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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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Bauern ausdrücke, den Mäusen zu pfeifen. Hin-
gegen könnten sie in solchen Erziehungshäusern dar-
inn einen großen Vortheil genießen, wenn sie in den-
selben wohl rechnen, schreiben, und die Hand-
lungsbücher führen lernten, welches alles er aus
sich selber habe lernen müssen, und also erfahren,
wie viel es ihm hinderlich gewesen. --

Eben so bestätigte er, daß in den Gefangen-
schaften und Zuchthäusern zu diesen Endzwecken
sehr brauchbare Menschen zu Grund gehen, und
daß man wichtige Vortheile von ihnen ziehen kön-
ne, wenn man die Manier kennen würde, dieses
Geschäft recht anzugreifen, und auch das sey si-
cher, daß man diese Manier bey Niemand als bey
den Züchtlingen selber erforschen müsse.

Dann sah der Fürst auch noch die Gertrud,
und die Kinder des Hübel-Rudis, die vor Jahr
und Tagen noch im Elend fast verfaulet keine Ar-
beit verstunden, und von diesem Weib so in Ord-
nung gebracht worden. Der Lieutenant sagte dem
Fürsten vor ihr, sie hatte meine Schule in ihrer
Stube, ehe ich noch daran dachte, ohne sie hätte
ich meine Einrichtungen nicht in diese Ordnung
gebracht.

Denn hat sie viel gethan, sagte der Fürst,
sah sie steif an; und bald darauf -- ich will noch

Bauern ausdruͤcke, den Maͤuſen zu pfeifen. Hin-
gegen koͤnnten ſie in ſolchen Erziehungshaͤuſern dar-
inn einen großen Vortheil genießen, wenn ſie in den-
ſelben wohl rechnen, ſchreiben, und die Hand-
lungsbuͤcher fuͤhren lernten, welches alles er aus
ſich ſelber habe lernen muͤſſen, und alſo erfahren,
wie viel es ihm hinderlich geweſen. —

Eben ſo beſtaͤtigte er, daß in den Gefangen-
ſchaften und Zuchthaͤuſern zu dieſen Endzwecken
ſehr brauchbare Menſchen zu Grund gehen, und
daß man wichtige Vortheile von ihnen ziehen koͤn-
ne, wenn man die Manier kennen wuͤrde, dieſes
Geſchaͤft recht anzugreifen, und auch das ſey ſi-
cher, daß man dieſe Manier bey Niemand als bey
den Zuͤchtlingen ſelber erforſchen muͤſſe.

Dann ſah der Fuͤrſt auch noch die Gertrud,
und die Kinder des Huͤbel-Rudis, die vor Jahr
und Tagen noch im Elend faſt verfaulet keine Ar-
beit verſtunden, und von dieſem Weib ſo in Ord-
nung gebracht worden. Der Lieutenant ſagte dem
Fuͤrſten vor ihr, ſie hatte meine Schule in ihrer
Stube, ehe ich noch daran dachte, ohne ſie haͤtte
ich meine Einrichtungen nicht in dieſe Ordnung
gebracht.

Denn hat ſie viel gethan, ſagte der Fuͤrſt,
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[478/0496] Bauern ausdruͤcke, den Maͤuſen zu pfeifen. Hin- gegen koͤnnten ſie in ſolchen Erziehungshaͤuſern dar- inn einen großen Vortheil genießen, wenn ſie in den- ſelben wohl rechnen, ſchreiben, und die Hand- lungsbuͤcher fuͤhren lernten, welches alles er aus ſich ſelber habe lernen muͤſſen, und alſo erfahren, wie viel es ihm hinderlich geweſen. — Eben ſo beſtaͤtigte er, daß in den Gefangen- ſchaften und Zuchthaͤuſern zu dieſen Endzwecken ſehr brauchbare Menſchen zu Grund gehen, und daß man wichtige Vortheile von ihnen ziehen koͤn- ne, wenn man die Manier kennen wuͤrde, dieſes Geſchaͤft recht anzugreifen, und auch das ſey ſi- cher, daß man dieſe Manier bey Niemand als bey den Zuͤchtlingen ſelber erforſchen muͤſſe. Dann ſah der Fuͤrſt auch noch die Gertrud, und die Kinder des Huͤbel-Rudis, die vor Jahr und Tagen noch im Elend faſt verfaulet keine Ar- beit verſtunden, und von dieſem Weib ſo in Ord- nung gebracht worden. Der Lieutenant ſagte dem Fuͤrſten vor ihr, ſie hatte meine Schule in ihrer Stube, ehe ich noch daran dachte, ohne ſie haͤtte ich meine Einrichtungen nicht in dieſe Ordnung gebracht. Denn hat ſie viel gethan, ſagte der Fuͤrſt, ſah ſie ſteif an; und bald darauf — ich will noch

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/496>, abgerufen am 30.04.2024.