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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

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Die sehr berühmte und sehr besuchte Spiridion-Kirche ist klein, enthält aber viele Oelgemälde, mitunter gute Stücke aus der alt-italienischen Schule. Im Hintergrunde der Kirche, in einem kleinen, dunklen Kapellchen, ruht in einem silbernen Sarkophage der Körper des heiligen Spiridion, der bei den Ioniern in großer Verehrung steht. Das Kapellchen ist stets voll Andächtiger, welche die zärtlichsten Küsse auf den Sarkophag drücken.

Am 29. October sahen wir die niederen Gebirge Dalmatien's, und am 30. October mit Tagesanbruch betrat ich Triest, von wo ich am folgenden Tage mit dem Eilwagen nach Wien eilte. -- In größter Besorgniß mußte ich einige Tage vor der Stadt zubringen, da sie am letzten October mit Sturm genommen und nicht vor dem 4. November geöffnet ward. Erst nachdem ich alle die Meinigen unversehrt gesehen hatte, war ich im Stande, mit frohem Herzen mein Dankgebet an die gütige Vorsehung zu richten, die mich in allen Gefahren und Leiden so wunderbar geschützt und stets kräftig erhalten hatte. Nicht weniger gedachte ich gerührten Herzens jener Menschen, die sich meiner so liebevoll, so uneigennützig angenommen hatten, und durch deren Hülfe es mir möglich geworden war, die oft großen Mühseligkeiten und Beschwerden zu überwinden.

Meine Leser aber ersuche ich, ein mildes Urtheil über mein Buch zu fällen, das mit einfachen Worten schildert, was ich erlebt, gesehen und gefühlt habe, und keine höhern Ansprüche macht, als wahrhaft und getreu zu sein.



Die sehr berühmte und sehr besuchte Spiridion-Kirche ist klein, enthält aber viele Oelgemälde, mitunter gute Stücke aus der alt-italienischen Schule. Im Hintergrunde der Kirche, in einem kleinen, dunklen Kapellchen, ruht in einem silbernen Sarkophage der Körper des heiligen Spiridion, der bei den Ioniern in großer Verehrung steht. Das Kapellchen ist stets voll Andächtiger, welche die zärtlichsten Küsse auf den Sarkophag drücken.

Am 29. October sahen wir die niederen Gebirge Dalmatien’s, und am 30. October mit Tagesanbruch betrat ich Triest, von wo ich am folgenden Tage mit dem Eilwagen nach Wien eilte. — In größter Besorgniß mußte ich einige Tage vor der Stadt zubringen, da sie am letzten October mit Sturm genommen und nicht vor dem 4. November geöffnet ward. Erst nachdem ich alle die Meinigen unversehrt gesehen hatte, war ich im Stande, mit frohem Herzen mein Dankgebet an die gütige Vorsehung zu richten, die mich in allen Gefahren und Leiden so wunderbar geschützt und stets kräftig erhalten hatte. Nicht weniger gedachte ich gerührten Herzens jener Menschen, die sich meiner so liebevoll, so uneigennützig angenommen hatten, und durch deren Hülfe es mir möglich geworden war, die oft großen Mühseligkeiten und Beschwerden zu überwinden.

Meine Leser aber ersuche ich, ein mildes Urtheil über mein Buch zu fällen, das mit einfachen Worten schildert, was ich erlebt, gesehen und gefühlt habe, und keine höhern Ansprüche macht, als wahrhaft und getreu zu sein.



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[324/0332] Die sehr berühmte und sehr besuchte Spiridion-Kirche ist klein, enthält aber viele Oelgemälde, mitunter gute Stücke aus der alt-italienischen Schule. Im Hintergrunde der Kirche, in einem kleinen, dunklen Kapellchen, ruht in einem silbernen Sarkophage der Körper des heiligen Spiridion, der bei den Ioniern in großer Verehrung steht. Das Kapellchen ist stets voll Andächtiger, welche die zärtlichsten Küsse auf den Sarkophag drücken. Am 29. October sahen wir die niederen Gebirge Dalmatien’s, und am 30. October mit Tagesanbruch betrat ich Triest, von wo ich am folgenden Tage mit dem Eilwagen nach Wien eilte. — In größter Besorgniß mußte ich einige Tage vor der Stadt zubringen, da sie am letzten October mit Sturm genommen und nicht vor dem 4. November geöffnet ward. Erst nachdem ich alle die Meinigen unversehrt gesehen hatte, war ich im Stande, mit frohem Herzen mein Dankgebet an die gütige Vorsehung zu richten, die mich in allen Gefahren und Leiden so wunderbar geschützt und stets kräftig erhalten hatte. Nicht weniger gedachte ich gerührten Herzens jener Menschen, die sich meiner so liebevoll, so uneigennützig angenommen hatten, und durch deren Hülfe es mir möglich geworden war, die oft großen Mühseligkeiten und Beschwerden zu überwinden. Meine Leser aber ersuche ich, ein mildes Urtheil über mein Buch zu fällen, das mit einfachen Worten schildert, was ich erlebt, gesehen und gefühlt habe, und keine höhern Ansprüche macht, als wahrhaft und getreu zu sein.

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/332>, abgerufen am 25.04.2024.