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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.

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Jhr kennt mich doch? Schaut meine Tracht nur an;
Uralt bin ich, doch nur ein Kind, kein Mann,
Wie man mich seit uralter Zeit schon nennt:
"Das Münchner-Kindel" macht sein Compliment
Und bringt euch Märlein und Geschichten allerhand
Und Schwänke -- was es immer irgend fand.
Daraus Jhr möget weidlich Nutzen zieh'n,
Zu lernen Gutes thun und Böses flieh'n.
Euch, kleinen Münchnern, sei's zunächst geweiht,
Wenn sich ein buntes Bild an's and're reiht.
Paßt nur hübsch auf, spannt Aug' und Ohr,
Wenn sich zum Schauspiel öffnet dieses Thor:
Bedenkt's wenn ich im Ernste Euch belehre,
Und lacht hellauf, wenn ich den Scherz beschere.
Wie dieses Spiel zieht's Leben auch vorüber,
Bald ist der Himmel hell, bald wird er trüber;
Wie's kommt, so nehmt's, doch Eines stets bedenkt,
Daß, was geschieht, von oben wird gelenkt!

(Tritt ab.)
Casperl (der schon aus den Coulissen hervorgeschaut hat).
Ja was wär' denn das? Eine Komödie und
der Casperl nit dabei? Das wär' was Neues.
Sitzt das ganze Schauspielhaus voller Publikum,
vorn die Kleinen, nachher die Größern, Butzeln
sind auch dabei und da sollt' der Casperl fehlen?
Jhr kennt mich doch? Schaut meine Tracht nur an;
Uralt bin ich, doch nur ein Kind, kein Mann,
Wie man mich ſeit uralter Zeit ſchon nennt:
„Das Münchner-Kindel‟ macht ſein Compliment
Und bringt euch Märlein und Geſchichten allerhand
Und Schwänke — was es immer irgend fand.
Daraus Jhr möget weidlich Nutzen zieh’n,
Zu lernen Gutes thun und Böſes flieh’n.
Euch, kleinen Münchnern, ſei’s zunächſt geweiht,
Wenn ſich ein buntes Bild an’s and’re reiht.
Paßt nur hübſch auf, ſpannt Aug’ und Ohr,
Wenn ſich zum Schauſpiel öffnet dieſes Thor:
Bedenkt’s wenn ich im Ernſte Euch belehre,
Und lacht hellauf, wenn ich den Scherz beſchere.
Wie dieſes Spiel zieht’s Leben auch vorüber,
Bald iſt der Himmel hell, bald wird er trüber;
Wie’s kommt, ſo nehmt’s, doch Eines ſtets bedenkt,
Daß, was geſchieht, von oben wird gelenkt!

(Tritt ab.)
Casperl (der ſchon aus den Couliſſen hervorgeſchaut hat).
Ja was wär’ denn das? Eine Komödie und
der Casperl nit dabei? Das wär’ was Neues.
Sitzt das ganze Schauſpielhaus voller Publikum,
vorn die Kleinen, nachher die Größern, Butzeln
ſind auch dabei und da ſollt’ der Casperl fehlen?
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[XI/0013] Jhr kennt mich doch? Schaut meine Tracht nur an; Uralt bin ich, doch nur ein Kind, kein Mann, Wie man mich ſeit uralter Zeit ſchon nennt: „Das Münchner-Kindel‟ macht ſein Compliment Und bringt euch Märlein und Geſchichten allerhand Und Schwänke — was es immer irgend fand. Daraus Jhr möget weidlich Nutzen zieh’n, Zu lernen Gutes thun und Böſes flieh’n. Euch, kleinen Münchnern, ſei’s zunächſt geweiht, Wenn ſich ein buntes Bild an’s and’re reiht. Paßt nur hübſch auf, ſpannt Aug’ und Ohr, Wenn ſich zum Schauſpiel öffnet dieſes Thor: Bedenkt’s wenn ich im Ernſte Euch belehre, Und lacht hellauf, wenn ich den Scherz beſchere. Wie dieſes Spiel zieht’s Leben auch vorüber, Bald iſt der Himmel hell, bald wird er trüber; Wie’s kommt, ſo nehmt’s, doch Eines ſtets bedenkt, Daß, was geſchieht, von oben wird gelenkt! (Tritt ab.) Casperl (der ſchon aus den Couliſſen hervorgeſchaut hat). Ja was wär’ denn das? Eine Komödie und der Casperl nit dabei? Das wär’ was Neues. Sitzt das ganze Schauſpielhaus voller Publikum, vorn die Kleinen, nachher die Größern, Butzeln ſind auch dabei und da ſollt’ der Casperl fehlen?

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/13>, abgerufen am 19.04.2024.