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Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.

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Dreyßig Fragestücke
fenweise herabsteigen zu helfen. Aber die Luft-
Springer
haben doch bey uns den Vorzug.

49. Maxime.

Damit der poetische Wörter-Schatz reichlich
vermehret werde, nehmen wir in unsere Reim-
schmiede-Kunst französische, lateinische und ita-
liänische Reim-Endigungen
auf, ertheilen ih-
nen das Bürger-Recht, und achten sie für eine
Zierlichkeit, z. E. incommodiren, accommodiren,
recommendiren, abouchiren, accompagniren, etc.

50. Maxime.

Die Zunft-Meister der Froschmäusler-Ge-
sellschaft werden nicht eifersüchtig darüber, wenn
sie von ihren Lehrlingen in der kriechenden Poe-
sie übertroffen werden.

Viertes Probestück.
Beantwortung derjenigen dreyßig Fragestük-
ke, welche jedem Candidaten, vor seinem
Eintritt in die Froschmäusler-Gesellschaft,
vorgeleget werden.
1. Frage.

Was verlanget der Herr Candidat?

Antwort.

Ein Froschmäusler zu werden.

2. Frage.

Was heißt ein Froschmäusler?

Antwort.

Ein Poete, der sich alle Bemühung giebet,

der

Dreyßig Frageſtuͤcke
fenweiſe herabſteigen zu helfen. Aber die Luft-
Springer
haben doch bey uns den Vorzug.

49. Maxime.

Damit der poetiſche Woͤrter-Schatz reichlich
vermehret werde, nehmen wir in unſere Reim-
ſchmiede-Kunſt franzoͤſiſche, lateiniſche und ita-
liaͤniſche Reim-Endigungen
auf, ertheilen ih-
nen das Buͤrger-Recht, und achten ſie fuͤr eine
Zierlichkeit, z. E. incommodiren, accommodiren,
recommendiren, abouchiren, accompagniren, ꝛc.

50. Maxime.

Die Zunft-Meiſter der Froſchmaͤusler-Ge-
ſellſchaft werden nicht eiferſuͤchtig daruͤber, wenn
ſie von ihren Lehrlingen in der kriechenden Poe-
ſie uͤbertroffen werden.

Viertes Probeſtuͤck.
Beantwortung derjenigen dreyßig Frageſtuͤk-
ke, welche jedem Candidaten, vor ſeinem
Eintritt in die Froſchmaͤusler-Geſellſchaft,
vorgeleget werden.
1. Frage.

Was verlanget der Herr Candidat?

Antwort.

Ein Froſchmaͤusler zu werden.

2. Frage.

Was heißt ein Froſchmaͤusler?

Antwort.

Ein Poete, der ſich alle Bemuͤhung giebet,

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[86/0094] Dreyßig Frageſtuͤcke fenweiſe herabſteigen zu helfen. Aber die Luft- Springer haben doch bey uns den Vorzug. 49. Maxime. Damit der poetiſche Woͤrter-Schatz reichlich vermehret werde, nehmen wir in unſere Reim- ſchmiede-Kunſt franzoͤſiſche, lateiniſche und ita- liaͤniſche Reim-Endigungen auf, ertheilen ih- nen das Buͤrger-Recht, und achten ſie fuͤr eine Zierlichkeit, z. E. incommodiren, accommodiren, recommendiren, abouchiren, accompagniren, ꝛc. 50. Maxime. Die Zunft-Meiſter der Froſchmaͤusler-Ge- ſellſchaft werden nicht eiferſuͤchtig daruͤber, wenn ſie von ihren Lehrlingen in der kriechenden Poe- ſie uͤbertroffen werden. Viertes Probeſtuͤck. Beantwortung derjenigen dreyßig Frageſtuͤk- ke, welche jedem Candidaten, vor ſeinem Eintritt in die Froſchmaͤusler-Geſellſchaft, vorgeleget werden. 1. Frage. Was verlanget der Herr Candidat? Antwort. Ein Froſchmaͤusler zu werden. 2. Frage. Was heißt ein Froſchmaͤusler? Antwort. Ein Poete, der ſich alle Bemuͤhung giebet, der

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Zitationshilfe: Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/94>, abgerufen am 29.03.2024.