Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

[u]nrechtes unter ihnen gewesen, über die Menschen
noch nie, aber sie meynten, sie würden es eben
sowohl lernen, als über das Vieh, wenn es seyn
müßte, und sie die Formen und Einrichtungen,
die der Junker den Vorgesetzten in Bonnal gemacht,
auch hätten. --



§. 73.
Das ist wieder langweilig für Leute,
die nicht fürs allgemeine denken, und
dieser sind viel.

Der Fürst saß wie im Traum da. Was er
tief verworren glaubte, fand er unverwikelt vor
seinen Augen. Wo er unübersteigliche Schwierig-
keiten ahndete, fand er nichts als gemeinen Fleiß,
und gemeinen Menschenverstand, wie in allen Sa-
chen auf der Welt nothwendig. --

In einer Art von Betäubung sagte er --
aber, wenn izt alles so wäre, was müßte ich
denn thun, so geschwind als möglich zu diesem
Ziel zu kommen? -- Er hatte seine Augen auf
den Lieutenant geworfen, da er das sagte. --
Und dieser, mit dem Feuer des Menschen, der
Jahre lang auf den Anlaß gewartet, zu reden,

[u]nrechtes unter ihnen geweſen, uͤber die Menſchen
noch nie, aber ſie meynten, ſie wuͤrden es eben
ſowohl lernen, als uͤber das Vieh, wenn es ſeyn
muͤßte, und ſie die Formen und Einrichtungen,
die der Junker den Vorgeſetzten in Bonnal gemacht,
auch haͤtten. —



§. 73.
Das iſt wieder langweilig fuͤr Leute,
die nicht fuͤrs allgemeine denken, und
dieſer ſind viel.

Der Fuͤrſt ſaß wie im Traum da. Was er
tief verworren glaubte, fand er unverwikelt vor
ſeinen Augen. Wo er unuͤberſteigliche Schwierig-
keiten ahndete, fand er nichts als gemeinen Fleiß,
und gemeinen Menſchenverſtand, wie in allen Sa-
chen auf der Welt nothwendig. —

In einer Art von Betaͤubung ſagte er —
aber, wenn izt alles ſo waͤre, was muͤßte ich
denn thun, ſo geſchwind als moͤglich zu dieſem
Ziel zu kommen? — Er hatte ſeine Augen auf
den Lieutenant geworfen, da er das ſagte. —
Und dieſer, mit dem Feuer des Menſchen, der
Jahre lang auf den Anlaß gewartet, zu reden,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0490" n="472"/><supplied>u</supplied>nrechtes unter ihnen gewe&#x017F;en, u&#x0364;ber die Men&#x017F;chen<lb/>
noch nie, aber &#x017F;ie meynten, &#x017F;ie wu&#x0364;rden es eben<lb/>
&#x017F;owohl lernen, als u&#x0364;ber das Vieh, wenn es &#x017F;eyn<lb/>
mu&#x0364;ßte, und &#x017F;ie die Formen und Einrichtungen,<lb/>
die der Junker den Vorge&#x017F;etzten in Bonnal gemacht,<lb/>
auch ha&#x0364;tten. &#x2014;</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">§. 73.<lb/>
Das i&#x017F;t wieder langweilig fu&#x0364;r Leute,<lb/>
die nicht fu&#x0364;rs allgemeine denken, und<lb/>
die&#x017F;er &#x017F;ind viel.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>er Fu&#x0364;r&#x017F;t &#x017F;aß wie im Traum da. Was er<lb/>
tief verworren glaubte, fand er unverwikelt vor<lb/>
&#x017F;einen Augen. Wo er unu&#x0364;ber&#x017F;teigliche Schwierig-<lb/>
keiten ahndete, fand er nichts als gemeinen Fleiß,<lb/>
und gemeinen Men&#x017F;chenver&#x017F;tand, wie in allen Sa-<lb/>
chen auf der Welt nothwendig. &#x2014;</p><lb/>
        <p>In einer Art von Beta&#x0364;ubung &#x017F;agte er &#x2014;<lb/>
aber, wenn izt alles &#x017F;o wa&#x0364;re, was mu&#x0364;ßte ich<lb/>
denn thun, &#x017F;o ge&#x017F;chwind als mo&#x0364;glich zu die&#x017F;em<lb/>
Ziel zu kommen? &#x2014; Er hatte &#x017F;eine Augen auf<lb/>
den Lieutenant geworfen, da er das &#x017F;agte. &#x2014;<lb/>
Und die&#x017F;er, mit dem Feuer des Men&#x017F;chen, der<lb/>
Jahre lang auf den Anlaß gewartet, zu reden,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[472/0490] unrechtes unter ihnen geweſen, uͤber die Menſchen noch nie, aber ſie meynten, ſie wuͤrden es eben ſowohl lernen, als uͤber das Vieh, wenn es ſeyn muͤßte, und ſie die Formen und Einrichtungen, die der Junker den Vorgeſetzten in Bonnal gemacht, auch haͤtten. — §. 73. Das iſt wieder langweilig fuͤr Leute, die nicht fuͤrs allgemeine denken, und dieſer ſind viel. Der Fuͤrſt ſaß wie im Traum da. Was er tief verworren glaubte, fand er unverwikelt vor ſeinen Augen. Wo er unuͤberſteigliche Schwierig- keiten ahndete, fand er nichts als gemeinen Fleiß, und gemeinen Menſchenverſtand, wie in allen Sa- chen auf der Welt nothwendig. — In einer Art von Betaͤubung ſagte er — aber, wenn izt alles ſo waͤre, was muͤßte ich denn thun, ſo geſchwind als moͤglich zu dieſem Ziel zu kommen? — Er hatte ſeine Augen auf den Lieutenant geworfen, da er das ſagte. — Und dieſer, mit dem Feuer des Menſchen, der Jahre lang auf den Anlaß gewartet, zu reden,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/490
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/490>, abgerufen am 28.03.2024.