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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] den, daß sie in einer Nacht gewachsen,
und alle Hoffnung der Einwohner zu
nichte gemacht. Diesem Unheil abzu-
helffen, schneiden sie alles Kraut mit ein-
ander geschwinde ab, und werffen es
sammt den Raupen in die Fässer: denn,
was sie wieder von sich geben, ist auch
[Spaltenumbruch] noch gut. Andere aber kommen diesem
Ubel also vor, daß sie zwischen demjeni-
gen, was sie bereits angefressen, und
dem, welches sie noch nicht berühret,
eine grosse Scheidung machen. Dieser
Schade ist auf der Jnsel Martinigo
noch nie verspüret worden.

[Ende Spaltensatz]
Das zehende Capitel.
Wie der Jndich und Jndigo bereitet werden.
[Spaltenumbruch]

DEr Jndich ist eine Fecula oder gantz
zartes Pulver, welches mit Wasser
und Baumöl allein aus den Blättern
gezogen wird. Und dieses macht den Un-
terschied zwischen dem Jndich und Jn-
digo/
denn sie diesen aus den Blättern
und kleinen Zweiglein bereiten, gleich-
wie aus folgendem wird zu ersehen seyn.

Der vollkommenste Jndich ist, der
den Zunamen Serquisse, von einem
Dorffe gleiches Namens/ welches 24.
Meilen von Suratte/ nahe bey Ama-
dabat
liegt, erhalten hat. Er wird
auch um Biana Jndoua und zu
Cossa, nahe bey Ayra; desgleichen
im Königreich Golconda gemacht. Die
Holländer bringen ihn gleichfalls von
Brampour aus Bengalen, welcher
aber der schlechteste unter allen ist.

Siehe Fig. 139.

Wenn nun die Einwohner ietztge-
dachter Orten das Pulver aus dem
Anil ziehen, und den Jndich bereiten
wollen, so schneiden sie dieses kleine
Kraut mit einer Sichel ab, sobald nur
die Blätter, wenn man sie angreifft, zu
brechen beginnen, und nachdem sie die
Stiele heraus gelesen, legen sie die Blät-
ter in eine gnugsame Menge Wasser,
welches in einem Fasse, das sie das Ein-
weich-Faß
heissen, stehet, und lassen sie
25. bis 30. Stunden lang darinne wei-
chen. Nach derer Verfliessung drehen
sie den Han auf, und lassen das Wasser,
welches nunmehro eine grünlichte Far-
be, die sich aufs blaue ziehet, bekommen,
in ein ander Faß, welches sie das Schla-
gefaß
nennen, ablauffen. Jn diesem
lassen sie das Wasser anderthalb
Stunden lang durch vier starcke Jndia-
ner fort für fort mit höltzernen Löffeln
schlagen, welche achtzehen bis zwantzig
Fuß lange Stiele haben, und auf vier
Stücken Eisen, die sie chandeliers, Leuch-
ter, heissen, ruhen. Damit sie aber
nicht gar zu viel Leute zu dieser Arbeit
nöthig haben, so bedienen sie sich einer
[Spaltenumbruch] grossen sechseckigten Waltze, an deren
beyden Enden zwey eiserne Zacken her-
vor gehen, welche in zwey Pfannen,
von gleicher Materie, liegen. An
zweyen Seiten, unten an der Waltze,
sind sechs zugespitzte Eymer, die zu un-
terst offen, angehencket, und ein Jndia-
ner beweget diese Waltze immerfort, so
daß, wenn die Eymer auf dieser Seite
in die Höhe kommen, die andern wieder
hinab gehen. Dieses treibt er so lange,
bis das Wasser über und über mit
Schaum bedecket ist, da sie dann etwas
weniges Baumöl mit einer Feder hin-
ein thun, kaum ein Pfund, in ein Faß,
das 70. Pfund Jndich, so wie wir ihn
haben, giebet. Sobald das Oel drein
gethan worden, theilt sich der Schaum
mitten von einander, und lassen sich kleine
Klumpen, wie in der geronnenen Milch
sehen: alsdann hören sie auf zu schla-
gen, damit sichs setzen möge. Wenn es
sich nun gnugsam gesetzet, wird die Röh-
re des Schlagefasses geöffnet, daß das
klare Wasser ablauffe, und sie das Pul-
ver, das wie Schlamm am Boden liegt,
heraus nehmen können. Wenn es
heraus genommen, wird es in zugespitz-
te Säcke von Tuch gethan, auf daß
das wenige Wasser, welches noch etwa
darinne verblieben, vollends abgezogen
werde. Drauf thun sie es in Kästen,
welche irgend einen halben Zoll hoch
sind, damit es recht trucken werde, und
so dann ist es der so genannte Jndich,
dem allem Ansehen nach, dieser Name
deswegen gegeben worden ist, weil er
aus Jndien kommt. Ehedessen berei-
teten die Jndianer den Jndich in son-
derlich dazu verfertigten und wie ein
Becken formirten Teichen, welche sie
vorhero mit Kalch, der dem Marmor
an Härte gleichte, zugerichtet hatten,
und brauchten nicht halb so viel Vor-
sichtigkeit dabey, wie heutiges Tages;
entweder weil sie es nicht so gar genau

nahmen,

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] den, daß ſie in einer Nacht gewachſen,
und alle Hoffnung der Einwohner zu
nichte gemacht. Dieſem Unheil abzu-
helffen, ſchneiden ſie alles Kraut mit ein-
ander geſchwinde ab, und werffen es
ſammt den Raupen in die Faͤſſer: denn,
was ſie wieder von ſich geben, iſt auch
[Spaltenumbruch] noch gut. Andere aber kommen dieſem
Ubel alſo vor, daß ſie zwiſchen demjeni-
gen, was ſie bereits angefreſſen, und
dem, welches ſie noch nicht beruͤhret,
eine groſſe Scheidung machen. Dieſer
Schade iſt auf der Jnſel Martinigo
noch nie verſpuͤret worden.

[Ende Spaltensatz]
Das zehende Capitel.
Wie der Jndich und Jndigo bereitet werden.
[Spaltenumbruch]

DEr Jndich iſt eine Fecula oder gantz
zartes Pulver, welches mit Waſſer
und Baumoͤl allein aus den Blaͤttern
gezogen wird. Und dieſes macht den Un-
terſchied zwiſchen dem Jndich und Jn-
digo/
denn ſie dieſen aus den Blaͤttern
und kleinen Zweiglein bereiten, gleich-
wie aus folgendem wird zu erſehen ſeyn.

Der vollkommenſte Jndich iſt, der
den Zunamen Serquiſſe, von einem
Dorffe gleiches Namens/ welches 24.
Meilen von Suratte/ nahe bey Ama-
dabat
liegt, erhalten hat. Er wird
auch um Biana Jndoua und zu
Coſſa, nahe bey Ayra; desgleichen
im Koͤnigreich Golconda gemacht. Die
Hollaͤnder bringen ihn gleichfalls von
Brampour aus Bengalen, welcher
aber der ſchlechteſte unter allen iſt.

Siehe Fig. 139.

Wenn nun die Einwohner ietztge-
dachter Orten das Pulver aus dem
Anil ziehen, und den Jndich bereiten
wollen, ſo ſchneiden ſie dieſes kleine
Kraut mit einer Sichel ab, ſobald nur
die Blaͤtter, wenn man ſie angreifft, zu
brechen beginnen, und nachdem ſie die
Stiele heraus geleſen, legen ſie die Blaͤt-
ter in eine gnugſame Menge Waſſer,
welches in einem Faſſe, das ſie das Ein-
weich-Faß
heiſſen, ſtehet, und laſſen ſie
25. bis 30. Stunden lang darinne wei-
chen. Nach derer Verflieſſung drehen
ſie den Han auf, und laſſen das Waſſer,
welches nunmehro eine gruͤnlichte Far-
be, die ſich aufs blaue ziehet, bekommen,
in ein ander Faß, welches ſie das Schla-
gefaß
nennen, ablauffen. Jn dieſem
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ner fort fuͤr fort mit hoͤltzernen Loͤffeln
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Fuß lange Stiele haben, und auf vier
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ter, heiſſen, ruhen. Damit ſie aber
nicht gar zu viel Leute zu dieſer Arbeit
noͤthig haben, ſo bedienen ſie ſich einer
[Spaltenumbruch] groſſen ſechseckigten Waltze, an deren
beyden Enden zwey eiſerne Zacken her-
vor gehen, welche in zwey Pfannen,
von gleicher Materie, liegen. An
zweyen Seiten, unten an der Waltze,
ſind ſechs zugeſpitzte Eymer, die zu un-
terſt offen, angehencket, und ein Jndia-
ner beweget dieſe Waltze immerfort, ſo
daß, wenn die Eymer auf dieſer Seite
in die Hoͤhe kommen, die andern wieder
hinab gehen. Dieſes treibt er ſo lange,
bis das Waſſer uͤber und uͤber mit
Schaum bedecket iſt, da ſie dann etwas
weniges Baumoͤl mit einer Feder hin-
ein thun, kaum ein Pfund, in ein Faß,
das 70. Pfund Jndich, ſo wie wir ihn
haben, giebet. Sobald das Oel drein
gethan worden, theilt ſich der Schaum
mitten von einander, uñ laſſen ſich kleine
Klumpen, wie in der geronnenen Milch
ſehen: alsdann hoͤren ſie auf zu ſchla-
gen, damit ſichs ſetzen moͤge. Wenn es
ſich nun gnugſam geſetzet, wird die Roͤh-
re des Schlagefaſſes geoͤffnet, daß das
klare Waſſer ablauffe, und ſie das Pul-
ver, das wie Schlamm am Boden liegt,
heraus nehmen koͤnnen. Wenn es
heraus genommen, wird es in zugeſpitz-
te Saͤcke von Tuch gethan, auf daß
das wenige Waſſer, welches noch etwa
darinne verblieben, vollends abgezogen
werde. Drauf thun ſie es in Kaͤſten,
welche irgend einen halben Zoll hoch
ſind, damit es recht trucken werde, und
ſo dann iſt es der ſo genannte Jndich,
dem allem Anſehen nach, dieſer Name
deswegen gegeben worden iſt, weil er
aus Jndien kommt. Ehedeſſen berei-
teten die Jndianer den Jndich in ſon-
derlich dazu verfertigten und wie ein
Becken formirten Teichen, welche ſie
vorhero mit Kalch, der dem Marmor
an Haͤrte gleichte, zugerichtet hatten,
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ſichtigkeit dabey, wie heutiges Tages;
entweder weil ſie es nicht ſo gar genau

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[0170] Der Spezereyen und Materialien den, daß ſie in einer Nacht gewachſen, und alle Hoffnung der Einwohner zu nichte gemacht. Dieſem Unheil abzu- helffen, ſchneiden ſie alles Kraut mit ein- ander geſchwinde ab, und werffen es ſammt den Raupen in die Faͤſſer: denn, was ſie wieder von ſich geben, iſt auch noch gut. Andere aber kommen dieſem Ubel alſo vor, daß ſie zwiſchen demjeni- gen, was ſie bereits angefreſſen, und dem, welches ſie noch nicht beruͤhret, eine groſſe Scheidung machen. Dieſer Schade iſt auf der Jnſel Martinigo noch nie verſpuͤret worden. Das zehende Capitel. Wie der Jndich und Jndigo bereitet werden. DEr Jndich iſt eine Fecula oder gantz zartes Pulver, welches mit Waſſer und Baumoͤl allein aus den Blaͤttern gezogen wird. Und dieſes macht den Un- terſchied zwiſchen dem Jndich und Jn- digo/ denn ſie dieſen aus den Blaͤttern und kleinen Zweiglein bereiten, gleich- wie aus folgendem wird zu erſehen ſeyn. Der vollkommenſte Jndich iſt, der den Zunamen Serquiſſe, von einem Dorffe gleiches Namens/ welches 24. Meilen von Suratte/ nahe bey Ama- dabat liegt, erhalten hat. Er wird auch um Biana Jndoua und zu Coſſa, nahe bey Ayra; desgleichen im Koͤnigreich Golconda gemacht. Die Hollaͤnder bringen ihn gleichfalls von Brampour aus Bengalen, welcher aber der ſchlechteſte unter allen iſt. Wenn nun die Einwohner ietztge- dachter Orten das Pulver aus dem Anil ziehen, und den Jndich bereiten wollen, ſo ſchneiden ſie dieſes kleine Kraut mit einer Sichel ab, ſobald nur die Blaͤtter, wenn man ſie angreifft, zu brechen beginnen, und nachdem ſie die Stiele heraus geleſen, legen ſie die Blaͤt- ter in eine gnugſame Menge Waſſer, welches in einem Faſſe, das ſie das Ein- weich-Faß heiſſen, ſtehet, und laſſen ſie 25. bis 30. Stunden lang darinne wei- chen. Nach derer Verflieſſung drehen ſie den Han auf, und laſſen das Waſſer, welches nunmehro eine gruͤnlichte Far- be, die ſich aufs blaue ziehet, bekommen, in ein ander Faß, welches ſie das Schla- gefaß nennen, ablauffen. Jn dieſem laſſen ſie das Waſſer anderthalb Stunden lang durch vier ſtarcke Jndia- ner fort fuͤr fort mit hoͤltzernen Loͤffeln ſchlagen, welche achtzehen bis zwantzig Fuß lange Stiele haben, und auf vier Stuͤcken Eiſen, die ſie chandeliers, Leuch- ter, heiſſen, ruhen. Damit ſie aber nicht gar zu viel Leute zu dieſer Arbeit noͤthig haben, ſo bedienen ſie ſich einer groſſen ſechseckigten Waltze, an deren beyden Enden zwey eiſerne Zacken her- vor gehen, welche in zwey Pfannen, von gleicher Materie, liegen. An zweyen Seiten, unten an der Waltze, ſind ſechs zugeſpitzte Eymer, die zu un- terſt offen, angehencket, und ein Jndia- ner beweget dieſe Waltze immerfort, ſo daß, wenn die Eymer auf dieſer Seite in die Hoͤhe kommen, die andern wieder hinab gehen. Dieſes treibt er ſo lange, bis das Waſſer uͤber und uͤber mit Schaum bedecket iſt, da ſie dann etwas weniges Baumoͤl mit einer Feder hin- ein thun, kaum ein Pfund, in ein Faß, das 70. Pfund Jndich, ſo wie wir ihn haben, giebet. Sobald das Oel drein gethan worden, theilt ſich der Schaum mitten von einander, uñ laſſen ſich kleine Klumpen, wie in der geronnenen Milch ſehen: alsdann hoͤren ſie auf zu ſchla- gen, damit ſichs ſetzen moͤge. Wenn es ſich nun gnugſam geſetzet, wird die Roͤh- re des Schlagefaſſes geoͤffnet, daß das klare Waſſer ablauffe, und ſie das Pul- ver, das wie Schlamm am Boden liegt, heraus nehmen koͤnnen. Wenn es heraus genommen, wird es in zugeſpitz- te Saͤcke von Tuch gethan, auf daß das wenige Waſſer, welches noch etwa darinne verblieben, vollends abgezogen werde. Drauf thun ſie es in Kaͤſten, welche irgend einen halben Zoll hoch ſind, damit es recht trucken werde, und ſo dann iſt es der ſo genannte Jndich, dem allem Anſehen nach, dieſer Name deswegen gegeben worden iſt, weil er aus Jndien kommt. Ehedeſſen berei- teten die Jndianer den Jndich in ſon- derlich dazu verfertigten und wie ein Becken formirten Teichen, welche ſie vorhero mit Kalch, der dem Marmor an Haͤrte gleichte, zugerichtet hatten, und brauchten nicht halb ſo viel Vor- ſichtigkeit dabey, wie heutiges Tages; entweder weil ſie es nicht ſo gar genau nahmen,

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/170>, abgerufen am 29.03.2024.