Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859. Alte. So balb und halb, wie man's nehmen will. Jch bin die Spindel, mit der die Mutter des Königs Purpur spann. Als die starb, ward ich da herauf gestellt und schnurre aus alter Gewohnheit noch immer so fort. Röslein. Ei wie? Sorgt Niemand für dich? Alte. Siehst du den Kater? Er ist mein Freund und fangt Mäuse, die wir zusammen verzehren. Röslein. Pfui! wer wird auch Mäuse essen? Alte. Liebes Kind, es ist Alles nur Gewohnheit. Wenn es üblich wäre, Mäuse auf die Tafel zu setzen, so würden sie aller Welt schmecken. Jßt man doch viele andere Thiere, die nicht so appetitlich und sauber. sind wie die niedlichen Mäuslein. Röslein. Jch könnte mich doch nicht daran gewöhnen. Sieh da, was hast du für eine schöne goldene Spindel! Alte. Gib Acht, gutes Mädchen, du könntest dich daran stechen; denn sie ist an beiden Enden spitz. Alte. So balb und halb, wie man’s nehmen will. Jch bin die Spindel, mit der die Mutter des Königs Purpur ſpann. Als die ſtarb, ward ich da herauf geſtellt und ſchnurre aus alter Gewohnheit noch immer ſo fort. Röslein. Ei wie? Sorgt Niemand für dich? Alte. Siehſt du den Kater? Er iſt mein Freund und fangt Mäuſe, die wir zuſammen verzehren. Röslein. Pfui! wer wird auch Mäuſe eſſen? Alte. Liebes Kind, es iſt Alles nur Gewohnheit. Wenn es üblich wäre, Mäuſe auf die Tafel zu ſetzen, ſo würden ſie aller Welt ſchmecken. Jßt man doch viele andere Thiere, die nicht ſo appetitlich und ſauber. ſind wie die niedlichen Mäuslein. Röslein. Jch könnte mich doch nicht daran gewöhnen. Sieh da, was haſt du für eine ſchöne goldene Spindel! Alte. Gib Acht, gutes Mädchen, du könnteſt dich daran ſtechen; denn ſie iſt an beiden Enden ſpitz. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0259" n="253"/> <sp who="#ALT"> <speaker> <hi rendition="#c">Alte.</hi> </speaker><lb/> <p>So balb und halb, wie man’s nehmen will.<lb/> Jch bin die Spindel, mit der die Mutter des Königs<lb/> Purpur ſpann. Als die ſtarb, ward ich da herauf<lb/> geſtellt und ſchnurre aus alter Gewohnheit noch<lb/> immer ſo fort.</p> </sp><lb/> <sp who="#RÖS"> <speaker> <hi rendition="#c">Röslein.</hi> </speaker><lb/> <p>Ei wie? Sorgt Niemand für dich?</p> </sp><lb/> <sp who="#ALT"> <speaker> <hi rendition="#c">Alte.</hi> </speaker><lb/> <p>Siehſt du den Kater? Er iſt mein Freund und<lb/> fangt Mäuſe, die wir zuſammen verzehren.</p> </sp><lb/> <sp who="#RÖS"> <speaker> <hi rendition="#c">Röslein.</hi> </speaker><lb/> <p>Pfui! wer wird auch Mäuſe eſſen?</p> </sp><lb/> <sp who="#ALT"> <speaker> <hi rendition="#c">Alte.</hi> </speaker><lb/> <p>Liebes Kind, es iſt Alles nur Gewohnheit. Wenn<lb/> es üblich wäre, Mäuſe auf die Tafel zu ſetzen, ſo<lb/> würden ſie aller Welt ſchmecken. Jßt man doch viele<lb/> andere Thiere, die nicht ſo appetitlich und ſauber.<lb/> ſind wie die niedlichen Mäuslein.</p> </sp><lb/> <sp who="#RÖS"> <speaker> <hi rendition="#c">Röslein.</hi> </speaker><lb/> <p>Jch könnte mich doch nicht daran gewöhnen. Sieh<lb/> da, was haſt du für eine ſchöne goldene Spindel!</p> </sp><lb/> <sp who="#ALT"> <speaker> <hi rendition="#c">Alte.</hi> </speaker><lb/> <p>Gib Acht, gutes Mädchen, du könnteſt dich daran<lb/> ſtechen; denn ſie iſt an beiden Enden ſpitz.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [253/0259]
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So balb und halb, wie man’s nehmen will.
Jch bin die Spindel, mit der die Mutter des Königs
Purpur ſpann. Als die ſtarb, ward ich da herauf
geſtellt und ſchnurre aus alter Gewohnheit noch
immer ſo fort.
Röslein.
Ei wie? Sorgt Niemand für dich?
Alte.
Siehſt du den Kater? Er iſt mein Freund und
fangt Mäuſe, die wir zuſammen verzehren.
Röslein.
Pfui! wer wird auch Mäuſe eſſen?
Alte.
Liebes Kind, es iſt Alles nur Gewohnheit. Wenn
es üblich wäre, Mäuſe auf die Tafel zu ſetzen, ſo
würden ſie aller Welt ſchmecken. Jßt man doch viele
andere Thiere, die nicht ſo appetitlich und ſauber.
ſind wie die niedlichen Mäuslein.
Röslein.
Jch könnte mich doch nicht daran gewöhnen. Sieh
da, was haſt du für eine ſchöne goldene Spindel!
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