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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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und immer -- und der Untervogt dachte izt wieder
im Ernst darauf, ein gemeiner Mann zu werden
wie er vorher war -- so wars izt -- vor 8 Tagen
wars anderst. --

Der Karl plagte den Papa mit seinen Buben
von Bonnal, und bat ihn, du must mir sie auch
kommen lassen, sie müssen auch sehen, daß du wie-
der gesund bist. -- So mache sie eben kommen,
aber nicht allein deine Buben, alle Kinder aus der
Schule miteinander, sagte ihm endlich der Jun-
ker -- und die Geißen auch mit bringen, erwie-
derte Karl -- ja die Geißen auch mit bringen, sag-
te der Junker.

Er säumte sich nicht; er fragte, durfte, und
gieng noch diesen Abend nach Bonnal, ladete seine
Buben auf Morn ein; aber es machte vielen Angst.
Sie hatten nicht so gar zu den Geißen Sorge ge-
tragen; ihrer viele hatten an beyden Seiten weit
hinauf Kothzotteln, sie schnitten sie ihnen izt mit
Scheeren ab, führten sie an Bach, und waschten
sie da -- es kam eine ganze Heerd mit einander. --
Morndeß gieng der Karl ihnen, so bald er sie sah,
entgegen, und sprang, da sie die Geißen auf dem
Vorreyn an der Zäunung anbanden, von einer zur
andern, da sah er, daß ihrer viele an den Hüften
weit umher das Haar abgeschnitten hatten. -- Ja,
ich weiß wohl, was das ist! die haben Kothzotteln

und immer — und der Untervogt dachte izt wieder
im Ernſt darauf, ein gemeiner Mann zu werden
wie er vorher war — ſo wars izt — vor 8 Tagen
wars anderſt. —

Der Karl plagte den Papa mit ſeinen Buben
von Bonnal, und bat ihn, du muſt mir ſie auch
kommen laſſen, ſie muͤſſen auch ſehen, daß du wie-
der geſund biſt. — So mache ſie eben kommen,
aber nicht allein deine Buben, alle Kinder aus der
Schule miteinander, ſagte ihm endlich der Jun-
ker — und die Geißen auch mit bringen, erwie-
derte Karl — ja die Geißen auch mit bringen, ſag-
te der Junker.

Er ſaͤumte ſich nicht; er fragte, durfte, und
gieng noch dieſen Abend nach Bonnal, ladete ſeine
Buben auf Morn ein; aber es machte vielen Angſt.
Sie hatten nicht ſo gar zu den Geißen Sorge ge-
tragen; ihrer viele hatten an beyden Seiten weit
hinauf Kothzotteln, ſie ſchnitten ſie ihnen izt mit
Scheeren ab, fuͤhrten ſie an Bach, und waſchten
ſie da — es kam eine ganze Heerd mit einander. —
Morndeß gieng der Karl ihnen, ſo bald er ſie ſah,
entgegen, und ſprang, da ſie die Geißen auf dem
Vorreyn an der Zaͤunung anbanden, von einer zur
andern, da ſah er, daß ihrer viele an den Huͤften
weit umher das Haar abgeſchnitten hatten. — Ja,
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[198/0216] und immer — und der Untervogt dachte izt wieder im Ernſt darauf, ein gemeiner Mann zu werden wie er vorher war — ſo wars izt — vor 8 Tagen wars anderſt. — Der Karl plagte den Papa mit ſeinen Buben von Bonnal, und bat ihn, du muſt mir ſie auch kommen laſſen, ſie muͤſſen auch ſehen, daß du wie- der geſund biſt. — So mache ſie eben kommen, aber nicht allein deine Buben, alle Kinder aus der Schule miteinander, ſagte ihm endlich der Jun- ker — und die Geißen auch mit bringen, erwie- derte Karl — ja die Geißen auch mit bringen, ſag- te der Junker. Er ſaͤumte ſich nicht; er fragte, durfte, und gieng noch dieſen Abend nach Bonnal, ladete ſeine Buben auf Morn ein; aber es machte vielen Angſt. Sie hatten nicht ſo gar zu den Geißen Sorge ge- tragen; ihrer viele hatten an beyden Seiten weit hinauf Kothzotteln, ſie ſchnitten ſie ihnen izt mit Scheeren ab, fuͤhrten ſie an Bach, und waſchten ſie da — es kam eine ganze Heerd mit einander. — Morndeß gieng der Karl ihnen, ſo bald er ſie ſah, entgegen, und ſprang, da ſie die Geißen auf dem Vorreyn an der Zaͤunung anbanden, von einer zur andern, da ſah er, daß ihrer viele an den Huͤften weit umher das Haar abgeſchnitten hatten. — Ja, ich weiß wohl, was das iſt! die haben Kothzotteln

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/216>, abgerufen am 24.04.2024.