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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.

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sagung einrucken lassen! -- Jch will mich aber
a bißl ausspazieren, vielleicht zum "blauen Bock"
hinüber, damit mich die Leut' in meinem schönen
Trauerflor zu sehen bekommen.

Man klopft an die Thüre.
Casperl.
Herein! Wer klopft?
Mamsell Julie tritt ein; sie hat mehrere große und kleine Marchande
de mode-
Cartons, die sie gleich auf den Boden stellt oder fallen läßt.
Julie.
Jch wünsch' recht guten Morgen, Herr von Casperl!
Casperl.
Aha, die nennt mich schon "Herr von"! Das
macht die Erbschaft. Was wollen Sie denn, mein
allerliebstes Fräulein?
Julie.
Die Sachen da hat die Madame Grethl bei
meiner Prinzipalin, der Madame Seidenfaden, ge-
kauft und schickt's her. Auch die Rechnung dazu,
und ich bitte um Bezahlung, weil die Frau Ge-
mahlin das Geld dafür nicht bei sich gehabt hat
und sich auch gleich einen neuen Trauerhut und
ein schwarzes Wollkleid hat geben lassen, weil's ihr
so gut g'standen ist. Darf ich bitten? 's ist schon
quittirt und macht nur 100 Thaler aus.
ſagung einrucken laſſen! — Jch will mich aber
a bißl ausſpazieren, vielleicht zum „blauen Bock‟
hinüber, damit mich die Leut’ in meinem ſchönen
Trauerflor zu ſehen bekommen.

Man klopft an die Thüre.
Casperl.
Herein! Wer klopft?
Mamſell Julie tritt ein; ſie hat mehrere große und kleine Marchande
de mode-
Cartons, die ſie gleich auf den Boden ſtellt oder fallen läßt.
Julie.
Jch wünſch’ recht guten Morgen, Herr von Casperl!
Casperl.
Aha, die nennt mich ſchon „Herr von‟! Das
macht die Erbſchaft. Was wollen Sie denn, mein
allerliebſtes Fräulein?
Julie.
Die Sachen da hat die Madame Grethl bei
meiner Prinzipalin, der Madame Seidenfaden, ge-
kauft und ſchickt’s her. Auch die Rechnung dazu,
und ich bitte um Bezahlung, weil die Frau Ge-
mahlin das Geld dafür nicht bei ſich gehabt hat
und ſich auch gleich einen neuen Trauerhut und
ein ſchwarzes Wollkleid hat geben laſſen, weil’s ihr
ſo gut g’ſtanden iſt. Darf ich bitten? ’s iſt ſchon
quittirt und macht nur 100 Thaler aus.
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[144/0180] ſagung einrucken laſſen! — Jch will mich aber a bißl ausſpazieren, vielleicht zum „blauen Bock‟ hinüber, damit mich die Leut’ in meinem ſchönen Trauerflor zu ſehen bekommen. Man klopft an die Thüre. Casperl. Herein! Wer klopft? Mamſell Julie tritt ein; ſie hat mehrere große und kleine Marchande de mode-Cartons, die ſie gleich auf den Boden ſtellt oder fallen läßt. Julie. Jch wünſch’ recht guten Morgen, Herr von Casperl! Casperl. Aha, die nennt mich ſchon „Herr von‟! Das macht die Erbſchaft. Was wollen Sie denn, mein allerliebſtes Fräulein? Julie. Die Sachen da hat die Madame Grethl bei meiner Prinzipalin, der Madame Seidenfaden, ge- kauft und ſchickt’s her. Auch die Rechnung dazu, und ich bitte um Bezahlung, weil die Frau Ge- mahlin das Geld dafür nicht bei ſich gehabt hat und ſich auch gleich einen neuen Trauerhut und ein ſchwarzes Wollkleid hat geben laſſen, weil’s ihr ſo gut g’ſtanden iſt. Darf ich bitten? ’s iſt ſchon quittirt und macht nur 100 Thaler aus.

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/180>, abgerufen am 28.03.2024.