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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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Fürst. Die Anfänge davon liegen in mir selber --

Helidor. Bylifsky wird den Umstand benutzen?

Fürst. Das ist möglich. --

Helidor. Sie sollten sie nicht hören.

Fürst. Das kann ich nicht. --

Helidor. Soll ich machen, daß Sie es kön-
nen? --

Fürst. Das kannst du nicht. --

Helidor. Vielleicht -- wenn wir izt nicht
mehr davon reden, kann ich doch etwas.

Fürst. Nein Helidor, das kann kein Mensch --
Du weißst, ich sezte alles darauf, vom Gedanken los
zu werden, es sey den Menschen zu helfen, es gieng
ein halbes Menschenalter, ehe ich dieser Plage in
meinem Innern los wurde. Was mich am meisten
dahin brachte Ruhe zu finden, war mein Glaube an
Nelkron u[n]d Endorf, und die Erfahrung, daß sie alle
meine Projekte mit Recht vor untauglich erklärten.
-- Auf sie gestüzt, nahm ich den Entschluß, kein
Menschlichkeitsprojekt mehr anzuhören, bis sie ein-
mal zu einem Ja sagen -- und izt, wenn sie kom-
men und sagen würden, Arners Projekt ist gut;
urtheile selber, ob du -- ob jemand in der Welt
mich abhalten könnte, sie anzuhören? --

Helidor sah, daß er ihn nicht weiters bringe --
lenkte ein, und sagte, wir wollen dann mit einan-
der wieder sehen, was es giebt. --


Fuͤrſt. Die Anfaͤnge davon liegen in mir ſelber —

Helidor. Bylifsky wird den Umſtand benutzen?

Fuͤrſt. Das iſt moͤglich. —

Helidor. Sie ſollten ſie nicht hoͤren.

Fuͤrſt. Das kann ich nicht. —

Helidor. Soll ich machen, daß Sie es koͤn-
nen? —

Fuͤrſt. Das kannſt du nicht. —

Helidor. Vielleicht — wenn wir izt nicht
mehr davon reden, kann ich doch etwas.

Fuͤrſt. Nein Helidor, das kann kein Menſch —
Du weißſt, ich ſezte alles darauf, vom Gedanken los
zu werden, es ſey den Menſchen zu helfen, es gieng
ein halbes Menſchenalter, ehe ich dieſer Plage in
meinem Innern los wurde. Was mich am meiſten
dahin brachte Ruhe zu finden, war mein Glaube an
Nelkron u[n]d Endorf, und die Erfahrung, daß ſie alle
meine Projekte mit Recht vor untauglich erklaͤrten.
— Auf ſie geſtuͤzt, nahm ich den Entſchluß, kein
Menſchlichkeitsprojekt mehr anzuhoͤren, bis ſie ein-
mal zu einem Ja ſagen — und izt, wenn ſie kom-
men und ſagen wuͤrden, Arners Projekt iſt gut;
urtheile ſelber, ob du — ob jemand in der Welt
mich abhalten koͤnnte, ſie anzuhoͤren? —

Helidor ſah, daß er ihn nicht weiters bringe —
lenkte ein, und ſagte, wir wollen dann mit einan-
der wieder ſehen, was es giebt. —

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[413/0431] Fuͤrſt. Die Anfaͤnge davon liegen in mir ſelber — Helidor. Bylifsky wird den Umſtand benutzen? Fuͤrſt. Das iſt moͤglich. — Helidor. Sie ſollten ſie nicht hoͤren. Fuͤrſt. Das kann ich nicht. — Helidor. Soll ich machen, daß Sie es koͤn- nen? — Fuͤrſt. Das kannſt du nicht. — Helidor. Vielleicht — wenn wir izt nicht mehr davon reden, kann ich doch etwas. Fuͤrſt. Nein Helidor, das kann kein Menſch — Du weißſt, ich ſezte alles darauf, vom Gedanken los zu werden, es ſey den Menſchen zu helfen, es gieng ein halbes Menſchenalter, ehe ich dieſer Plage in meinem Innern los wurde. Was mich am meiſten dahin brachte Ruhe zu finden, war mein Glaube an Nelkron und Endorf, und die Erfahrung, daß ſie alle meine Projekte mit Recht vor untauglich erklaͤrten. — Auf ſie geſtuͤzt, nahm ich den Entſchluß, kein Menſchlichkeitsprojekt mehr anzuhoͤren, bis ſie ein- mal zu einem Ja ſagen — und izt, wenn ſie kom- men und ſagen wuͤrden, Arners Projekt iſt gut; urtheile ſelber, ob du — ob jemand in der Welt mich abhalten koͤnnte, ſie anzuhoͤren? — Helidor ſah, daß er ihn nicht weiters bringe — lenkte ein, und ſagte, wir wollen dann mit einan- der wieder ſehen, was es giebt. —

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/431>, abgerufen am 26.04.2024.