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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] ob er es vielleicht violbraun färbe, denn
welcher dieses thut, taug nichts.

Wir lassen ihn auch in Menge aus
Languedoc von der Seite Galargue
kommen: wie denn fast alles, was wir
verkauffen, allda bereitet wird, weil
nicht allein der Tornesol häuffig um
Nimes und Montpellier wächset, son-
dern er auch bey nahe eben so gut, als
wie der Holländische ist: er darff nur
wohl bereitet seyn, und die wäßrichten
liquores roth anfärben. Doch soll der
Holländische/ als welcher viel besser ist,
denn der zu Galargue und andern Or-
ten in Languedoc bereitet wird, diesem
allzeit vorgezogen werden.

Hierbey ist zu erinnern, daß zwar die
Frucht des Krebskrautes blau färbe;
allein, so bald nur etwas sauers dazu
kommt, wird es stracks roth. Will dem-
[Spaltenumbruch] nach iemand wissen, ob etwas sauers in
einer Sache ist, der darff nur diese Tin-
ctur dazu thun, oder das saure auf et-
was, das mit dem Safte dieser Frucht
bestrichen worden, reiben.

Von der Lionischen Orseille.

Dieses ist ein zusammengesetzter Teig
von Perelle, lebendigem Kalch und
Urin. Etliche thun noch überdiß eine
Tinctur von Brasilienholtze dazu, ihr
also ein besseres Ansehen und röthere
Farbe zu geben.

Diese Orseille wird gegen Lion zu
und in Auvergne in Menge bereitet,
und soll eine hochrothe Farbe haben, die,
wenn sie aufs Papir gestrichen wird,
fein frisch sehe.

Die Färber geben ihren Sachen eine
solche Farbe damit: doch dürffen sie al-
lein die Schwartzfärber führen.

[Ende Spaltensatz]
Das funffzehende Capitel.
Vom Tabac.
[Spaltenumbruch]

DEr Tabac ist deshalben also be-
namset worden, weil er auf der Jn-
sel Tabago häuffig und in Menge
wächst. Er wird von etlichen Nicotiana
geheissen, weil Nicod, der Frantzösische
Gesandte nach Portugall, ihn zu erst
der Königin in Franckreich überbracht
hat, daher ihm auch der Name, der Kö-
nigin Kraut
gegeben worden. Fer-
Siehe Fig. 1[4]6.ner wird er Buglossa antarctica genennet,
weil er häuffig in den Jnseln wächst:
desgleichen, das heilige Kraut, von
wegen seiner herrlichen Eigenschaften;
und endlich Petun, welches sein erster
und rechter Name ist, den ihm die Jn-
dianer
gegeben.

Wann uns annoch, wie vor 15. Jah-
ren frey stünde, Tabac zu verkauffen,
so hätte ich weitläufftiger davon han-
deln wollen: allein, weil wir keinen an-
dern verkauffen dürffen, als den wir bey
der hierzu verordneten Cammer neh-
men müssen, so will ich auch nur seiner
unterschiedenen Namen gedencken.

Wir kauffen demnach bey den Pach-
tern des Tabacs zweyerley Sorten Ta-
bac:
gesponnenen und pulverisirten.
Der gesponnene wird vermittelst un-
terschiedlicher Namen von einander un-
terschieden: denn da ist der Brasilia-
nische,
welcher schwartz und Fingers
dicke ist: der andere a l'andouille genannt,
[Spaltenumbruch] wird von trucknen und röthlichten Blät-
tern gemacht, in der Dicke eines star-
cken Rohrs, oder einer mittelmäßigen
Wurst, daher ihm auch der Zuname ent-
standen: es giebt auch noch einen an-
dern dieses Namens, der aus Holland
kommt. Der dritte heißt petit briquet,
oder Tabac von Dieppe, welcher gleich-
falls gesponnen, und ohngefehr so dicke
ist, als eines Kindes kleiner Finger: man
hat auch Holländischen petit briquet,
und noch ein Hauffen andere, z. E. Vir-
ginischen,
von Verine/ S. Domingo/
und so fort.

Was den pulverisirten oder Schnupf-
Tobac
betrifft, so parfumirt, als ohn
Parfum, dessen giebt es so viel Arten, die
ich unmöglich alle beschreiben könte.
Dannenhero will ich nichts davon geden-
cken, sondern mich vergnügen dasjenige
allhier anzuführen, was der P. Tertre
davon aufgezeichnet hat: nämlich, die
Einwohner der Jnseln erbauen insge-
mein vier Geschlecht des Petun; das
grüne, das Zungen-Petun, das Ama-
zonen-Petun,
und das von Verine,
oder das moschirte. Alle diese Arten
nennen die Jndianer ohne Unterschied
Voly. Das grüne Petun ist das schön-
ste, und hat das beste Ansehen, denn sei-
ne Blätter sind eines guten Fusses breit,
und zwey Fuß lang, allein es geht ihm

im

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] ob er es vielleicht violbraun faͤrbe, denn
welcher dieſes thut, taug nichts.

Wir laſſen ihn auch in Menge aus
Languedoc von der Seite Galargue
kommen: wie denn faſt alles, was wir
verkauffen, allda bereitet wird, weil
nicht allein der Torneſol haͤuffig um
Nimes und Montpellier waͤchſet, ſon-
dern er auch bey nahe eben ſo gut, als
wie der Hollaͤndiſche iſt: er darff nur
wohl bereitet ſeyn, und die waͤßrichten
liquores roth anfaͤrben. Doch ſoll der
Hollaͤndiſche/ als welcher viel beſſer iſt,
denn der zu Galargue und andern Or-
ten in Languedoc bereitet wird, dieſem
allzeit vorgezogen werden.

Hierbey iſt zu erinnern, daß zwar die
Frucht des Krebskrautes blau faͤrbe;
allein, ſo bald nur etwas ſauers dazu
kommt, wird es ſtracks roth. Will dem-
[Spaltenumbruch] nach iemand wiſſen, ob etwas ſauers in
einer Sache iſt, der darff nur dieſe Tin-
ctur dazu thun, oder das ſaure auf et-
was, das mit dem Safte dieſer Frucht
beſtrichen worden, reiben.

Von der Lioniſchen Orſeille.

Dieſes iſt ein zuſammengeſetzter Teig
von Perelle, lebendigem Kalch und
Urin. Etliche thun noch uͤberdiß eine
Tinctur von Braſilienholtze dazu, ihr
alſo ein beſſeres Anſehen und roͤthere
Farbe zu geben.

Dieſe Orſeille wird gegen Lion zu
und in Auvergne in Menge bereitet,
und ſoll eine hochrothe Farbe haben, die,
wenn ſie aufs Papir geſtrichen wird,
fein friſch ſehe.

Die Faͤrber geben ihren Sachen eine
ſolche Farbe damit: doch duͤrffen ſie al-
lein die Schwartzfaͤrber fuͤhren.

[Ende Spaltensatz]
Das funffzehende Capitel.
Vom Tabac.
[Spaltenumbruch]

DEr Tabac iſt deshalben alſo be-
namſet worden, weil er auf der Jn-
ſel Tabago haͤuffig und in Menge
waͤchſt. Er wird von etlichen Nicotiana
geheiſſen, weil Nicod, der Frantzoͤſiſche
Geſandte nach Portugall, ihn zu erſt
der Koͤnigin in Franckreich uͤberbracht
hat, daher ihm auch der Name, der Koͤ-
nigin Kraut
gegeben worden. Fer-
Siehe Fig. 1[4]6.ner wird er Bugloſſa antarctica genennet,
weil er haͤuffig in den Jnſeln waͤchſt:
desgleichen, das heilige Kraut, von
wegen ſeiner herrlichen Eigenſchaften;
und endlich Petun, welches ſein erſter
und rechter Name iſt, den ihm die Jn-
dianer
gegeben.

Wann uns annoch, wie vor 15. Jah-
ren frey ſtuͤnde, Tabac zu verkauffen,
ſo haͤtte ich weitlaͤufftiger davon han-
deln wollen: allein, weil wir keinen an-
dern verkauffen duͤrffen, als den wir bey
der hierzu verordneten Cammer neh-
men muͤſſen, ſo will ich auch nur ſeiner
unterſchiedenen Namen gedencken.

Wir kauffen demnach bey den Pach-
tern des Tabacs zweyerley Sorten Ta-
bac:
geſponnenen und pulveriſirten.
Der geſponnene wird vermittelſt un-
terſchiedlicher Namen von einander un-
terſchieden: denn da iſt der Braſilia-
niſche,
welcher ſchwartz und Fingers
dicke iſt: der andere à l’andouille genannt,
[Spaltenumbruch] wird von trucknen und roͤthlichten Blaͤt-
tern gemacht, in der Dicke eines ſtar-
cken Rohrs, oder einer mittelmaͤßigen
Wurſt, daher ihm auch der Zuname ent-
ſtanden: es giebt auch noch einen an-
dern dieſes Namens, der aus Holland
kommt. Der dritte heißt petit briquet,
oder Tabac von Dieppe, welcher gleich-
falls geſponnen, und ohngefehr ſo dicke
iſt, als eines Kindes kleiner Finger: man
hat auch Hollaͤndiſchen petit briquet,
und noch ein Hauffen andere, z. E. Vir-
giniſchen,
von Verine/ S. Domingo/
und ſo fort.

Was den pulveriſirtẽ oder Schnupf-
Tobac
betrifft, ſo parfumirt, als ohn
Parfum, deſſen giebt es ſo viel Arten, die
ich unmoͤglich alle beſchreiben koͤnte.
Dannenheꝛo will ich nichts davon geden-
cken, ſondern mich vergnuͤgen dasjenige
allhier anzufuͤhren, was der P. Tertre
davon aufgezeichnet hat: naͤmlich, die
Einwohner der Jnſeln erbauen insge-
mein vier Geſchlecht des Petun; das
gruͤne, das Zungen-Petun, das Ama-
zonen-Petun,
und das von Verine,
oder das moſchirte. Alle dieſe Arten
nennen die Jndianer ohne Unterſchied
Voly. Das gruͤne Petun iſt das ſchoͤn-
ſte, und hat das beſte Anſehen, denn ſei-
ne Blaͤtter ſind eines guten Fuſſes breit,
und zwey Fuß lang, allein es geht ihm

im
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[0178] Der Spezereyen und Materialien ob er es vielleicht violbraun faͤrbe, denn welcher dieſes thut, taug nichts. Wir laſſen ihn auch in Menge aus Languedoc von der Seite Galargue kommen: wie denn faſt alles, was wir verkauffen, allda bereitet wird, weil nicht allein der Torneſol haͤuffig um Nimes und Montpellier waͤchſet, ſon- dern er auch bey nahe eben ſo gut, als wie der Hollaͤndiſche iſt: er darff nur wohl bereitet ſeyn, und die waͤßrichten liquores roth anfaͤrben. Doch ſoll der Hollaͤndiſche/ als welcher viel beſſer iſt, denn der zu Galargue und andern Or- ten in Languedoc bereitet wird, dieſem allzeit vorgezogen werden. Hierbey iſt zu erinnern, daß zwar die Frucht des Krebskrautes blau faͤrbe; allein, ſo bald nur etwas ſauers dazu kommt, wird es ſtracks roth. Will dem- nach iemand wiſſen, ob etwas ſauers in einer Sache iſt, der darff nur dieſe Tin- ctur dazu thun, oder das ſaure auf et- was, das mit dem Safte dieſer Frucht beſtrichen worden, reiben. Von der Lioniſchen Orſeille. Dieſes iſt ein zuſammengeſetzter Teig von Perelle, lebendigem Kalch und Urin. Etliche thun noch uͤberdiß eine Tinctur von Braſilienholtze dazu, ihr alſo ein beſſeres Anſehen und roͤthere Farbe zu geben. Dieſe Orſeille wird gegen Lion zu und in Auvergne in Menge bereitet, und ſoll eine hochrothe Farbe haben, die, wenn ſie aufs Papir geſtrichen wird, fein friſch ſehe. Die Faͤrber geben ihren Sachen eine ſolche Farbe damit: doch duͤrffen ſie al- lein die Schwartzfaͤrber fuͤhren. Das funffzehende Capitel. Vom Tabac. DEr Tabac iſt deshalben alſo be- namſet worden, weil er auf der Jn- ſel Tabago haͤuffig und in Menge waͤchſt. Er wird von etlichen Nicotiana geheiſſen, weil Nicod, der Frantzoͤſiſche Geſandte nach Portugall, ihn zu erſt der Koͤnigin in Franckreich uͤberbracht hat, daher ihm auch der Name, der Koͤ- nigin Kraut gegeben worden. Fer- ner wird er Bugloſſa antarctica genennet, weil er haͤuffig in den Jnſeln waͤchſt: desgleichen, das heilige Kraut, von wegen ſeiner herrlichen Eigenſchaften; und endlich Petun, welches ſein erſter und rechter Name iſt, den ihm die Jn- dianer gegeben. Siehe Fig. 146. Wann uns annoch, wie vor 15. Jah- ren frey ſtuͤnde, Tabac zu verkauffen, ſo haͤtte ich weitlaͤufftiger davon han- deln wollen: allein, weil wir keinen an- dern verkauffen duͤrffen, als den wir bey der hierzu verordneten Cammer neh- men muͤſſen, ſo will ich auch nur ſeiner unterſchiedenen Namen gedencken. Wir kauffen demnach bey den Pach- tern des Tabacs zweyerley Sorten Ta- bac: geſponnenen und pulveriſirten. Der geſponnene wird vermittelſt un- terſchiedlicher Namen von einander un- terſchieden: denn da iſt der Braſilia- niſche, welcher ſchwartz und Fingers dicke iſt: der andere à l’andouille genannt, wird von trucknen und roͤthlichten Blaͤt- tern gemacht, in der Dicke eines ſtar- cken Rohrs, oder einer mittelmaͤßigen Wurſt, daher ihm auch der Zuname ent- ſtanden: es giebt auch noch einen an- dern dieſes Namens, der aus Holland kommt. Der dritte heißt petit briquet, oder Tabac von Dieppe, welcher gleich- falls geſponnen, und ohngefehr ſo dicke iſt, als eines Kindes kleiner Finger: man hat auch Hollaͤndiſchen petit briquet, und noch ein Hauffen andere, z. E. Vir- giniſchen, von Verine/ S. Domingo/ und ſo fort. Was den pulveriſirtẽ oder Schnupf- Tobac betrifft, ſo parfumirt, als ohn Parfum, deſſen giebt es ſo viel Arten, die ich unmoͤglich alle beſchreiben koͤnte. Dannenheꝛo will ich nichts davon geden- cken, ſondern mich vergnuͤgen dasjenige allhier anzufuͤhren, was der P. Tertre davon aufgezeichnet hat: naͤmlich, die Einwohner der Jnſeln erbauen insge- mein vier Geſchlecht des Petun; das gruͤne, das Zungen-Petun, das Ama- zonen-Petun, und das von Verine, oder das moſchirte. Alle dieſe Arten nennen die Jndianer ohne Unterſchied Voly. Das gruͤne Petun iſt das ſchoͤn- ſte, und hat das beſte Anſehen, denn ſei- ne Blaͤtter ſind eines guten Fuſſes breit, und zwey Fuß lang, allein es geht ihm im

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/178>, abgerufen am 20.04.2024.