dünkte ihn wirklich es sey so, und schwieg.
-- Aber Helidor sah, daß er es fühlte, und drü-
stete sich hernach mit seiner Terne und Quaterne,
daß es Bylifsky wieder vernahm. --

Es machte ihm nichts; er wußte, daß man
aus den Menschen machen kann, was sie nicht
sind, und daß man sie zusammen stellen könne,
wenn das Glück sie nicht zusammen tragen wolle --
daß also die Vergleichung hinke; und es war ihm
gar recht, daß es dem Herzog da[r]über kalt mache;
er hatte vielmehr gefürchtet, es werde das Gegen-
theil thun, und ihn verleiten, den Versuch in sei-
nem unreifen Zustand weiter zu treiben, um ihm
also den Herzstoß zu geben.

Habe keinen Kummer, Leser! Der andere
wird vor ihm verschwinden wie ein Kameel mit ei-
nem Hocker und Aufsaz vor einer Pyramide.



L 2

Warum zaͤhlen Ihr Durchlaucht auf keine Ter-
ne oder Quaterne? ſagte der Liebling, und laͤ-
chelte. —

Der Fuͤrſt ſah ihn an, und waͤhrend dem er
ihn anſah, fuͤhlte er, was er meynte, nemlich drey
Menſchen wie die in Bonnal treffen ſeltener zuſam-
men, als vielleicht eine Terne oder Quaterne. —

Es duͤnkte ihn wirklich es ſey ſo, und ſchwieg.
— Aber Helidor ſah, daß er es fuͤhlte, und druͤ-
ſtete ſich hernach mit ſeiner Terne und Quaterne,
daß es Bylifsky wieder vernahm. —

Es machte ihm nichts; er wußte, daß man
aus den Menſchen machen kann, was ſie nicht
ſind, und daß man ſie zuſammen ſtellen koͤnne,
wenn das Gluͤck ſie nicht zuſammen tragen wolle —
daß alſo die Vergleichung hinke; und es war ihm
gar recht, daß es dem Herzog da[r]uͤber kalt mache;
er hatte vielmehr gefuͤrchtet, es werde das Gegen-
theil thun, und ihn verleiten, den Verſuch in ſei-
nem unreifen Zuſtand weiter zu treiben, um ihm
alſo den Herzſtoß zu geben.

Habe keinen Kummer, Leſer! Der andere
wird vor ihm verſchwinden wie ein Kameel mit ei-
nem Hocker und Aufſaz vor einer Pyramide.



L 2
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[163/0181] Warum zaͤhlen Ihr Durchlaucht auf keine Ter- ne oder Quaterne? ſagte der Liebling, und laͤ- chelte. — Der Fuͤrſt ſah ihn an, und waͤhrend dem er ihn anſah, fuͤhlte er, was er meynte, nemlich drey Menſchen wie die in Bonnal treffen ſeltener zuſam- men, als vielleicht eine Terne oder Quaterne. — Es duͤnkte ihn wirklich es ſey ſo, und ſchwieg. — Aber Helidor ſah, daß er es fuͤhlte, und druͤ- ſtete ſich hernach mit ſeiner Terne und Quaterne, daß es Bylifsky wieder vernahm. — Es machte ihm nichts; er wußte, daß man aus den Menſchen machen kann, was ſie nicht ſind, und daß man ſie zuſammen ſtellen koͤnne, wenn das Gluͤck ſie nicht zuſammen tragen wolle — daß alſo die Vergleichung hinke; und es war ihm gar recht, daß es dem Herzog daruͤber kalt mache; er hatte vielmehr gefuͤrchtet, es werde das Gegen- theil thun, und ihn verleiten, den Verſuch in ſei- nem unreifen Zuſtand weiter zu treiben, um ihm alſo den Herzſtoß zu geben. Habe keinen Kummer, Leſer! Der andere wird vor ihm verſchwinden wie ein Kameel mit ei- nem Hocker und Aufſaz vor einer Pyramide. L 2

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/181>, abgerufen am 28.03.2024.