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Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.

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Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie.
verschwundenen, etwa dem System durch Leitung zugeführten
Wärme, A den Betrag der von Aussen auf das System ausge-
übten Arbeit bezeichnet, positiv, wenn die Veränderung im Sinne
der von Aussen auf das System wirkenden Kräfte erfolgt. Man
kann die Summe Q + A auch den Arbeitswerth aller von den
umgebenden Körpern auf das System ausgeübten thermischen
und mechanischen Einwirkungen nennen. In diesem Sinne
werden wir die Grössen Q und A stets benutzen.

Der Werth von Q + A hängt nicht von der Art des Ueber-
ganges aus 1 in 2 ab, und offenbar auch nicht von der Wahl
des Normalzustandes des Systems; daher ist es, solange es sich
nur um Energiedifferenzen eines und desselben Systems handelt,
garnicht nöthig, den Normalzustand besonders zu fixiren. Dann
bleibt in dem Werth der Energie selber eine additive Constante
unbestimmt.

§ 64. Die Differenz U2 -- U1 lässt sich auch auffassen als
die Energie des Systems im Zustand 2, bezogen auf den Zu-
stand 1 als Normalzustand. In der That: nimmt man 1 als
Normalzustand, so ist U1 = 0, weil es dann überhaupt keiner
Veränderung bedarf, um das System aus dem Zustand 1 in den
Normalzustand zu bringen, und es wird U2 -- U1 = U2. Daher
wird der Normalzustand manchmal auch Nullzustand genannt.

§ 65. Wenn der Zustand 2 mit dem Zustand 1 identisch
gewählt wird, so macht das System beim Uebergang von 1 zu
2 einen sogenannten "Kreisprozess" durch. Dann ist U2 = U1
und daher aus (17):
(18) 0 = Q + A
d. h. bei einem Kreisprozess ist der Arbeitswerth aller äusseren
Wirkungen gleich Null, oder mit anderen Worten: Die äussere
Wärme ist der äusseren Arbeit gleich und entgegengesetzt.
Durch diesen Satz ist die Construction eines thermodynamischen
perpetuum mobile, das nothwendig periodisch wirkende Maschinen,
also Kreisprozesse voraussetzt, ausgeschlossen.

§ 66. Wenn bei einer Zustandsänderung des Systems
garkeine äusseren Wirkungen aufgewendet werden (Q = 0, A = 0)
so bleibt nach (17) die Energie constant (Erhaltung der Energie).
Dabei können die einzelnen Grössen, welche den Zustand des
Systems bedingen, sich erheblich ändern, sie unterliegen aber
stets der Bedingung U = const.

Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie.
verschwundenen, etwa dem System durch Leitung zugeführten
Wärme, A den Betrag der von Aussen auf das System ausge-
übten Arbeit bezeichnet, positiv, wenn die Veränderung im Sinne
der von Aussen auf das System wirkenden Kräfte erfolgt. Man
kann die Summe Q + A auch den Arbeitswerth aller von den
umgebenden Körpern auf das System ausgeübten thermischen
und mechanischen Einwirkungen nennen. In diesem Sinne
werden wir die Grössen Q und A stets benutzen.

Der Werth von Q + A hängt nicht von der Art des Ueber-
ganges aus 1 in 2 ab, und offenbar auch nicht von der Wahl
des Normalzustandes des Systems; daher ist es, solange es sich
nur um Energiedifferenzen eines und desselben Systems handelt,
garnicht nöthig, den Normalzustand besonders zu fixiren. Dann
bleibt in dem Werth der Energie selber eine additive Constante
unbestimmt.

§ 64. Die Differenz U2U1 lässt sich auch auffassen als
die Energie des Systems im Zustand 2, bezogen auf den Zu-
stand 1 als Normalzustand. In der That: nimmt man 1 als
Normalzustand, so ist U1 = 0, weil es dann überhaupt keiner
Veränderung bedarf, um das System aus dem Zustand 1 in den
Normalzustand zu bringen, und es wird U2U1 = U2. Daher
wird der Normalzustand manchmal auch Nullzustand genannt.

§ 65. Wenn der Zustand 2 mit dem Zustand 1 identisch
gewählt wird, so macht das System beim Uebergang von 1 zu
2 einen sogenannten „Kreisprozess“ durch. Dann ist U2 = U1
und daher aus (17):
(18) 0 = Q + A
d. h. bei einem Kreisprozess ist der Arbeitswerth aller äusseren
Wirkungen gleich Null, oder mit anderen Worten: Die äussere
Wärme ist der äusseren Arbeit gleich und entgegengesetzt.
Durch diesen Satz ist die Construction eines thermodynamischen
perpetuum mobile, das nothwendig periodisch wirkende Maschinen,
also Kreisprozesse voraussetzt, ausgeschlossen.

§ 66. Wenn bei einer Zustandsänderung des Systems
garkeine äusseren Wirkungen aufgewendet werden (Q = 0, A = 0)
so bleibt nach (17) die Energie constant (Erhaltung der Energie).
Dabei können die einzelnen Grössen, welche den Zustand des
Systems bedingen, sich erheblich ändern, sie unterliegen aber
stets der Bedingung U = const.

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[40/0056] Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie. verschwundenen, etwa dem System durch Leitung zugeführten Wärme, A den Betrag der von Aussen auf das System ausge- übten Arbeit bezeichnet, positiv, wenn die Veränderung im Sinne der von Aussen auf das System wirkenden Kräfte erfolgt. Man kann die Summe Q + A auch den Arbeitswerth aller von den umgebenden Körpern auf das System ausgeübten thermischen und mechanischen Einwirkungen nennen. In diesem Sinne werden wir die Grössen Q und A stets benutzen. Der Werth von Q + A hängt nicht von der Art des Ueber- ganges aus 1 in 2 ab, und offenbar auch nicht von der Wahl des Normalzustandes des Systems; daher ist es, solange es sich nur um Energiedifferenzen eines und desselben Systems handelt, garnicht nöthig, den Normalzustand besonders zu fixiren. Dann bleibt in dem Werth der Energie selber eine additive Constante unbestimmt. § 64. Die Differenz U2 — U1 lässt sich auch auffassen als die Energie des Systems im Zustand 2, bezogen auf den Zu- stand 1 als Normalzustand. In der That: nimmt man 1 als Normalzustand, so ist U1 = 0, weil es dann überhaupt keiner Veränderung bedarf, um das System aus dem Zustand 1 in den Normalzustand zu bringen, und es wird U2 — U1 = U2. Daher wird der Normalzustand manchmal auch Nullzustand genannt. § 65. Wenn der Zustand 2 mit dem Zustand 1 identisch gewählt wird, so macht das System beim Uebergang von 1 zu 2 einen sogenannten „Kreisprozess“ durch. Dann ist U2 = U1 und daher aus (17): (18) 0 = Q + A d. h. bei einem Kreisprozess ist der Arbeitswerth aller äusseren Wirkungen gleich Null, oder mit anderen Worten: Die äussere Wärme ist der äusseren Arbeit gleich und entgegengesetzt. Durch diesen Satz ist die Construction eines thermodynamischen perpetuum mobile, das nothwendig periodisch wirkende Maschinen, also Kreisprozesse voraussetzt, ausgeschlossen. § 66. Wenn bei einer Zustandsänderung des Systems garkeine äusseren Wirkungen aufgewendet werden (Q = 0, A = 0) so bleibt nach (17) die Energie constant (Erhaltung der Energie). Dabei können die einzelnen Grössen, welche den Zustand des Systems bedingen, sich erheblich ändern, sie unterliegen aber stets der Bedingung U = const.

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Zitationshilfe: Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_thermodynamik_1897/56>, abgerufen am 29.03.2024.