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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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than! -- Sie dachte, das Liseli müsse izt über
die Gertrud eben so rasend seyn; und träumte schon,
was sie alles aus ihm herausbringen werde, was es
für eine schöne Mutter habe, wann sie es einmal im
Schloß habe. --

So war sie vollends wieder in ihrer Ordnung,
und eifriger als noch nie, dem Dickhals zu dienen,
und Arners Wesen mit ihren beyden Händen unter
über sich zu kehren.

Mit diesem Vorsatz gieng sie auch nach dem
Essen auf die Straße von Bonnal, um heute ein-
mal die Freude zu haben, das selbst zu thun, was
bisher ihr Jäger für sie verrichtete.

Der General warnete sie vor diesem Spatzier-
gang. -- Da sie am Tisch sagte, sie wolle nach dem
Essen über Feld, so kam dem guten Mann in den
Sinn, daß der Klaus diese Nacht zu ihm gesagt
habe, sie könnte vielleicht nicht sicher seyn, wenn
sie zu weit von dem Schloß weggienge; es machte
ihm Angst, er sagte ihr so freundlich als möglich,
sie solle doch nicht allein gehen. --

Warum das? war ihre Antwort. Er stund
auf, gieng zu ihr hin, und sagte ihr ins Ohr, es
seyen ihr nicht alle Leute wohl, und es könnte ihr
auf den gestrigen Vorfall leicht Jemand etwas zu
Leid thun.

than! — Sie dachte, das Liſeli muͤſſe izt uͤber
die Gertrud eben ſo raſend ſeyn; und traͤumte ſchon,
was ſie alles aus ihm herausbringen werde, was es
fuͤr eine ſchoͤne Mutter habe, wann ſie es einmal im
Schloß habe. —

So war ſie vollends wieder in ihrer Ordnung,
und eifriger als noch nie, dem Dickhals zu dienen,
und Arners Weſen mit ihren beyden Haͤnden unter
uͤber ſich zu kehren.

Mit dieſem Vorſatz gieng ſie auch nach dem
Eſſen auf die Straße von Bonnal, um heute ein-
mal die Freude zu haben, das ſelbſt zu thun, was
bisher ihr Jaͤger fuͤr ſie verrichtete.

Der General warnete ſie vor dieſem Spatzier-
gang. — Da ſie am Tiſch ſagte, ſie wolle nach dem
Eſſen uͤber Feld, ſo kam dem guten Mann in den
Sinn, daß der Klaus dieſe Nacht zu ihm geſagt
habe, ſie koͤnnte vielleicht nicht ſicher ſeyn, wenn
ſie zu weit von dem Schloß weggienge; es machte
ihm Angſt, er ſagte ihr ſo freundlich als moͤglich,
ſie ſolle doch nicht allein gehen. —

Warum das? war ihre Antwort. Er ſtund
auf, gieng zu ihr hin, und ſagte ihr ins Ohr, es
ſeyen ihr nicht alle Leute wohl, und es koͤnnte ihr
auf den geſtrigen Vorfall leicht Jemand etwas zu
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[57/0075] than! — Sie dachte, das Liſeli muͤſſe izt uͤber die Gertrud eben ſo raſend ſeyn; und traͤumte ſchon, was ſie alles aus ihm herausbringen werde, was es fuͤr eine ſchoͤne Mutter habe, wann ſie es einmal im Schloß habe. — So war ſie vollends wieder in ihrer Ordnung, und eifriger als noch nie, dem Dickhals zu dienen, und Arners Weſen mit ihren beyden Haͤnden unter uͤber ſich zu kehren. Mit dieſem Vorſatz gieng ſie auch nach dem Eſſen auf die Straße von Bonnal, um heute ein- mal die Freude zu haben, das ſelbſt zu thun, was bisher ihr Jaͤger fuͤr ſie verrichtete. Der General warnete ſie vor dieſem Spatzier- gang. — Da ſie am Tiſch ſagte, ſie wolle nach dem Eſſen uͤber Feld, ſo kam dem guten Mann in den Sinn, daß der Klaus dieſe Nacht zu ihm geſagt habe, ſie koͤnnte vielleicht nicht ſicher ſeyn, wenn ſie zu weit von dem Schloß weggienge; es machte ihm Angſt, er ſagte ihr ſo freundlich als moͤglich, ſie ſolle doch nicht allein gehen. — Warum das? war ihre Antwort. Er ſtund auf, gieng zu ihr hin, und ſagte ihr ins Ohr, es ſeyen ihr nicht alle Leute wohl, und es koͤnnte ihr auf den geſtrigen Vorfall leicht Jemand etwas zu Leid thun.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/75>, abgerufen am 25.04.2024.