unmässiger Raucher war, oder die Mutter ihren kräftigen Körper durch fortdauerndes starkes Schnüren zart und schlank machen wollte und sich so Gebärmutter-Krank- heiten zuzog.
In anderen Fällen wieder werden die Kinder so rasch hinter einander gezeugt, dass die Mutter und der spätere Nachwuchs schwer geschädigt werden, ganz zu geschweigen von den noch immer zahlreichen Fällen, in denen nach dem ersten halben Dutzend Kinder ein zweites, wie wir auf S. 59 sahen, sich stetig verschlechterndes folgt.*)
Was die Kinderpflege anlangt, so wird auch hier in mannigfachster Weise gegen die reinen rassenhygienischen Forderungen gesündigt. Schwächliche Mütter besorgen sich Ammen, Soxhlet'sche Sterilisationsapparate und allerlei Kindernährmittel und vererben auf diese Weise häufig ihre flachen Brüste und sonstige Mängel ihrer Constitution.
Wenn die natürliche Auslese der Schwachen doch in Form von allerlei Kinderkrankheiten, besonders Ver- dauungsstörungen und Entzündungen der Athmungsorgane in ihr Recht treten will, kommt der Arzt dazwischen und bereichert in vielen Fällen die Menschheit um eine schwache Constitution, die sich später oft nur selbst zur Last wird.
Bei der Erziehung wird nicht Jedem die gleiche Chance gegeben, sondern der, dessen Eltern wohlhabend sind, geniesst von Anfang an eine bessere Ausbildung als der Sohn des Proletariers. Dagegen wäre vom Standpunkt des Rassenwohls dann nicht viel einzuwenden, wenn der Vermögensstand der Eltern die directe Folge ihrer wirth- schaftlichen Fähigkeiten wäre. Das ist aber sehr häufig durchaus nicht der Fall, da viele Vermögen sich bereits seit Generationen forterben und auch in ihrer ersten Entstehung häufig genug auf Lug und Trug oder Gewalt beruhen.
*) In Berlin machten 1891 die Kinder vom Sechstgeborenen (einschliesslich) aufwärts ein Sechstel aller Geborenen aus.
unmässiger Raucher war, oder die Mutter ihren kräftigen Körper durch fortdauerndes starkes Schnüren zart und schlank machen wollte und sich so Gebärmutter-Krank- heiten zuzog.
In anderen Fällen wieder werden die Kinder so rasch hinter einander gezeugt, dass die Mutter und der spätere Nachwuchs schwer geschädigt werden, ganz zu geschweigen von den noch immer zahlreichen Fällen, in denen nach dem ersten halben Dutzend Kinder ein zweites, wie wir auf S. 59 sahen, sich stetig verschlechterndes folgt.*)
Was die Kinderpflege anlangt, so wird auch hier in mannigfachster Weise gegen die reinen rassenhygienischen Forderungen gesündigt. Schwächliche Mütter besorgen sich Ammen, Soxhlet’sche Sterilisationsapparate und allerlei Kindernährmittel und vererben auf diese Weise häufig ihre flachen Brüste und sonstige Mängel ihrer Constitution.
Wenn die natürliche Auslese der Schwachen doch in Form von allerlei Kinderkrankheiten, besonders Ver- dauungsstörungen und Entzündungen der Athmungsorgane in ihr Recht treten will, kommt der Arzt dazwischen und bereichert in vielen Fällen die Menschheit um eine schwache Constitution, die sich später oft nur selbst zur Last wird.
Bei der Erziehung wird nicht Jedem die gleiche Chance gegeben, sondern der, dessen Eltern wohlhabend sind, geniesst von Anfang an eine bessere Ausbildung als der Sohn des Proletariers. Dagegen wäre vom Standpunkt des Rassenwohls dann nicht viel einzuwenden, wenn der Vermögensstand der Eltern die directe Folge ihrer wirth- schaftlichen Fähigkeiten wäre. Das ist aber sehr häufig durchaus nicht der Fall, da viele Vermögen sich bereits seit Generationen forterben und auch in ihrer ersten Entstehung häufig genug auf Lug und Trug oder Gewalt beruhen.
*) In Berlin machten 1891 die Kinder vom Sechstgeborenen (einschliesslich) aufwärts ein Sechstel aller Geborenen aus.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0170"n="150"/>
unmässiger Raucher war, oder die Mutter ihren kräftigen<lb/>
Körper durch fortdauerndes starkes Schnüren zart und<lb/>
schlank machen wollte und sich so Gebärmutter-Krank-<lb/>
heiten zuzog.</p><lb/><p>In anderen Fällen wieder werden die Kinder so rasch<lb/>
hinter einander gezeugt, dass die Mutter und der spätere<lb/>
Nachwuchs schwer geschädigt werden, ganz zu geschweigen<lb/>
von den noch immer zahlreichen Fällen, in denen nach<lb/>
dem ersten halben Dutzend Kinder ein zweites, wie wir auf<lb/>
S. 59 sahen, sich stetig verschlechterndes folgt.<noteplace="foot"n="*)">In Berlin machten 1891 die Kinder vom Sechstgeborenen<lb/>
(einschliesslich) aufwärts ein Sechstel aller Geborenen aus.</note></p><lb/><p>Was die Kinderpflege anlangt, so wird auch hier in<lb/>
mannigfachster Weise gegen die reinen rassenhygienischen<lb/>
Forderungen gesündigt. Schwächliche Mütter besorgen sich<lb/>
Ammen, Soxhlet’sche Sterilisationsapparate und allerlei<lb/>
Kindernährmittel und vererben auf diese Weise häufig<lb/>
ihre flachen Brüste und sonstige Mängel ihrer Constitution.</p><lb/><p>Wenn die natürliche Auslese der Schwachen doch<lb/>
in Form von allerlei Kinderkrankheiten, besonders Ver-<lb/>
dauungsstörungen und Entzündungen der Athmungsorgane in<lb/>
ihr Recht treten will, kommt der Arzt dazwischen und<lb/>
bereichert in vielen Fällen die Menschheit um eine schwache<lb/>
Constitution, die sich später oft nur selbst zur Last wird.</p><lb/><p>Bei der Erziehung wird nicht Jedem die gleiche Chance<lb/>
gegeben, sondern der, dessen Eltern wohlhabend sind,<lb/>
geniesst von Anfang an eine bessere Ausbildung als der<lb/>
Sohn des Proletariers. Dagegen wäre vom Standpunkt<lb/>
des Rassenwohls dann nicht viel einzuwenden, wenn der<lb/>
Vermögensstand der Eltern die directe Folge ihrer wirth-<lb/>
schaftlichen Fähigkeiten wäre. Das ist aber sehr häufig<lb/>
durchaus nicht der Fall, da viele Vermögen sich bereits seit<lb/>
Generationen forterben und auch in ihrer ersten Entstehung<lb/>
häufig genug auf Lug und Trug oder Gewalt beruhen.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[150/0170]
unmässiger Raucher war, oder die Mutter ihren kräftigen
Körper durch fortdauerndes starkes Schnüren zart und
schlank machen wollte und sich so Gebärmutter-Krank-
heiten zuzog.
In anderen Fällen wieder werden die Kinder so rasch
hinter einander gezeugt, dass die Mutter und der spätere
Nachwuchs schwer geschädigt werden, ganz zu geschweigen
von den noch immer zahlreichen Fällen, in denen nach
dem ersten halben Dutzend Kinder ein zweites, wie wir auf
S. 59 sahen, sich stetig verschlechterndes folgt. *)
Was die Kinderpflege anlangt, so wird auch hier in
mannigfachster Weise gegen die reinen rassenhygienischen
Forderungen gesündigt. Schwächliche Mütter besorgen sich
Ammen, Soxhlet’sche Sterilisationsapparate und allerlei
Kindernährmittel und vererben auf diese Weise häufig
ihre flachen Brüste und sonstige Mängel ihrer Constitution.
Wenn die natürliche Auslese der Schwachen doch
in Form von allerlei Kinderkrankheiten, besonders Ver-
dauungsstörungen und Entzündungen der Athmungsorgane in
ihr Recht treten will, kommt der Arzt dazwischen und
bereichert in vielen Fällen die Menschheit um eine schwache
Constitution, die sich später oft nur selbst zur Last wird.
Bei der Erziehung wird nicht Jedem die gleiche Chance
gegeben, sondern der, dessen Eltern wohlhabend sind,
geniesst von Anfang an eine bessere Ausbildung als der
Sohn des Proletariers. Dagegen wäre vom Standpunkt
des Rassenwohls dann nicht viel einzuwenden, wenn der
Vermögensstand der Eltern die directe Folge ihrer wirth-
schaftlichen Fähigkeiten wäre. Das ist aber sehr häufig
durchaus nicht der Fall, da viele Vermögen sich bereits seit
Generationen forterben und auch in ihrer ersten Entstehung
häufig genug auf Lug und Trug oder Gewalt beruhen.
*) In Berlin machten 1891 die Kinder vom Sechstgeborenen
(einschliesslich) aufwärts ein Sechstel aller Geborenen aus.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/170>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.