Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] ziehen, wenn man sie verbrennet, wel-
ches ein herrlich aperitivum, und eröff-
nend Mittel, überdiß zu viertägigen
Fiebern überaus dienlich ist: es wird
von 10. bis zu 20. Gran in einem dienli-
chen liquor eingenommen.

[Ende Spaltensatz]
Von der Quinquina dem
Weiblein.

Der Herr Bourdelot hat mir eine
Quantität Quinquina verehret, wel-
[Spaltenumbruch] che wie Caneel gestalt, aber viel blasser
von Farbe und anfangs ohne Geschmack
ist, giebt aber im Augenblick eine ziem-
lich unangenehme Bitterkeit von sich.
Es hat sie der Hr. Legros im Jahr 1670.
aus Peru gebracht. Die Jndianer
giessen kalt Wasser auf zwey Gran, und
brauchens also. Und mir bedunckt, es
sey dasjenige, was die Jndianer Falsa-
kaskarina
zu nennen pflegen.

[Ende Spaltensatz]
Das siebende Capitel.
Von der Allraunwurtzel-Rinde.
[Spaltenumbruch]

DJese ist die Rinde von der Wurtzel
eines Gewächses, welches in zwey-
erley Geschlecht, das Männlein und
Weiblein, abgetheilet wird. Jch will
mich aber nicht lange mit Erzehlung al-
ler der vergeblichen Reden, welche die
Alten von diesem Gewächse geführet,
aufhalten, sondern nur vermelden, daß
beyderseits Allraun sehr selten um Pa-
ris
gefunden werde, welches denn ver-
ursachet, daß die Apothecker diese und die
Blätter vom Venusnabel aus der com-
position
der Pappelsalbe weglassen müs-
sen; welches aber ein grosser Fehler,
weil diese Salbe solcher gestalt, und so
bald die zwey vornehmsten Stücke dar-
aus gelassen werden, unmöglich diejeni-
gen Kräfte, die ihr die Scribenten bey-
legen, haben kan. Denn, an statt daß
sie kühlen solte, welches ihre vornehm-
ste Tugend, verursacht sie vielmehr Hi-
tze, theils, weil obgedachte beyde Ge-
wächse dabey fehlen, theils aber, weil
die Herren Apothecker mehrmahls drey
und vierjähriges unguentum populeum
an statt des frischen zu verkauffen pfle-
gen, welches doch wider aller Scriben-
ten Meinung läufft; denn diese sagen,
der Pappelsalbe Kraft daure nicht über
ein Jahr; wie solches aus der Apothe-
ckerkunst des Herrn Bauderon, über
die der Herr Verni commentiret hat, zu
ersehen ist. Er redet aber am 136. Blat
folgender massen: "Sie muß alle Jahr
"verneuret werden, sonst verliehrt sie
"mit der Zeit die kühlende Kraft, und
"die Hitze des Fettes übersteiget die Käl-
"te, folglich ist sie nichts nutze." Sollen
derowegen die Apothecker in Paris und
umliegenden Städten gewarnet seyn,
daß sie forthin sich nicht mehr unterste-
hen, diese Salbe zu bereiten, weil ihnen
[Spaltenumbruch] unmöglich ist, dieselbe der Gebühr nach,
zu verfertigen: sondern sie sollen diesel-
be von Montpellier kommen lassen,
woselbst sie unverfälscht, und auf die
Art, wie die Autores haben wollen, kan
zugerichtet werden. Oder, so sie dieses
nicht thun wolten, weil ihnen ohne dem
nicht gebühret Wahren kommen zu las-
sen, solten sie diese Freyheit denen Spe-
zereyhändlern überlassen, die es gantz
gerne thun werden. Dieses wäre auch
ein Mittel, daß die Apothecker ihr Ge-
wissen nicht beschweren dürfften, dem
gemeinen Besten aber würde viel getreu-
licher gedienet werden. Aber wieder
auf die Allraunwurtzel zu kommen,Siehe Fig. 117.
und 118.

diese treibt, wenn sie in der Erde steckt,
grüne, breite, auf der Erde hinliegende
Blätter, und bringt Früchte, welche an
Grösse und Gestalt den Coloquinten,
welche noch nicht gereiniget, sondern
noch so, wie sie am Stocke stehen, sind,
ziemlich nahe kommen. Von dem Un-
terschiede, welcher zwischen dem Männ-
lein und Weiblein ist, viel zu gedencken,
erachte ich nicht für dienlich, massen sol-
ches allbereit von vielen Scribenten
verrichtet worden, wir auch von dem
gantzen Gewächse nichts als die Rinde
verkauffen, welche von ihrem Holtze fein
wohl gereiniget, und so frisch, als nur
möglich seyn soll: inwendig muß sie eine
graue Farbe haben, und auswendig
röthlich grau sehen, auch ihre dünne
Schale, die ein wenig holpricht ist, fast
wie das Chagrinleder siehet, oder als ob
sie mit Sande bestreuet wäre, annoch
haben.

Die Allraunwurtzel hat einigen
Nutzen in der Artzney, denn sie zu etli-
chen Galenischen compositionibus genom-
men wird. Bisweilen schickt man uns

zugleich

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] ziehen, wenn man ſie verbrennet, wel-
ches ein herrlich aperitivum, und eroͤff-
nend Mittel, uͤberdiß zu viertaͤgigen
Fiebern uͤberaus dienlich iſt: es wird
von 10. bis zu 20. Gran in einem dienli-
chen liquor eingenommen.

[Ende Spaltensatz]
Von der Quinquina dem
Weiblein.

Der Herr Bourdelot hat mir eine
Quantitaͤt Quinquina verehret, wel-
[Spaltenumbruch] che wie Caneel geſtalt, aber viel blaſſer
von Farbe und anfangs ohne Geſchmack
iſt, giebt aber im Augenblick eine ziem-
lich unangenehme Bitterkeit von ſich.
Es hat ſie der Hr. Legros im Jahr 1670.
aus Peru gebracht. Die Jndianer
gieſſen kalt Waſſer auf zwey Gran, und
brauchens alſo. Und mir bedunckt, es
ſey dasjenige, was die Jndianer Falſa-
kaskarina
zu nennen pflegen.

[Ende Spaltensatz]
Das ſiebende Capitel.
Von der Allraunwurtzel-Rinde.
[Spaltenumbruch]

DJeſe iſt die Rinde von der Wurtzel
eines Gewaͤchſes, welches in zwey-
erley Geſchlecht, das Maͤnnlein und
Weiblein, abgetheilet wird. Jch will
mich aber nicht lange mit Erzehlung al-
ler der vergeblichen Reden, welche die
Alten von dieſem Gewaͤchſe gefuͤhret,
aufhalten, ſondern nur vermelden, daß
beyderſeits Allraun ſehr ſelten um Pa-
ris
gefunden werde, welches denn ver-
urſachet, daß die Apothecker dieſe und die
Blaͤtter vom Venusnabel aus der com-
poſition
der Pappelſalbe weglaſſen muͤſ-
ſen; welches aber ein groſſer Fehler,
weil dieſe Salbe ſolcher geſtalt, und ſo
bald die zwey vornehmſten Stuͤcke dar-
aus gelaſſen werden, unmoͤglich diejeni-
gen Kraͤfte, die ihr die Scribenten bey-
legen, haben kan. Denn, an ſtatt daß
ſie kuͤhlen ſolte, welches ihre vornehm-
ſte Tugend, verurſacht ſie vielmehr Hi-
tze, theils, weil obgedachte beyde Ge-
waͤchſe dabey fehlen, theils aber, weil
die Herren Apothecker mehrmahls drey
und vierjaͤhriges unguentum populeum
an ſtatt des friſchen zu verkauffen pfle-
gen, welches doch wider aller Scriben-
ten Meinung laͤufft; denn dieſe ſagen,
der Pappelſalbe Kraft daure nicht uͤber
ein Jahr; wie ſolches aus der Apothe-
ckerkunſt des Herrn Bauderon, uͤber
die der Herr Verni commentiret hat, zu
erſehen iſt. Er redet aber am 136. Blat
folgender maſſen: „Sie muß alle Jahr
„verneuret werden, ſonſt verliehrt ſie
„mit der Zeit die kuͤhlende Kraft, und
„die Hitze des Fettes uͤberſteiget die Kaͤl-
„te, folglich iſt ſie nichts nutze.„ Sollen
derowegen die Apothecker in Paris und
umliegenden Staͤdten gewarnet ſeyn,
daß ſie forthin ſich nicht mehr unterſte-
hen, dieſe Salbe zu bereiten, weil ihnen
[Spaltenumbruch] unmoͤglich iſt, dieſelbe der Gebuͤhr nach,
zu verfertigen: ſondern ſie ſollen dieſel-
be von Montpellier kommen laſſen,
woſelbſt ſie unverfaͤlſcht, und auf die
Art, wie die Autores haben wollen, kan
zugerichtet werden. Oder, ſo ſie dieſes
nicht thun wolten, weil ihnen ohne dem
nicht gebuͤhret Wahren kommen zu laſ-
ſen, ſolten ſie dieſe Freyheit denen Spe-
zereyhaͤndlern uͤberlaſſen, die es gantz
gerne thun werden. Dieſes waͤre auch
ein Mittel, daß die Apothecker ihr Ge-
wiſſen nicht beſchweren duͤrfften, dem
gemeinen Beſten aber wuͤrde viel getꝛeu-
licher gedienet werden. Aber wieder
auf die Allraunwurtzel zu kommen,Siehe Fig. 117.
und 118.

dieſe treibt, wenn ſie in der Erde ſteckt,
gruͤne, breite, auf der Erde hinliegende
Blaͤtter, und bringt Fruͤchte, welche an
Groͤſſe und Geſtalt den Coloquinten,
welche noch nicht gereiniget, ſondern
noch ſo, wie ſie am Stocke ſtehen, ſind,
ziemlich nahe kommen. Von dem Un-
terſchiede, welcher zwiſchen dem Maͤnn-
lein und Weiblein iſt, viel zu gedencken,
erachte ich nicht fuͤr dienlich, maſſen ſol-
ches allbereit von vielen Scribenten
verrichtet worden, wir auch von dem
gantzen Gewaͤchſe nichts als die Rinde
verkauffen, welche von ihrem Holtze fein
wohl gereiniget, und ſo friſch, als nur
moͤglich ſeyn ſoll: inwendig muß ſie eine
graue Farbe haben, und auswendig
roͤthlich grau ſehen, auch ihre duͤnne
Schale, die ein wenig holpricht iſt, faſt
wie das Chagrinleder ſiehet, oder als ob
ſie mit Sande beſtreuet waͤre, annoch
haben.

Die Allraunwurtzel hat einigen
Nutzen in der Artzney, denn ſie zu etli-
chen Galeniſchen compoſitionibus genom-
men wird. Bisweilen ſchickt man uns

zugleich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <p><pb facs="#f0156"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi></fw><lb/><cb n="167"/>
ziehen, wenn man &#x017F;ie verbrennet, wel-<lb/>
ches ein herrlich <hi rendition="#aq">aperitivum,</hi> und ero&#x0364;ff-<lb/>
nend Mittel, u&#x0364;berdiß zu vierta&#x0364;gigen<lb/>
Fiebern u&#x0364;beraus dienlich i&#x017F;t: es wird<lb/>
von 10. bis zu 20. Gran in einem dienli-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">liquor</hi> eingenommen.</p>
                <cb type="end"/>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Von der Quinquina dem<lb/>
Weiblein.</hi> </head><lb/>
                <p>Der Herr <hi rendition="#fr">Bourdelot</hi> hat mir eine<lb/>
Quantita&#x0364;t <hi rendition="#fr">Quinquina</hi> verehret, wel-<lb/><cb n="168"/>
che wie Caneel ge&#x017F;talt, aber viel bla&#x017F;&#x017F;er<lb/>
von Farbe und anfangs ohne Ge&#x017F;chmack<lb/>
i&#x017F;t, giebt aber im Augenblick eine ziem-<lb/>
lich unangenehme Bitterkeit von &#x017F;ich.<lb/>
Es hat &#x017F;ie der Hr. <hi rendition="#fr">Legros</hi> im Jahr 1670.<lb/>
aus Peru gebracht. Die <hi rendition="#fr">Jndianer</hi><lb/>
gie&#x017F;&#x017F;en kalt Wa&#x017F;&#x017F;er auf zwey Gran, und<lb/>
brauchens al&#x017F;o. Und mir bedunckt, es<lb/>
&#x017F;ey dasjenige, was die Jndianer <hi rendition="#fr">Fal&#x017F;a-<lb/>
kaskarina</hi> zu nennen pflegen.</p>
              </div>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das &#x017F;iebende Capitel.<lb/>
Von der Allraunwurtzel-Rinde.</hi> </head><lb/>
              <cb n="167"/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>Je&#x017F;e i&#x017F;t die Rinde von der Wurtzel<lb/>
eines Gewa&#x0364;ch&#x017F;es, welches in zwey-<lb/>
erley Ge&#x017F;chlecht, das Ma&#x0364;nnlein und<lb/>
Weiblein, abgetheilet wird. Jch will<lb/>
mich aber nicht lange mit Erzehlung al-<lb/>
ler der vergeblichen Reden, welche die<lb/>
Alten von die&#x017F;em Gewa&#x0364;ch&#x017F;e gefu&#x0364;hret,<lb/>
aufhalten, &#x017F;ondern nur vermelden, daß<lb/>
beyder&#x017F;eits <hi rendition="#fr">Allraun</hi> &#x017F;ehr &#x017F;elten um <hi rendition="#fr">Pa-<lb/>
ris</hi> gefunden werde, welches denn ver-<lb/>
ur&#x017F;achet, daß die Apothecker die&#x017F;e und die<lb/>
Bla&#x0364;tter vom Venusnabel aus der <hi rendition="#aq">com-<lb/>
po&#x017F;ition</hi> der Pappel&#x017F;albe wegla&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en; welches aber ein gro&#x017F;&#x017F;er Fehler,<lb/>
weil die&#x017F;e Salbe &#x017F;olcher ge&#x017F;talt, und &#x017F;o<lb/>
bald die zwey vornehm&#x017F;ten Stu&#x0364;cke dar-<lb/>
aus gela&#x017F;&#x017F;en werden, unmo&#x0364;glich diejeni-<lb/>
gen Kra&#x0364;fte, die ihr die Scribenten bey-<lb/>
legen, haben kan. Denn, an &#x017F;tatt daß<lb/>
&#x017F;ie ku&#x0364;hlen &#x017F;olte, welches ihre vornehm-<lb/>
&#x017F;te Tugend, verur&#x017F;acht &#x017F;ie vielmehr Hi-<lb/>
tze, theils, weil obgedachte beyde Ge-<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;e dabey fehlen, theils aber, weil<lb/>
die Herren Apothecker mehrmahls drey<lb/>
und vierja&#x0364;hriges <hi rendition="#aq">unguentum populeum</hi><lb/>
an &#x017F;tatt des fri&#x017F;chen zu verkauffen pfle-<lb/>
gen, welches doch wider aller Scriben-<lb/>
ten Meinung la&#x0364;ufft; denn die&#x017F;e &#x017F;agen,<lb/>
der Pappel&#x017F;albe Kraft daure nicht u&#x0364;ber<lb/>
ein Jahr; wie &#x017F;olches aus der Apothe-<lb/>
ckerkun&#x017F;t des Herrn <hi rendition="#fr">Bauderon,</hi> u&#x0364;ber<lb/>
die der Herr <hi rendition="#fr">Verni</hi> <hi rendition="#aq">commenti</hi>ret hat, zu<lb/>
er&#x017F;ehen i&#x017F;t. Er redet aber am 136. Blat<lb/>
folgender ma&#x017F;&#x017F;en: &#x201E;Sie muß alle Jahr<lb/>
&#x201E;verneuret werden, &#x017F;on&#x017F;t verliehrt &#x017F;ie<lb/>
&#x201E;mit der Zeit die ku&#x0364;hlende Kraft, und<lb/>
&#x201E;die Hitze des Fettes u&#x0364;ber&#x017F;teiget die Ka&#x0364;l-<lb/>
&#x201E;te, folglich i&#x017F;t &#x017F;ie nichts nutze.&#x201E; Sollen<lb/>
derowegen die Apothecker in <hi rendition="#fr">Paris</hi> und<lb/>
umliegenden Sta&#x0364;dten gewarnet &#x017F;eyn,<lb/>
daß &#x017F;ie forthin &#x017F;ich nicht mehr unter&#x017F;te-<lb/>
hen, die&#x017F;e Salbe zu bereiten, weil ihnen<lb/><cb n="168"/>
unmo&#x0364;glich i&#x017F;t, die&#x017F;elbe der Gebu&#x0364;hr nach,<lb/>
zu verfertigen: &#x017F;ondern &#x017F;ie &#x017F;ollen die&#x017F;el-<lb/>
be von <hi rendition="#fr">Montpellier</hi> kommen la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
wo&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ie unverfa&#x0364;l&#x017F;cht, und auf die<lb/>
Art, wie die Autores haben wollen, kan<lb/>
zugerichtet werden. Oder, &#x017F;o &#x017F;ie die&#x017F;es<lb/>
nicht thun wolten, weil ihnen ohne dem<lb/>
nicht gebu&#x0364;hret Wahren kommen zu la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, &#x017F;olten &#x017F;ie die&#x017F;e Freyheit denen Spe-<lb/>
zereyha&#x0364;ndlern u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en, die es gantz<lb/>
gerne thun werden. Die&#x017F;es wa&#x0364;re auch<lb/>
ein Mittel, daß die Apothecker ihr Ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en nicht be&#x017F;chweren du&#x0364;rfften, dem<lb/>
gemeinen Be&#x017F;ten aber wu&#x0364;rde viel get&#xA75B;eu-<lb/>
licher gedienet werden. Aber wieder<lb/>
auf die <hi rendition="#fr">Allraunwurtzel</hi> zu kommen,<note place="right">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 117.<lb/>
und 118.</note><lb/>
die&#x017F;e treibt, wenn &#x017F;ie in der Erde &#x017F;teckt,<lb/>
gru&#x0364;ne, breite, auf der Erde hinliegende<lb/>
Bla&#x0364;tter, und bringt Fru&#x0364;chte, welche an<lb/>
Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und Ge&#x017F;talt den Coloquinten,<lb/>
welche noch nicht gereiniget, &#x017F;ondern<lb/>
noch &#x017F;o, wie &#x017F;ie am Stocke &#x017F;tehen, &#x017F;ind,<lb/>
ziemlich nahe kommen. Von dem Un-<lb/>
ter&#x017F;chiede, welcher zwi&#x017F;chen dem Ma&#x0364;nn-<lb/>
lein und Weiblein i&#x017F;t, viel zu gedencken,<lb/>
erachte ich nicht fu&#x0364;r dienlich, ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ol-<lb/>
ches allbereit von vielen Scribenten<lb/>
verrichtet worden, wir auch von dem<lb/>
gantzen Gewa&#x0364;ch&#x017F;e nichts als die Rinde<lb/>
verkauffen, welche von ihrem Holtze fein<lb/>
wohl gereiniget, und &#x017F;o fri&#x017F;ch, als nur<lb/>
mo&#x0364;glich &#x017F;eyn &#x017F;oll: inwendig muß &#x017F;ie eine<lb/>
graue Farbe haben, und auswendig<lb/>
ro&#x0364;thlich grau &#x017F;ehen, auch ihre du&#x0364;nne<lb/>
Schale, die ein wenig holpricht i&#x017F;t, fa&#x017F;t<lb/>
wie das Chagrinleder &#x017F;iehet, oder als ob<lb/>
&#x017F;ie mit Sande be&#x017F;treuet wa&#x0364;re, annoch<lb/>
haben.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#fr">Allraunwurtzel</hi> hat einigen<lb/>
Nutzen in der Artzney, denn &#x017F;ie zu etli-<lb/>
chen Galeni&#x017F;chen <hi rendition="#aq">compo&#x017F;itionibus</hi> genom-<lb/>
men wird. Bisweilen &#x017F;chickt man uns<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zugleich</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0156] Der Spezereyen und Materialien ziehen, wenn man ſie verbrennet, wel- ches ein herrlich aperitivum, und eroͤff- nend Mittel, uͤberdiß zu viertaͤgigen Fiebern uͤberaus dienlich iſt: es wird von 10. bis zu 20. Gran in einem dienli- chen liquor eingenommen. Von der Quinquina dem Weiblein. Der Herr Bourdelot hat mir eine Quantitaͤt Quinquina verehret, wel- che wie Caneel geſtalt, aber viel blaſſer von Farbe und anfangs ohne Geſchmack iſt, giebt aber im Augenblick eine ziem- lich unangenehme Bitterkeit von ſich. Es hat ſie der Hr. Legros im Jahr 1670. aus Peru gebracht. Die Jndianer gieſſen kalt Waſſer auf zwey Gran, und brauchens alſo. Und mir bedunckt, es ſey dasjenige, was die Jndianer Falſa- kaskarina zu nennen pflegen. Das ſiebende Capitel. Von der Allraunwurtzel-Rinde. DJeſe iſt die Rinde von der Wurtzel eines Gewaͤchſes, welches in zwey- erley Geſchlecht, das Maͤnnlein und Weiblein, abgetheilet wird. Jch will mich aber nicht lange mit Erzehlung al- ler der vergeblichen Reden, welche die Alten von dieſem Gewaͤchſe gefuͤhret, aufhalten, ſondern nur vermelden, daß beyderſeits Allraun ſehr ſelten um Pa- ris gefunden werde, welches denn ver- urſachet, daß die Apothecker dieſe und die Blaͤtter vom Venusnabel aus der com- poſition der Pappelſalbe weglaſſen muͤſ- ſen; welches aber ein groſſer Fehler, weil dieſe Salbe ſolcher geſtalt, und ſo bald die zwey vornehmſten Stuͤcke dar- aus gelaſſen werden, unmoͤglich diejeni- gen Kraͤfte, die ihr die Scribenten bey- legen, haben kan. Denn, an ſtatt daß ſie kuͤhlen ſolte, welches ihre vornehm- ſte Tugend, verurſacht ſie vielmehr Hi- tze, theils, weil obgedachte beyde Ge- waͤchſe dabey fehlen, theils aber, weil die Herren Apothecker mehrmahls drey und vierjaͤhriges unguentum populeum an ſtatt des friſchen zu verkauffen pfle- gen, welches doch wider aller Scriben- ten Meinung laͤufft; denn dieſe ſagen, der Pappelſalbe Kraft daure nicht uͤber ein Jahr; wie ſolches aus der Apothe- ckerkunſt des Herrn Bauderon, uͤber die der Herr Verni commentiret hat, zu erſehen iſt. Er redet aber am 136. Blat folgender maſſen: „Sie muß alle Jahr „verneuret werden, ſonſt verliehrt ſie „mit der Zeit die kuͤhlende Kraft, und „die Hitze des Fettes uͤberſteiget die Kaͤl- „te, folglich iſt ſie nichts nutze.„ Sollen derowegen die Apothecker in Paris und umliegenden Staͤdten gewarnet ſeyn, daß ſie forthin ſich nicht mehr unterſte- hen, dieſe Salbe zu bereiten, weil ihnen unmoͤglich iſt, dieſelbe der Gebuͤhr nach, zu verfertigen: ſondern ſie ſollen dieſel- be von Montpellier kommen laſſen, woſelbſt ſie unverfaͤlſcht, und auf die Art, wie die Autores haben wollen, kan zugerichtet werden. Oder, ſo ſie dieſes nicht thun wolten, weil ihnen ohne dem nicht gebuͤhret Wahren kommen zu laſ- ſen, ſolten ſie dieſe Freyheit denen Spe- zereyhaͤndlern uͤberlaſſen, die es gantz gerne thun werden. Dieſes waͤre auch ein Mittel, daß die Apothecker ihr Ge- wiſſen nicht beſchweren duͤrfften, dem gemeinen Beſten aber wuͤrde viel getꝛeu- licher gedienet werden. Aber wieder auf die Allraunwurtzel zu kommen, dieſe treibt, wenn ſie in der Erde ſteckt, gruͤne, breite, auf der Erde hinliegende Blaͤtter, und bringt Fruͤchte, welche an Groͤſſe und Geſtalt den Coloquinten, welche noch nicht gereiniget, ſondern noch ſo, wie ſie am Stocke ſtehen, ſind, ziemlich nahe kommen. Von dem Un- terſchiede, welcher zwiſchen dem Maͤnn- lein und Weiblein iſt, viel zu gedencken, erachte ich nicht fuͤr dienlich, maſſen ſol- ches allbereit von vielen Scribenten verrichtet worden, wir auch von dem gantzen Gewaͤchſe nichts als die Rinde verkauffen, welche von ihrem Holtze fein wohl gereiniget, und ſo friſch, als nur moͤglich ſeyn ſoll: inwendig muß ſie eine graue Farbe haben, und auswendig roͤthlich grau ſehen, auch ihre duͤnne Schale, die ein wenig holpricht iſt, faſt wie das Chagrinleder ſiehet, oder als ob ſie mit Sande beſtreuet waͤre, annoch haben. Siehe Fig. 117. und 118. Die Allraunwurtzel hat einigen Nutzen in der Artzney, denn ſie zu etli- chen Galeniſchen compoſitionibus genom- men wird. Bisweilen ſchickt man uns zugleich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/156
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/156>, abgerufen am 23.04.2024.