Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite
Gewicht, aber dafür auch schlecht gebacken ist. Kurz
und gut: Alle sind über mich hergefallen, haben
mich überwältigt und corporativ zur Thüre hinaus-
geworfen, dann haben mich zwei Gendarm' in Empfang
genommen und nachher die Ordnung wieder her-
g'stellt. -- Da bin ich jetzt. Aber so geht's nicht
mehr. So kann ein friedliebender, solider Staats-
bürger nicht mehr existiren. Jch wandere aus oder
zieh mich in die Einsamkeit zurück. Auf einige
Zeit werd' ich Menschenfeind und ein Bier gibt's
anderswo auch. Schlechter kann's auch nimmer
werden.
(Ruft) Grethi! Geliebtes Weib! Charmanterl,
komm ein bißl heraus zu mir!
Grethl (draußen).
Was gibts? Jch komm gleich; bin nur beim
Kaffeebrennen.
Casperl.
Jmmer Kaffee und alleweil Kaffee!
Greihl tritt ein.
Casperl.
Nun, theure Gatterin, setze Dich in Positur und
vernimm mit gerührter Aufmerksamkeit, was Dein
Herr und Gemahl zu Dir spricht.
Grethl.
Das wird wieder was Gescheit's sein!
Gewicht, aber dafür auch ſchlecht gebacken iſt. Kurz
und gut: Alle ſind über mich hergefallen, haben
mich überwältigt und corporativ zur Thüre hinaus-
geworfen, dann haben mich zwei Gendarm’ in Empfang
genommen und nachher die Ordnung wieder her-
g’ſtellt. — Da bin ich jetzt. Aber ſo geht’s nicht
mehr. So kann ein friedliebender, ſolider Staats-
bürger nicht mehr exiſtiren. Jch wandere aus oder
zieh mich in die Einſamkeit zurück. Auf einige
Zeit werd’ ich Menſchenfeind und ein Bier gibt’s
anderswo auch. Schlechter kann’s auch nimmer
werden.
(Ruft) Grethi! Geliebtes Weib! Charmanterl,
komm ein bißl heraus zu mir!
Grethl (draußen).
Was gibts? Jch komm gleich; bin nur beim
Kaffeebrennen.
Casperl.
Jmmer Kaffee und alleweil Kaffee!
Greihl tritt ein.
Casperl.
Nun, theure Gatterin, ſetze Dich in Poſitur und
vernimm mit gerührter Aufmerkſamkeit, was Dein
Herr und Gemahl zu Dir ſpricht.
Grethl.
Das wird wieder was Geſcheit’s ſein!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#CASPE">
            <p><pb facs="#f0104" n="68"/>
Gewicht, aber dafür auch &#x017F;chlecht gebacken i&#x017F;t. Kurz<lb/>
und gut: Alle &#x017F;ind über mich hergefallen, haben<lb/>
mich überwältigt und corporativ zur Thüre hinaus-<lb/>
geworfen, dann haben mich zwei Gendarm&#x2019; in Empfang<lb/>
genommen und nachher die Ordnung wieder her-<lb/>
g&#x2019;&#x017F;tellt. &#x2014; Da bin ich jetzt. Aber <hi rendition="#g">&#x017F;o</hi> geht&#x2019;s nicht<lb/>
mehr. <hi rendition="#g">So</hi> kann ein friedliebender, &#x017F;olider Staats-<lb/>
bürger nicht mehr exi&#x017F;tiren. Jch wandere aus oder<lb/>
zieh mich in die Ein&#x017F;amkeit zurück. Auf einige<lb/>
Zeit werd&#x2019; ich Men&#x017F;chenfeind und ein Bier gibt&#x2019;s<lb/>
anderswo auch. Schlechter kann&#x2019;s auch nimmer<lb/>
werden.</p>
            <stage>(Ruft)</stage>
            <p>Grethi! Geliebtes Weib! Charmanterl,<lb/>
komm ein bißl heraus zu mir!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRET">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grethl</hi> </speaker>
            <stage>(draußen).</stage><lb/>
            <p>Was gibts? Jch komm gleich; bin nur beim<lb/>
Kaffeebrennen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CASPE">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Jmmer Kaffee und alleweil Kaffee!</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c">Greihl tritt ein.</hi> </stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CASPE">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Nun, theure Gatterin, &#x017F;etze Dich in Po&#x017F;itur und<lb/>
vernimm mit gerührter Aufmerk&#x017F;amkeit, was Dein<lb/>
Herr und Gemahl zu Dir &#x017F;pricht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRET">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Grethl.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Das wird wieder was Ge&#x017F;cheit&#x2019;s &#x017F;ein!</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0104] Gewicht, aber dafür auch ſchlecht gebacken iſt. Kurz und gut: Alle ſind über mich hergefallen, haben mich überwältigt und corporativ zur Thüre hinaus- geworfen, dann haben mich zwei Gendarm’ in Empfang genommen und nachher die Ordnung wieder her- g’ſtellt. — Da bin ich jetzt. Aber ſo geht’s nicht mehr. So kann ein friedliebender, ſolider Staats- bürger nicht mehr exiſtiren. Jch wandere aus oder zieh mich in die Einſamkeit zurück. Auf einige Zeit werd’ ich Menſchenfeind und ein Bier gibt’s anderswo auch. Schlechter kann’s auch nimmer werden. (Ruft) Grethi! Geliebtes Weib! Charmanterl, komm ein bißl heraus zu mir! Grethl (draußen). Was gibts? Jch komm gleich; bin nur beim Kaffeebrennen. Casperl. Jmmer Kaffee und alleweil Kaffee! Greihl tritt ein. Casperl. Nun, theure Gatterin, ſetze Dich in Poſitur und vernimm mit gerührter Aufmerkſamkeit, was Dein Herr und Gemahl zu Dir ſpricht. Grethl. Das wird wieder was Geſcheit’s ſein!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/104
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/104>, abgerufen am 23.04.2024.