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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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ihr hinauf, und wenn ich darauf gehe, so wart
denn Du! --

Schweig doch, schweig doch, und gieb ihr kei-
ne Antwort! du siehest ja wohl wer es ist, sagte
der Karl, der izt mit seinem Sultan neben ihm stand.

Bist du es Bub? ja komm doch, komm doch,
sagte das Kind, und zog ihn am Rocke fort.

Der Michel mußte izt weinen ob der Güte des
Buben, an dessen Hand er izt fortgieng.

Er verdiente die Thränen des Mannes. Er
entschuldigte seinen Vater, und sagte zu ihm, er sey
gewiß nicht Schuld, und werde ihm gewiß helfen. --

Ich weiß es wohl, daß dein Papa nicht Schuld
ist, und wenn ich auch sterben müßte, er wäre mir
gleich lieb, sagte Michel.

Aber du stirbst doch nicht? Gelt! du stirbst
doch nicht? Es war ihm angst, er sah ihm das
Blut über sein Bein herabfließen.

Wie der Donquischotte Bub das Händchen dem
Mann giebt! den sein Onkle mit den Hunden fort-
jagen lassen, sagte Sylvia auf ihrer Mauer zu Ag-
lee -- und war das erste Wort, das sie redte, seit
dem er ihr, "und wenn ich drauf gehe, so mußt
"denn du warten!" hinaufgerufen. Sie schäm-

ihr hinauf, und wenn ich darauf gehe, ſo wart
denn Du! —

Schweig doch, ſchweig doch, und gieb ihr kei-
ne Antwort! du ſieheſt ja wohl wer es iſt, ſagte
der Karl, der izt mit ſeinem Sultan neben ihm ſtand.

Biſt du es Bub? ja komm doch, komm doch,
ſagte das Kind, und zog ihn am Rocke fort.

Der Michel mußte izt weinen ob der Guͤte des
Buben, an deſſen Hand er izt fortgieng.

Er verdiente die Thraͤnen des Mannes. Er
entſchuldigte ſeinen Vater, und ſagte zu ihm, er ſey
gewiß nicht Schuld, und werde ihm gewiß helfen. —

Ich weiß es wohl, daß dein Papa nicht Schuld
iſt, und wenn ich auch ſterben muͤßte, er waͤre mir
gleich lieb, ſagte Michel.

Aber du ſtirbſt doch nicht? Gelt! du ſtirbſt
doch nicht? Es war ihm angſt, er ſah ihm das
Blut uͤber ſein Bein herabfließen.

Wie der Donquiſchotte Bub das Haͤndchen dem
Mann giebt! den ſein Onkle mit den Hunden fort-
jagen laſſen, ſagte Sylvia auf ihrer Mauer zu Ag-
lee — und war das erſte Wort, das ſie redte, ſeit
dem er ihr, „und wenn ich drauf gehe, ſo mußt
"denn du warten!„ hinaufgerufen. Sie ſchaͤm-

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[28/0046] ihr hinauf, und wenn ich darauf gehe, ſo wart denn Du! — Schweig doch, ſchweig doch, und gieb ihr kei- ne Antwort! du ſieheſt ja wohl wer es iſt, ſagte der Karl, der izt mit ſeinem Sultan neben ihm ſtand. Biſt du es Bub? ja komm doch, komm doch, ſagte das Kind, und zog ihn am Rocke fort. Der Michel mußte izt weinen ob der Guͤte des Buben, an deſſen Hand er izt fortgieng. Er verdiente die Thraͤnen des Mannes. Er entſchuldigte ſeinen Vater, und ſagte zu ihm, er ſey gewiß nicht Schuld, und werde ihm gewiß helfen. — Ich weiß es wohl, daß dein Papa nicht Schuld iſt, und wenn ich auch ſterben muͤßte, er waͤre mir gleich lieb, ſagte Michel. Aber du ſtirbſt doch nicht? Gelt! du ſtirbſt doch nicht? Es war ihm angſt, er ſah ihm das Blut uͤber ſein Bein herabfließen. Wie der Donquiſchotte Bub das Haͤndchen dem Mann giebt! den ſein Onkle mit den Hunden fort- jagen laſſen, ſagte Sylvia auf ihrer Mauer zu Ag- lee — und war das erſte Wort, das ſie redte, ſeit dem er ihr, „und wenn ich drauf gehe, ſo mußt "denn du warten!„ hinaufgerufen. Sie ſchaͤm-

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/46>, abgerufen am 28.03.2024.