Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

die an der Straße lagen; doch entdeckten wir im Hintergrunde eine Maniok-Fazenda. Wir besuchten sie, und der Besitzer war so gefällig, uns erst mit schwarzem Kaffee zu bewirthen (eine in Brasilien übliche Sitte) und dann in seiner Pflanzung umher zu führen.

Die Maniokpflanze treibt Stengel von 4 bis 6 Fuß Höhe hervor, die oben mehrere große Blätter haben. Der wichtige Theil dieser Pflanze ist die knollenartige Wurzel, die oft 2 -- 3 Pfund wiegt und in ganz Brasilien die Stelle des Getreides vertritt. Sie wird gewaschen, geschält und an die äußere rauhe Rundung eines Mühlsteines, der durch Neger gedreht wird, so lange gehalten, bis sie zerrieben ist. Die Masse wird hierauf in einen Korb gegeben, fleißig abewässert und dann mittelst einer Presse vollkommen ausgedrückt. Zuletzt schüttet man sie auf große Eisenplatten, auf welchen sie durch gelind unterhaltene Hitze langsam getrocknet wird. Sie gleicht nun ganz einem groben Mehle und wird statt des Brodes auf zweierlei Art gebraucht naß und trocken. Im ersten Falle macht man sie mit heißem Wasser an, so daß sie die Form eines Breies hat; im zweiten Falle erscheint sie als grobes Mehl in kleinen Körbchen, woraus sich bei Tische jeder nach Belieben nimmt und über die Speisen streut.

4. Oktbr. Die Gebirge ziehen sich immer enger und enger zusammen und die Waldungen werden dichter und üppiger. Ueber alle Beschreibung schön machen sich die Schlingpflanzen, die nicht nur den Grund ganz überdecken, sondern derart mit den Bäumen verzweigt sind, daß ihre herrlichen Blumen an den höchsten Aesten hängen und als wunderbare Blüthen der Bäume erscheinen. Aber auch

die an der Straße lagen; doch entdeckten wir im Hintergrunde eine Maniok-Fazenda. Wir besuchten sie, und der Besitzer war so gefällig, uns erst mit schwarzem Kaffee zu bewirthen (eine in Brasilien übliche Sitte) und dann in seiner Pflanzung umher zu führen.

Die Maniokpflanze treibt Stengel von 4 bis 6 Fuß Höhe hervor, die oben mehrere große Blätter haben. Der wichtige Theil dieser Pflanze ist die knollenartige Wurzel, die oft 2 — 3 Pfund wiegt und in ganz Brasilien die Stelle des Getreides vertritt. Sie wird gewaschen, geschält und an die äußere rauhe Rundung eines Mühlsteines, der durch Neger gedreht wird, so lange gehalten, bis sie zerrieben ist. Die Masse wird hierauf in einen Korb gegeben, fleißig abewässert und dann mittelst einer Presse vollkommen ausgedrückt. Zuletzt schüttet man sie auf große Eisenplatten, auf welchen sie durch gelind unterhaltene Hitze langsam getrocknet wird. Sie gleicht nun ganz einem groben Mehle und wird statt des Brodes auf zweierlei Art gebraucht naß und trocken. Im ersten Falle macht man sie mit heißem Wasser an, so daß sie die Form eines Breies hat; im zweiten Falle erscheint sie als grobes Mehl in kleinen Körbchen, woraus sich bei Tische jeder nach Belieben nimmt und über die Speisen streut.

4. Oktbr. Die Gebirge ziehen sich immer enger und enger zusammen und die Waldungen werden dichter und üppiger. Ueber alle Beschreibung schön machen sich die Schlingpflanzen, die nicht nur den Grund ganz überdecken, sondern derart mit den Bäumen verzweigt sind, daß ihre herrlichen Blumen an den höchsten Aesten hängen und als wunderbare Blüthen der Bäume erscheinen. Aber auch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0086" n="79"/>
die an der Straße lagen; doch entdeckten wir im Hintergrunde eine Maniok-Fazenda. Wir besuchten sie, und der Besitzer war so gefällig, uns erst mit schwarzem Kaffee zu bewirthen (eine in Brasilien übliche Sitte) und dann in seiner Pflanzung umher zu führen.</p>
        <p>   Die Maniokpflanze treibt Stengel von 4 bis 6 Fuß Höhe hervor, die oben mehrere große Blätter haben. Der wichtige Theil dieser Pflanze ist die knollenartige Wurzel, die oft 2 &#x2014; 3 Pfund wiegt und in ganz Brasilien die Stelle des Getreides vertritt. Sie wird gewaschen, geschält und an die äußere rauhe Rundung eines Mühlsteines, der durch Neger gedreht wird, so lange gehalten, bis sie zerrieben ist. Die Masse wird hierauf in einen Korb gegeben, fleißig abewässert und dann mittelst einer Presse vollkommen ausgedrückt. Zuletzt schüttet man sie auf große Eisenplatten, auf welchen sie durch gelind unterhaltene Hitze langsam getrocknet wird. Sie gleicht nun ganz einem groben Mehle und wird statt des Brodes auf zweierlei Art gebraucht naß und trocken. Im ersten Falle macht man sie mit heißem Wasser an, so daß sie die Form eines Breies hat; im zweiten Falle erscheint sie als grobes Mehl in kleinen Körbchen, woraus sich bei Tische jeder nach Belieben nimmt und über die Speisen streut.</p>
        <p>   4. Oktbr. Die Gebirge ziehen sich immer enger und enger zusammen und die Waldungen werden dichter und üppiger. Ueber alle Beschreibung schön machen sich die Schlingpflanzen, die nicht nur den Grund ganz überdecken, sondern derart mit den Bäumen verzweigt sind, daß ihre herrlichen Blumen an den höchsten Aesten hängen und als wunderbare Blüthen der Bäume erscheinen. Aber auch
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0086] die an der Straße lagen; doch entdeckten wir im Hintergrunde eine Maniok-Fazenda. Wir besuchten sie, und der Besitzer war so gefällig, uns erst mit schwarzem Kaffee zu bewirthen (eine in Brasilien übliche Sitte) und dann in seiner Pflanzung umher zu führen. Die Maniokpflanze treibt Stengel von 4 bis 6 Fuß Höhe hervor, die oben mehrere große Blätter haben. Der wichtige Theil dieser Pflanze ist die knollenartige Wurzel, die oft 2 — 3 Pfund wiegt und in ganz Brasilien die Stelle des Getreides vertritt. Sie wird gewaschen, geschält und an die äußere rauhe Rundung eines Mühlsteines, der durch Neger gedreht wird, so lange gehalten, bis sie zerrieben ist. Die Masse wird hierauf in einen Korb gegeben, fleißig abewässert und dann mittelst einer Presse vollkommen ausgedrückt. Zuletzt schüttet man sie auf große Eisenplatten, auf welchen sie durch gelind unterhaltene Hitze langsam getrocknet wird. Sie gleicht nun ganz einem groben Mehle und wird statt des Brodes auf zweierlei Art gebraucht naß und trocken. Im ersten Falle macht man sie mit heißem Wasser an, so daß sie die Form eines Breies hat; im zweiten Falle erscheint sie als grobes Mehl in kleinen Körbchen, woraus sich bei Tische jeder nach Belieben nimmt und über die Speisen streut. 4. Oktbr. Die Gebirge ziehen sich immer enger und enger zusammen und die Waldungen werden dichter und üppiger. Ueber alle Beschreibung schön machen sich die Schlingpflanzen, die nicht nur den Grund ganz überdecken, sondern derart mit den Bäumen verzweigt sind, daß ihre herrlichen Blumen an den höchsten Aesten hängen und als wunderbare Blüthen der Bäume erscheinen. Aber auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/86
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/86>, abgerufen am 16.04.2024.