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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
Das sechste Capitel.
Von den Sennesblättern.
[Spaltenumbruch]

LE Sene, Sennet oder die Sennes-
blätter,
denen etliche den Namen
des orientalischen Blattes gegeben,
sind die Blätter eines Gewächses, oder
vielmehr einer Stauden, welche ohnge-
fehr eines Fusses hoch ist, und in Levan-
te,
auch selbst in Europa an vielen Or-
ten wächst.

Das Gewächs oder die Staude, so
den Sennet trägt, treibt, wenn es an-
noch in der Erde steckt, Blätter hervor,
die mehr oder weniger grün sind, und
unterschiedliche Gestalt haben, nachdem
sie nämlich einen Geburtsort gehabt,
inmassen aus folgenden zu ersehen.
Nach den Blättern kommen kleine pur-
purfarbichte Blümlein, wie Sternlein,
und auf diese, die dünnen, platten Scho-
Siehe Fig. 125.ten; in beygefügter Figur; darinne be-
finden sich fünff oder sechs kleine Sa-
menkörnlein, die ebenmäßig platt, und
an dem einen Ende breit, am andern
aber zugespitzt sind. Die Schoten wer-
Sennes-
schötlein.
den folliculi Sennae, Sennesschötlein
geheissen.

Dieweil die Sennesblätter in so gros-
ser Menge verthan werden, und dan-
nenhero bey uns gantz gemeine sind, des-
halben will ich erinnern, daß wir sie in
drey Sorten abtheilen, nämlich, in die
Siehe Fig. 126.von Palte oder Alexandria/ von Tri-
polis
und von Mocca; wie auch, daß
unter diesen dreyen Gattungen noch vie-
lerley Arten sich befinden, welches doch
blos von den unterschiedenen Orten, all-
wo sie gebrauchet worden, herrühret:
wie man dann gar öfters siehet, daß ein
Gewächse sich an Blättern, Blumen
und Früchten verändert, nachdem der
Boden, darinne es erbauet worden, be-
schaffen ist. Diesemnach sind die schönst-
und besten Sennesblätter, welche von
Alexandria kommen, und deswegen
Alexandrinische genennet werden, in-
Siehe Fig. 127.gleichen, Sennesblätter aus Levan-
te
oder de la Palte, weil alle Sennesblät-
ter, die aus Levante und des Groß-Tür-
cken Landen kommen, Zoll, welches auf
Frantzösisch Palte heißt, bezahlen müssen.

Man soll die Sennesblätter de la
Palte
aussuchen, welche fein schmal und
nicht gar zu übrig groß, wie ein Spies-
eisen gestalt, gelb von Farbe, sehr starck
[Spaltenumbruch] riechend, sanft anzufühlen, und nicht
zerknickt sind, unter denen auch so we-
nig als möglich, Stiele und verdorrte
Blätter samt anderem Unrath zu befin-
den. Diese Beschreibung der Sennes-
blätter wird ohne Zweiffel denen gar
lächerlich vorkommen, welche sie nicht
eben allzu wohl kennen, sondern vorge-
ben, die guten Sennesblätter müsten
groß, breit und grüne seyn. Allein das
ist mein Trost, daß ich versichert bin, es
werden diejenigen, die die Sennesblät-
ter genauer kennen, meinem Vorbrin-
gen nicht widersprechen. Solte aber
auch die grosse Menge der Sennesblät-
ter, die durch meine Hand gehen, nicht
zulänglich seyn, mir eine recht gewisse
Kenntnüß dererselben zu verschaffen, so
besitze ich eine gantze Pflantze, welche
mir von Aleppo zukommen, und dasje-
nige, was ich vorgebracht, bestätigen
kan.

Der Gebrauch der Sennesblätter
ist so gemeine, daß ohnnöthig, mich lan-
ge dabey aufzuhalten, indem doch ieder-
man bekannt, daß sie ein sehr gut Pur-
girmittel sind.

Die andere Sorte, die wir Sennes-
blätter von Tripoli
oder Seyde heis-
sen, sind die grünen Sennesblätter, die
wir auch zuweilen verkauffen, und un-
ter denen sich, wiewohl gar selten, solche
befinden, welche denen de la Palte an
Kräften ziemlich nahe kommen. Sie
sind ziemlich rauh, und haben schier kei-
nen Geruch, zum Vergelt aber sind sie
von unverständigen Leuten ihrer grü-
nen Farbe halber gar wohl aufgenom-
men worden. Wiewohl anietzo ist die-
se Gattung bey uns ziemlich rar, sinte-
mahl in Franckreich verboten worden, sie
einzuführen: und um deswillen sind die
Bläslein und Stiele um ein gutes theu-
rer, als vor 15. Jahren, weil sich unter
diesen Sennesblättern eine grosse Men-
ge derselben befunden.

Die dritte Art sind die von Mocca/
welche die Landkramer Senne de la pique,
spitzige Sennesblätter nennen, indem
es lange und sehr schmale Blättlein sind,
die noch einmahl so lang, als die rechten
Sennesblätter aus Levante. Allein
die üble Beschaffenheit dieser Blätter

ver-
Der Spezereyen und Materialien
Das ſechſte Capitel.
Von den Sennesblaͤttern.
[Spaltenumbruch]

LE Sené, Sennet oder die Sennes-
blaͤtter,
denen etliche den Namen
des orientaliſchen Blattes gegeben,
ſind die Blaͤtter eines Gewaͤchſes, oder
vielmehr einer Stauden, welche ohnge-
fehr eines Fuſſes hoch iſt, und in Levan-
te,
auch ſelbſt in Europa an vielen Or-
ten waͤchſt.

Das Gewaͤchs oder die Staude, ſo
den Sennet traͤgt, treibt, wenn es an-
noch in der Erde ſteckt, Blaͤtter hervor,
die mehr oder weniger gruͤn ſind, und
unterſchiedliche Geſtalt haben, nachdem
ſie naͤmlich einen Geburtsort gehabt,
inmaſſen aus folgenden zu erſehen.
Nach den Blaͤttern kommen kleine pur-
purfarbichte Bluͤmlein, wie Sternlein,
und auf dieſe, die duͤnnen, platten Scho-
Siehe Fig. 125.ten; in beygefuͤgter Figur; darinne be-
finden ſich fuͤnff oder ſechs kleine Sa-
menkoͤrnlein, die ebenmaͤßig platt, und
an dem einen Ende breit, am andern
aber zugeſpitzt ſind. Die Schoten wer-
Sennes-
ſchoͤtlein.
den folliculi Sennæ, Sennesſchoͤtlein
geheiſſen.

Dieweil die Sennesblaͤtter in ſo groſ-
ſer Menge verthan werden, und dan-
nenhero bey uns gantz gemeine ſind, des-
halben will ich erinnern, daß wir ſie in
drey Sorten abtheilen, naͤmlich, in die
Siehe Fig. 126.von Palte oder Alexandria/ von Tri-
polis
und von Mocca; wie auch, daß
unter dieſen dreyen Gattungen noch vie-
lerley Arten ſich befinden, welches doch
blos von den unterſchiedenen Orten, all-
wo ſie gebrauchet worden, herruͤhret:
wie man dann gar oͤfters ſiehet, daß ein
Gewaͤchſe ſich an Blaͤttern, Blumen
und Fruͤchten veraͤndert, nachdem der
Boden, darinne es erbauet worden, be-
ſchaffen iſt. Dieſemnach ſind die ſchoͤnſt-
und beſten Sennesblaͤtter, welche von
Alexandria kommen, und deswegen
Alexandriniſche genennet werden, in-
Siehe Fig. 127.gleichen, Sennesblaͤtter aus Levan-
te
oder de la Palte, weil alle Sennesblaͤt-
ter, die aus Levante und des Groß-Tuͤr-
cken Landen kommen, Zoll, welches auf
Frantzoͤſiſch Palte heißt, bezahlen muͤſſen.

Man ſoll die Sennesblaͤtter de la
Palte
auſſuchen, welche fein ſchmal und
nicht gar zu uͤbrig groß, wie ein Spies-
eiſen geſtalt, gelb von Farbe, ſehr ſtarck
[Spaltenumbruch] riechend, ſanft anzufuͤhlen, und nicht
zerknickt ſind, unter denen auch ſo we-
nig als moͤglich, Stiele und verdorrte
Blaͤtter ſamt anderem Unrath zu befin-
den. Dieſe Beſchreibung der Sennes-
blaͤtter wird ohne Zweiffel denen gar
laͤcherlich vorkommen, welche ſie nicht
eben allzu wohl kennen, ſondern vorge-
ben, die guten Sennesblaͤtter muͤſten
groß, breit und gruͤne ſeyn. Allein das
iſt mein Troſt, daß ich verſichert bin, es
werden diejenigen, die die Sennesblaͤt-
ter genauer kennen, meinem Vorbrin-
gen nicht widerſprechen. Solte aber
auch die groſſe Menge der Sennesblaͤt-
ter, die durch meine Hand gehen, nicht
zulaͤnglich ſeyn, mir eine recht gewiſſe
Kenntnuͤß dererſelben zu verſchaffen, ſo
beſitze ich eine gantze Pflantze, welche
mir von Aleppo zukommen, und dasje-
nige, was ich vorgebracht, beſtaͤtigen
kan.

Der Gebrauch der Sennesblaͤtter
iſt ſo gemeine, daß ohnnoͤthig, mich lan-
ge dabey aufzuhalten, indem doch ieder-
man bekannt, daß ſie ein ſehr gut Pur-
girmittel ſind.

Die andere Sorte, die wir Sennes-
blaͤtter von Tripoli
oder Seyde heiſ-
ſen, ſind die gruͤnen Sennesblaͤtter, die
wir auch zuweilen verkauffen, und un-
ter denen ſich, wiewohl gar ſelten, ſolche
befinden, welche denen de la Palte an
Kraͤften ziemlich nahe kommen. Sie
ſind ziemlich rauh, und haben ſchier kei-
nen Geruch, zum Vergelt aber ſind ſie
von unverſtaͤndigen Leuten ihrer gruͤ-
nen Farbe halber gar wohl aufgenom-
men worden. Wiewohl anietzo iſt die-
ſe Gattung bey uns ziemlich rar, ſinte-
mahl in Franckreich verboten worden, ſie
einzufuͤhren: und um deswillen ſind die
Blaͤslein und Stiele um ein gutes theu-
rer, als vor 15. Jahren, weil ſich unter
dieſen Sennesblaͤttern eine groſſe Men-
ge derſelben befunden.

Die dritte Art ſind die von Mocca/
welche die Landkramer Senne de la pique,
ſpitzige Sennesblaͤtter nennen, indem
es lange und ſehr ſchmale Blaͤttlein ſind,
die noch einmahl ſo lang, als die rechten
Sennesblaͤtter aus Levante. Allein
die uͤble Beſchaffenheit dieſer Blaͤtter

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[0164] Der Spezereyen und Materialien Das ſechſte Capitel. Von den Sennesblaͤttern. LE Sené, Sennet oder die Sennes- blaͤtter, denen etliche den Namen des orientaliſchen Blattes gegeben, ſind die Blaͤtter eines Gewaͤchſes, oder vielmehr einer Stauden, welche ohnge- fehr eines Fuſſes hoch iſt, und in Levan- te, auch ſelbſt in Europa an vielen Or- ten waͤchſt. Das Gewaͤchs oder die Staude, ſo den Sennet traͤgt, treibt, wenn es an- noch in der Erde ſteckt, Blaͤtter hervor, die mehr oder weniger gruͤn ſind, und unterſchiedliche Geſtalt haben, nachdem ſie naͤmlich einen Geburtsort gehabt, inmaſſen aus folgenden zu erſehen. Nach den Blaͤttern kommen kleine pur- purfarbichte Bluͤmlein, wie Sternlein, und auf dieſe, die duͤnnen, platten Scho- ten; in beygefuͤgter Figur; darinne be- finden ſich fuͤnff oder ſechs kleine Sa- menkoͤrnlein, die ebenmaͤßig platt, und an dem einen Ende breit, am andern aber zugeſpitzt ſind. Die Schoten wer- den folliculi Sennæ, Sennesſchoͤtlein geheiſſen. Siehe Fig. 125. Sennes- ſchoͤtlein. Dieweil die Sennesblaͤtter in ſo groſ- ſer Menge verthan werden, und dan- nenhero bey uns gantz gemeine ſind, des- halben will ich erinnern, daß wir ſie in drey Sorten abtheilen, naͤmlich, in die von Palte oder Alexandria/ von Tri- polis und von Mocca; wie auch, daß unter dieſen dreyen Gattungen noch vie- lerley Arten ſich befinden, welches doch blos von den unterſchiedenen Orten, all- wo ſie gebrauchet worden, herruͤhret: wie man dann gar oͤfters ſiehet, daß ein Gewaͤchſe ſich an Blaͤttern, Blumen und Fruͤchten veraͤndert, nachdem der Boden, darinne es erbauet worden, be- ſchaffen iſt. Dieſemnach ſind die ſchoͤnſt- und beſten Sennesblaͤtter, welche von Alexandria kommen, und deswegen Alexandriniſche genennet werden, in- gleichen, Sennesblaͤtter aus Levan- te oder de la Palte, weil alle Sennesblaͤt- ter, die aus Levante und des Groß-Tuͤr- cken Landen kommen, Zoll, welches auf Frantzoͤſiſch Palte heißt, bezahlen muͤſſen. Siehe Fig. 126. Siehe Fig. 127. Man ſoll die Sennesblaͤtter de la Palte auſſuchen, welche fein ſchmal und nicht gar zu uͤbrig groß, wie ein Spies- eiſen geſtalt, gelb von Farbe, ſehr ſtarck riechend, ſanft anzufuͤhlen, und nicht zerknickt ſind, unter denen auch ſo we- nig als moͤglich, Stiele und verdorrte Blaͤtter ſamt anderem Unrath zu befin- den. Dieſe Beſchreibung der Sennes- blaͤtter wird ohne Zweiffel denen gar laͤcherlich vorkommen, welche ſie nicht eben allzu wohl kennen, ſondern vorge- ben, die guten Sennesblaͤtter muͤſten groß, breit und gruͤne ſeyn. Allein das iſt mein Troſt, daß ich verſichert bin, es werden diejenigen, die die Sennesblaͤt- ter genauer kennen, meinem Vorbrin- gen nicht widerſprechen. Solte aber auch die groſſe Menge der Sennesblaͤt- ter, die durch meine Hand gehen, nicht zulaͤnglich ſeyn, mir eine recht gewiſſe Kenntnuͤß dererſelben zu verſchaffen, ſo beſitze ich eine gantze Pflantze, welche mir von Aleppo zukommen, und dasje- nige, was ich vorgebracht, beſtaͤtigen kan. Der Gebrauch der Sennesblaͤtter iſt ſo gemeine, daß ohnnoͤthig, mich lan- ge dabey aufzuhalten, indem doch ieder- man bekannt, daß ſie ein ſehr gut Pur- girmittel ſind. Die andere Sorte, die wir Sennes- blaͤtter von Tripoli oder Seyde heiſ- ſen, ſind die gruͤnen Sennesblaͤtter, die wir auch zuweilen verkauffen, und un- ter denen ſich, wiewohl gar ſelten, ſolche befinden, welche denen de la Palte an Kraͤften ziemlich nahe kommen. Sie ſind ziemlich rauh, und haben ſchier kei- nen Geruch, zum Vergelt aber ſind ſie von unverſtaͤndigen Leuten ihrer gruͤ- nen Farbe halber gar wohl aufgenom- men worden. Wiewohl anietzo iſt die- ſe Gattung bey uns ziemlich rar, ſinte- mahl in Franckreich verboten worden, ſie einzufuͤhren: und um deswillen ſind die Blaͤslein und Stiele um ein gutes theu- rer, als vor 15. Jahren, weil ſich unter dieſen Sennesblaͤttern eine groſſe Men- ge derſelben befunden. Die dritte Art ſind die von Mocca/ welche die Landkramer Senne de la pique, ſpitzige Sennesblaͤtter nennen, indem es lange und ſehr ſchmale Blaͤttlein ſind, die noch einmahl ſo lang, als die rechten Sennesblaͤtter aus Levante. Allein die uͤble Beſchaffenheit dieſer Blaͤtter ver-

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/164>, abgerufen am 28.03.2024.