Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
so kan ich mit gutem Fuge sagen, es werde wenig dergleichen geben,
von denen das gemeine Wesen mehr und grössern Nutzen erhalten
dürffte. Nichts ist ja fähiger, der Medicin den häßlichsten Schand-
flecken anzuhängen, und denenjenigen, welche Profeßion davon ma-
chen, tausend Schimpf- und Scheltworte auf den Hals zu ziehen,
als eben der Betrug, welcher täglich und stündlich bey dem Verkauff
der Spezereyen vorgehet. Und dieses hat mehr auf sich, als man
wohl vermeinet. Jn Durchlesung dieses Wercks wird man verspü-
ren, wie fein es sich schicke, in selbigen wider solche gottlose, aller und
iedweder Menschen Gesundheit so nachtheilige, und der gantzen
menschlichen Gesellschaft höchst schädliche Gewohnheiten zu reden
und sie zu straffen. Weil aber mein Vorsatz nicht war, einigerley
Profeßion herunter zu machen, sondern vielmehr die Fehler und Miß-
bräuche zu bestraffen, so habe ich mir oftmahls selbst Einhalt gethan,
und Mittel und Wege gezeiget, wie man die guten Materialien von
denen schlimmen und verfälschten, oder auch von denen, die dafür
pflegen eingeschoben und gegeben zu werden, unterscheiden; des-
gleichen diejenigen, die doch nichts weniger sind, als dafür sie ausgege-
ben werden, erkennen soll. Wenn ich denn ein oder andere Redens-
art im Eyffer vorgebracht, welche etwas zu harte klingen möchte
(wo einer anders in solchen Sachen, welche schlechter dings des Men-
schen Leben betreffen, kan zu harte reden) so mag man mir dergleichen
geringe Bewegungen zu gute halten, denn sie alleine dahin zielen,
daß man solche Unordnung, wider welche sich billich alle Welt legen
solte, nur desto füglicher und besser mercken könne.

Dannenhero dienet mein Werck nicht allein für diejenigen, die
der Medicin obliegen, und eben soviel, ja wohl mehr Recht haben,
als andere, daß zu denen von ihnen verordneten compositionibus und
remediis keine, als gute und taugliche species genommen werden;
sondern es kan auch denen Studiosis Pharmaciae, Materialisten und
Apotheckern guten Nutzen schaffen, damit sie ins künftige bey dem
Gebrauch und Verkauff der Materialien, durch Hülffe des Lichtes,
das ihnen in diesem Buche aufgestecket wird, das böse von dem gu-
ten, das falsche vom wahrhaften, zu unterscheiden vermögen.
Welche Profeßion aber kan wohl eines solchen Wercks entrathen, das
da von denenjenigen Dingen handelt, die zur Erhaltung der Gesund-
heit des Menschen sollen angewendet werden? Und wie viel Leute

richten
**

Vorrede.
ſo kan ich mit gutem Fuge ſagen, es werde wenig dergleichen geben,
von denen das gemeine Weſen mehr und groͤſſern Nutzen erhalten
duͤrffte. Nichts iſt ja faͤhiger, der Medicin den haͤßlichſten Schand-
flecken anzuhaͤngen, und denenjenigen, welche Profeßion davon ma-
chen, tauſend Schimpf- und Scheltworte auf den Hals zu ziehen,
als eben der Betrug, welcher taͤglich und ſtuͤndlich bey dem Verkauff
der Spezereyen vorgehet. Und dieſes hat mehr auf ſich, als man
wohl vermeinet. Jn Durchleſung dieſes Wercks wird man verſpuͤ-
ren, wie fein es ſich ſchicke, in ſelbigen wider ſolche gottloſe, aller und
iedweder Menſchen Geſundheit ſo nachtheilige, und der gantzen
menſchlichen Geſellſchaft hoͤchſt ſchaͤdliche Gewohnheiten zu reden
und ſie zu ſtraffen. Weil aber mein Vorſatz nicht war, einigerley
Profeßion herunter zu machen, ſondern vielmehr die Fehler und Miß-
braͤuche zu beſtraffen, ſo habe ich mir oftmahls ſelbſt Einhalt gethan,
und Mittel und Wege gezeiget, wie man die guten Materialien von
denen ſchlimmen und verfaͤlſchten, oder auch von denen, die dafuͤr
pflegen eingeſchoben und gegeben zu werden, unterſcheiden; des-
gleichen diejenigen, die doch nichts weniger ſind, als dafuͤr ſie ausgege-
ben werden, erkennen ſoll. Wenn ich denn ein oder andere Redens-
art im Eyffer vorgebracht, welche etwas zu harte klingen moͤchte
(wo einer anders in ſolchen Sachen, welche ſchlechter dings des Men-
ſchen Leben betreffen, kan zu harte reden) ſo mag man mir dergleichen
geringe Bewegungen zu gute halten, denn ſie alleine dahin zielen,
daß man ſolche Unordnung, wider welche ſich billich alle Welt legen
ſolte, nur deſto fuͤglicher und beſſer mercken koͤnne.

Dannenhero dienet mein Werck nicht allein fuͤr diejenigen, die
der Medicin obliegen, und eben ſoviel, ja wohl mehr Recht haben,
als andere, daß zu denen von ihnen verordneten compoſitionibus und
remediis keine, als gute und taugliche ſpecies genommen werden;
ſondern es kan auch denen Studioſis Pharmaciæ, Materialiſten und
Apotheckern guten Nutzen ſchaffen, damit ſie ins kuͤnftige bey dem
Gebrauch und Verkauff der Materialien, durch Huͤlffe des Lichtes,
das ihnen in dieſem Buche aufgeſtecket wird, das boͤſe von dem gu-
ten, das falſche vom wahrhaften, zu unterſcheiden vermoͤgen.
Welche Profeßion aber kan wohl eines ſolchen Wercks entrathen, das
da von denenjenigen Dingen handelt, die zur Erhaltung der Geſund-
heit des Menſchen ſollen angewendet werden? Und wie viel Leute

richten
**
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0015"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
&#x017F;o kan ich mit gutem Fuge &#x017F;agen, es werde wenig dergleichen geben,<lb/>
von denen das gemeine We&#x017F;en mehr und gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Nutzen erhalten<lb/>
du&#x0364;rffte. Nichts i&#x017F;t ja fa&#x0364;higer, der Medicin den ha&#x0364;ßlich&#x017F;ten Schand-<lb/>
flecken anzuha&#x0364;ngen, und denenjenigen, welche Profeßion davon ma-<lb/>
chen, tau&#x017F;end Schimpf- und Scheltworte auf den Hals zu ziehen,<lb/>
als eben der Betrug, welcher ta&#x0364;glich und &#x017F;tu&#x0364;ndlich bey dem Verkauff<lb/>
der Spezereyen vorgehet. Und die&#x017F;es hat mehr auf &#x017F;ich, als man<lb/>
wohl vermeinet. Jn Durchle&#x017F;ung die&#x017F;es Wercks wird man ver&#x017F;pu&#x0364;-<lb/>
ren, wie fein es &#x017F;ich &#x017F;chicke, in &#x017F;elbigen wider &#x017F;olche gottlo&#x017F;e, aller und<lb/>
iedweder Men&#x017F;chen Ge&#x017F;undheit &#x017F;o nachtheilige, und der gantzen<lb/>
men&#x017F;chlichen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft ho&#x0364;ch&#x017F;t &#x017F;cha&#x0364;dliche Gewohnheiten zu reden<lb/>
und &#x017F;ie zu &#x017F;traffen. Weil aber mein Vor&#x017F;atz nicht war, einigerley<lb/>
Profeßion herunter zu machen, &#x017F;ondern vielmehr die Fehler und Miß-<lb/>
bra&#x0364;uche zu be&#x017F;traffen, &#x017F;o habe ich mir oftmahls &#x017F;elb&#x017F;t Einhalt gethan,<lb/>
und Mittel und Wege gezeiget, wie man die guten Materialien von<lb/>
denen &#x017F;chlimmen und verfa&#x0364;l&#x017F;chten, oder auch von denen, die dafu&#x0364;r<lb/>
pflegen einge&#x017F;choben und gegeben zu werden, unter&#x017F;cheiden; des-<lb/>
gleichen diejenigen, die doch nichts weniger &#x017F;ind, als dafu&#x0364;r &#x017F;ie ausgege-<lb/>
ben werden, erkennen &#x017F;oll. Wenn ich denn ein oder andere Redens-<lb/>
art im Eyffer vorgebracht, welche etwas zu harte klingen mo&#x0364;chte<lb/>
(wo einer anders in &#x017F;olchen Sachen, welche &#x017F;chlechter dings des Men-<lb/>
&#x017F;chen Leben betreffen, kan zu harte reden) &#x017F;o mag man mir dergleichen<lb/>
geringe Bewegungen zu gute halten, denn &#x017F;ie alleine dahin zielen,<lb/>
daß man &#x017F;olche Unordnung, wider welche &#x017F;ich billich alle Welt legen<lb/>
&#x017F;olte, nur de&#x017F;to fu&#x0364;glicher und be&#x017F;&#x017F;er mercken ko&#x0364;nne.</p><lb/>
        <p>Dannenhero dienet mein Werck nicht allein fu&#x0364;r diejenigen, die<lb/>
der Medicin obliegen, und eben &#x017F;oviel, ja wohl mehr Recht haben,<lb/>
als andere, daß zu denen von ihnen verordneten <hi rendition="#aq">compo&#x017F;itionibus</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">remediis</hi> keine, als gute und taugliche <hi rendition="#aq">&#x017F;pecies</hi> genommen werden;<lb/>
&#x017F;ondern es kan auch denen <hi rendition="#aq">Studio&#x017F;is Pharmaciæ,</hi> Materiali&#x017F;ten und<lb/>
Apotheckern guten Nutzen &#x017F;chaffen, damit &#x017F;ie ins ku&#x0364;nftige bey dem<lb/>
Gebrauch und Verkauff der Materialien, durch Hu&#x0364;lffe des Lichtes,<lb/>
das ihnen in die&#x017F;em Buche aufge&#x017F;tecket wird, das bo&#x0364;&#x017F;e von dem gu-<lb/>
ten, das fal&#x017F;che vom wahrhaften, zu unter&#x017F;cheiden vermo&#x0364;gen.<lb/>
Welche Profeßion aber kan wohl eines &#x017F;olchen Wercks entrathen, das<lb/>
da von denenjenigen Dingen handelt, die zur Erhaltung der Ge&#x017F;und-<lb/>
heit des Men&#x017F;chen &#x017F;ollen angewendet werden? Und wie viel Leute<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">**</fw><fw place="bottom" type="catch">richten</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0015] Vorrede. ſo kan ich mit gutem Fuge ſagen, es werde wenig dergleichen geben, von denen das gemeine Weſen mehr und groͤſſern Nutzen erhalten duͤrffte. Nichts iſt ja faͤhiger, der Medicin den haͤßlichſten Schand- flecken anzuhaͤngen, und denenjenigen, welche Profeßion davon ma- chen, tauſend Schimpf- und Scheltworte auf den Hals zu ziehen, als eben der Betrug, welcher taͤglich und ſtuͤndlich bey dem Verkauff der Spezereyen vorgehet. Und dieſes hat mehr auf ſich, als man wohl vermeinet. Jn Durchleſung dieſes Wercks wird man verſpuͤ- ren, wie fein es ſich ſchicke, in ſelbigen wider ſolche gottloſe, aller und iedweder Menſchen Geſundheit ſo nachtheilige, und der gantzen menſchlichen Geſellſchaft hoͤchſt ſchaͤdliche Gewohnheiten zu reden und ſie zu ſtraffen. Weil aber mein Vorſatz nicht war, einigerley Profeßion herunter zu machen, ſondern vielmehr die Fehler und Miß- braͤuche zu beſtraffen, ſo habe ich mir oftmahls ſelbſt Einhalt gethan, und Mittel und Wege gezeiget, wie man die guten Materialien von denen ſchlimmen und verfaͤlſchten, oder auch von denen, die dafuͤr pflegen eingeſchoben und gegeben zu werden, unterſcheiden; des- gleichen diejenigen, die doch nichts weniger ſind, als dafuͤr ſie ausgege- ben werden, erkennen ſoll. Wenn ich denn ein oder andere Redens- art im Eyffer vorgebracht, welche etwas zu harte klingen moͤchte (wo einer anders in ſolchen Sachen, welche ſchlechter dings des Men- ſchen Leben betreffen, kan zu harte reden) ſo mag man mir dergleichen geringe Bewegungen zu gute halten, denn ſie alleine dahin zielen, daß man ſolche Unordnung, wider welche ſich billich alle Welt legen ſolte, nur deſto fuͤglicher und beſſer mercken koͤnne. Dannenhero dienet mein Werck nicht allein fuͤr diejenigen, die der Medicin obliegen, und eben ſoviel, ja wohl mehr Recht haben, als andere, daß zu denen von ihnen verordneten compoſitionibus und remediis keine, als gute und taugliche ſpecies genommen werden; ſondern es kan auch denen Studioſis Pharmaciæ, Materialiſten und Apotheckern guten Nutzen ſchaffen, damit ſie ins kuͤnftige bey dem Gebrauch und Verkauff der Materialien, durch Huͤlffe des Lichtes, das ihnen in dieſem Buche aufgeſtecket wird, das boͤſe von dem gu- ten, das falſche vom wahrhaften, zu unterſcheiden vermoͤgen. Welche Profeßion aber kan wohl eines ſolchen Wercks entrathen, das da von denenjenigen Dingen handelt, die zur Erhaltung der Geſund- heit des Menſchen ſollen angewendet werden? Und wie viel Leute richten **

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/15
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/15>, abgerufen am 19.04.2024.