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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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Er hatte Recht; seitdem Bylifsky den Entschluß
genommen, den Dickhals in seiner Arbeit, den Her-
zog über das Bonnalerwesen erkalten zu machen,
nicht zu stören, bis es Zeit sey, konnte er ihnen
auch nichts weiters sagen, als er wirklich that.

Es war ein Meisterstück der treuen Ehrlichkeit,
und der sichergehenden Unschuld gegen den höch-
sten Flug des feinsten und schlauesten Gegnermuths.

Er ließ Helidor vollkommen siegen. Der ganze
Hof sang sein Lied. Der Herzog selber sagte: es sey
mit dem Bonnalerwesen ein Traum, und nichts
anders; und jedermann glaubte, Bylifsky lasse es
gelten, und schäme sich izt selber, daß er so viel
daraus gemacht. --

Niemand als der Dickhals sah was wahr war,
daß der Feind sich nur zurück gezogen, und daß er
ihn nichts weniger als geschlagen, sondern viel
mehr ganz sicher noch einen Kampf mit ihm zu be-
stehen haben werde; er fühlte auch, daß die Sie-
gerstellung, in der er zu stehen schien, nichts weni-
ger als vortheilhaft für den Angriff, der ihm bevor
stehen könnte, sey; aber es war zu spät; der Ton
war gegeben, und er konnte izt nichts mehr ma-
chen, als die Umstände abwarten, und Bylifsky
beobachten, welches langweilig und schwer war,
weil dieser nichts that -- (versteht sich in diesem
Stück) -- und es ist Steintrager-Arbeit, passen

Er hatte Recht; ſeitdem Bylifsky den Entſchluß
genommen, den Dickhals in ſeiner Arbeit, den Her-
zog uͤber das Bonnalerweſen erkalten zu machen,
nicht zu ſtoͤren, bis es Zeit ſey, konnte er ihnen
auch nichts weiters ſagen, als er wirklich that.

Es war ein Meiſterſtuͤck der treuen Ehrlichkeit,
und der ſichergehenden Unſchuld gegen den hoͤch-
ſten Flug des feinſten und ſchlaueſten Gegnermuths.

Er ließ Helidor vollkommen ſiegen. Der ganze
Hof ſang ſein Lied. Der Herzog ſelber ſagte: es ſey
mit dem Bonnalerweſen ein Traum, und nichts
anders; und jedermann glaubte, Bylifsky laſſe es
gelten, und ſchaͤme ſich izt ſelber, daß er ſo viel
daraus gemacht. —

Niemand als der Dickhals ſah was wahr war,
daß der Feind ſich nur zuruͤck gezogen, und daß er
ihn nichts weniger als geſchlagen, ſondern viel
mehr ganz ſicher noch einen Kampf mit ihm zu be-
ſtehen haben werde; er fuͤhlte auch, daß die Sie-
gerſtellung, in der er zu ſtehen ſchien, nichts weni-
ger als vortheilhaft fuͤr den Angriff, der ihm bevor
ſtehen koͤnnte, ſey; aber es war zu ſpaͤt; der Ton
war gegeben, und er konnte izt nichts mehr ma-
chen, als die Umſtaͤnde abwarten, und Bylifsky
beobachten, welches langweilig und ſchwer war,
weil dieſer nichts that — (verſteht ſich in dieſem
Stuͤck) — und es iſt Steintrager-Arbeit, paſſen

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[388/0406] Er hatte Recht; ſeitdem Bylifsky den Entſchluß genommen, den Dickhals in ſeiner Arbeit, den Her- zog uͤber das Bonnalerweſen erkalten zu machen, nicht zu ſtoͤren, bis es Zeit ſey, konnte er ihnen auch nichts weiters ſagen, als er wirklich that. Es war ein Meiſterſtuͤck der treuen Ehrlichkeit, und der ſichergehenden Unſchuld gegen den hoͤch- ſten Flug des feinſten und ſchlaueſten Gegnermuths. Er ließ Helidor vollkommen ſiegen. Der ganze Hof ſang ſein Lied. Der Herzog ſelber ſagte: es ſey mit dem Bonnalerweſen ein Traum, und nichts anders; und jedermann glaubte, Bylifsky laſſe es gelten, und ſchaͤme ſich izt ſelber, daß er ſo viel daraus gemacht. — Niemand als der Dickhals ſah was wahr war, daß der Feind ſich nur zuruͤck gezogen, und daß er ihn nichts weniger als geſchlagen, ſondern viel mehr ganz ſicher noch einen Kampf mit ihm zu be- ſtehen haben werde; er fuͤhlte auch, daß die Sie- gerſtellung, in der er zu ſtehen ſchien, nichts weni- ger als vortheilhaft fuͤr den Angriff, der ihm bevor ſtehen koͤnnte, ſey; aber es war zu ſpaͤt; der Ton war gegeben, und er konnte izt nichts mehr ma- chen, als die Umſtaͤnde abwarten, und Bylifsky beobachten, welches langweilig und ſchwer war, weil dieſer nichts that — (verſteht ſich in dieſem Stuͤck) — und es iſt Steintrager-Arbeit, paſſen

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/406>, abgerufen am 28.03.2024.