Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] wohl dieses allein daher kommt, daß die
Apothecker, an statt sie ihn zu dem Syrupo
de Cichorio composito
und zu andern
Galenischen compositionen, dazu er von
Rechtswegen kommen muß, gebrau-
chen solten, den Zimmt dafür nehmen,
[Spaltenumbruch] und zur Ursach vorgeben, es hinderte
blos sein starcker Geruch, daß sie ihn
nicht gebrauchten: welches sie aber
sicherlich nicht sagen würden, wenn der
Spicanard wohlfeiler wäre, als der
Zimmt.

[Ende Spaltensatz]
Das eilffte Capitel.
Von der Visnaga.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 174.

VIsnaga, auch Bisnaga, sind die Spitz-
lein und Stiele der Dolden oder
Kronen eines Gewächses, welches häuf-
fig in Türckey wächst, von dannen al-
les, was wir verthun, gebracht wird.
Doch wird es auch in Franckreich gefun-
den und erbauet, meistentheils aber nur
in dem königlichen Garten zu Paris.
Von dem gantzen Gewächse verkauffen
[Spaltenumbruch] wir nichts als die Stiele, weil die vor-
nehmen Leute es den Türcken nach-
thun, und sich dererselben an statt der
Zahnstocher bedienen, zumahl, da sie ei-
nen angenehmen Geschmack haben.

Was die Wahl dieser Stiele betrifft,
da braucht es weiter nichts, als daß sie
fein gantz seyn müssen, so dicke und gelb-
licht, als nur möglich.

[Ende Spaltensatz]
Das zwölffte Capitel.
Von Veilgen.
[Spaltenumbruch]

WJr verkauffen auch ausserhalb der
Bisnaga eine gewisse violbraune
Blume, die wir aus Provence und
Siehe Fig. 175.Languedoc kommen lassen: weil sie
nun blau, und denen getreugten Veil-
gen ähnlich siehet, deswegen hat man
ihr den Namen Veilgen gegeben, und
um eben dieser Ursache willen gebrau-
chen sie die Apothecker zu unterschiede-
nen compositionen, dazu sie die Mer-
tzenveilgen
brauchen solten, welches
doch ein grausamer Schnitzer ist, wie
Charras in seiner Pharmacop. edit. in 4.
pag.
334. sehr wohl angemercket hat.
Man lasse ihm dahero nochmahls ge-
saget seyn, daß diese keine rechten Veil-
gen, sondern desjenigen Gewächses
Blumen sind, welches von den Botanicis
Viola tricolor erecta, an Jovis flos Theo-
phrasti, B. Pinac. Viola Martia surrectis cau-
liculis Joh. Lobel. Assurgens tricolor Dod.

genennet wird. Jm Frantzösischen
heißt sie fleur de la Trinite, Dreyfaltig-
keitsblume,
weil sie, wenn sie noch
frisch ist, drey Farben hat, violbraun,
blau und gelb. Weil demnach diese
Blumen den rechten Veilgen pflegen
substituirt zu werden, deswegen mögen
die Kauffleute sich berichten lassen, und
keine mehr verschreiben, sondern sie viel-
mehr samt denen, die eine gelbe Blume
haben, nach Alexandria in Egy-
pten senden, woselbst sie von den
Egyptiern gar sehr gesucht, und in
[Spaltenumbruch] Wasser gekocht, als wie Bier gebrauchet
werden; wie auch das Wasser, welches
nicht so gar gut ist, damit zu verbessern;
und denn, weil dieses decoctum und ab-
gesottene Wasser die fallende Sucht
curiret, den Lungenkranckheiten wi-
derstehet, und die Brust stärcket. Man
könte sich dessen bey uns gleicher gestalt
bey gedachten Zufällen bedienen, allein
es müsten auch die Apothecker zu denen-
jenigen compositionibus, dazu die Mer-
tzenveilgen erfordert werden, den Vio-
lensamen nehmen, und nicht die Violen,
die wir verkauffen, denn dieselben sind
keine Mertzenviolen.

Von den feuchten und trucknen Veil-
gen-Conserven oder Zucker und dem
Veilgensafte will ich nichts gedencken,
es handeln die Pharmacopoeae der Herren
Bourdon und Charras zur Gnüge
davon, daselbsthin kan der Leser seine
Zuflucht nehmen. Doch will ich sagen,
daß der Veilgensaft ein Syrup sey, der,
weil er nur blos über dem Feuer aufge-
wallet hat, sehr schwerlich länger als ein
Jahr zu erhalten ist. Damit man aber
verhindere, daß die Farbe nicht verschies-
se, er auch nicht jähre, so muß man ihn,
nach dem Exempel derjenigen Confitu-
rirer und Apothecker, die sich auf ihre
Kunst recht wohl verstehen, in kleine
Krüge thun, und klein gestossenen Zu-
cker drauf streuen, sie hernach wohl ver-
stopfen, und an einen temperirten Ort,

ohne

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] wohl dieſes allein daher kommt, daß die
Apothecker, an ſtatt ſie ihn zu dem Syrupo
de Cichorio compoſito
und zu andern
Galeniſchen compoſitionen, dazu er von
Rechtswegen kommen muß, gebrau-
chen ſolten, den Zimmt dafuͤr nehmen,
[Spaltenumbruch] und zur Urſach vorgeben, es hinderte
blos ſein ſtarcker Geruch, daß ſie ihn
nicht gebrauchten: welches ſie aber
ſicherlich nicht ſagen wuͤrden, wenn der
Spicanard wohlfeiler waͤre, als der
Zimmt.

[Ende Spaltensatz]
Das eilffte Capitel.
Von der Viſnaga.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 174.

VIſnaga, auch Biſnaga, ſind die Spitz-
lein und Stiele der Dolden oder
Kronen eines Gewaͤchſes, welches haͤuf-
fig in Tuͤrckey waͤchſt, von dannen al-
les, was wir verthun, gebracht wird.
Doch wird es auch in Franckreich gefun-
den und erbauet, meiſtentheils aber nur
in dem koͤniglichen Garten zu Paris.
Von dem gantzen Gewaͤchſe verkauffen
[Spaltenumbruch] wir nichts als die Stiele, weil die vor-
nehmen Leute es den Tuͤrcken nach-
thun, und ſich dererſelben an ſtatt der
Zahnſtocher bedienen, zumahl, da ſie ei-
nen angenehmen Geſchmack haben.

Was die Wahl dieſer Stiele betrifft,
da braucht es weiter nichts, als daß ſie
fein gantz ſeyn muͤſſen, ſo dicke und gelb-
licht, als nur moͤglich.

[Ende Spaltensatz]
Das zwoͤlffte Capitel.
Von Veilgen.
[Spaltenumbruch]

WJr verkauffen auch auſſerhalb der
Biſnaga eine gewiſſe violbraune
Blume, die wir aus Provence und
Siehe Fig. 175.Languedoc kommen laſſen: weil ſie
nun blau, und denen getreugten Veil-
gen aͤhnlich ſiehet, deswegen hat man
ihr den Namen Veilgen gegeben, und
um eben dieſer Urſache willen gebrau-
chen ſie die Apothecker zu unterſchiede-
nen compoſitionen, dazu ſie die Mer-
tzenveilgen
brauchen ſolten, welches
doch ein grauſamer Schnitzer iſt, wie
Charras in ſeiner Pharmacop. edit. in 4.
pag.
334. ſehr wohl angemercket hat.
Man laſſe ihm dahero nochmahls ge-
ſaget ſeyn, daß dieſe keine rechten Veil-
gen, ſondern desjenigen Gewaͤchſes
Blumen ſind, welches von den Botanicis
Viola tricolor erecta, an Jovis flos Theo-
phraſti, B. Pinac. Viola Martia ſurrectis cau-
liculis Joh. Lobel. Aſſurgens tricolor Dod.

genennet wird. Jm Frantzoͤſiſchen
heißt ſie fleur de la Trinité, Dreyfaltig-
keitsblume,
weil ſie, wenn ſie noch
friſch iſt, drey Farben hat, violbraun,
blau und gelb. Weil demnach dieſe
Blumen den rechten Veilgen pflegen
ſubſtituirt zu werden, deswegen moͤgen
die Kauffleute ſich berichten laſſen, und
keine mehr verſchreiben, ſondern ſie viel-
mehr ſamt denen, die eine gelbe Blume
haben, nach Alexandria in Egy-
pten ſenden, woſelbſt ſie von den
Egyptiern gar ſehr geſucht, und in
[Spaltenumbruch] Waſſer gekocht, als wie Bier gebrauchet
werden; wie auch das Waſſer, welches
nicht ſo gar gut iſt, damit zu verbeſſern;
und denn, weil dieſes decoctum und ab-
geſottene Waſſer die fallende Sucht
curiret, den Lungenkranckheiten wi-
derſtehet, und die Bruſt ſtaͤrcket. Man
koͤnte ſich deſſen bey uns gleicher geſtalt
bey gedachten Zufaͤllen bedienen, allein
es muͤſten auch die Apothecker zu denen-
jenigen compoſitionibus, dazu die Mer-
tzenveilgen erfordert werden, den Vio-
lenſamen nehmen, und nicht die Violen,
die wir verkauffen, denn dieſelben ſind
keine Mertzenviolen.

Von den feuchten und trucknen Veil-
gen-Conſerven oder Zucker und dem
Veilgenſafte will ich nichts gedencken,
es handeln die PharmacopϾ der Herren
Bourdon und Charras zur Gnuͤge
davon, daſelbſthin kan der Leſer ſeine
Zuflucht nehmen. Doch will ich ſagen,
daß der Veilgenſaft ein Syrup ſey, der,
weil er nur blos uͤber dem Feuer aufge-
wallet hat, ſehr ſchwerlich laͤnger als ein
Jahr zu erhalten iſt. Damit man aber
verhindere, daß die Farbe nicht verſchieſ-
ſe, er auch nicht jaͤhre, ſo muß man ihn,
nach dem Exempel derjenigen Confitu-
rirer und Apothecker, die ſich auf ihre
Kunſt recht wohl verſtehen, in kleine
Kruͤge thun, und klein geſtoſſenen Zu-
cker drauf ſtreuen, ſie hernach wohl ver-
ſtopfen, und an einen temperirten Ort,

ohne
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0210"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi></fw><lb/><cb n="239"/>
wohl die&#x017F;es allein daher kommt, daß die<lb/>
Apothecker, an &#x017F;tatt &#x017F;ie ihn zu dem <hi rendition="#aq">Syrupo<lb/>
de Cichorio compo&#x017F;ito</hi> und zu andern<lb/>
Galeni&#x017F;chen <hi rendition="#aq">compo&#x017F;ition</hi>en, dazu er von<lb/>
Rechtswegen kommen muß, gebrau-<lb/>
chen &#x017F;olten, den Zimmt dafu&#x0364;r nehmen,<lb/><cb n="240"/>
und zur Ur&#x017F;ach vorgeben, es hinderte<lb/>
blos &#x017F;ein &#x017F;tarcker Geruch, daß &#x017F;ie ihn<lb/>
nicht gebrauchten: welches &#x017F;ie aber<lb/>
&#x017F;icherlich nicht &#x017F;agen wu&#x0364;rden, wenn der<lb/>
Spicanard wohlfeiler wa&#x0364;re, als der<lb/>
Zimmt.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das eilffte Capitel.<lb/>
Von der <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;naga.</hi></hi> </head><lb/>
              <cb n="239"/>
              <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 174.</note>
              <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">V</hi>I&#x017F;naga,</hi> auch <hi rendition="#aq">Bi&#x017F;naga,</hi> &#x017F;ind die Spitz-<lb/>
lein und Stiele der Dolden oder<lb/>
Kronen eines Gewa&#x0364;ch&#x017F;es, welches ha&#x0364;uf-<lb/>
fig in <hi rendition="#fr">Tu&#x0364;rckey</hi> wa&#x0364;ch&#x017F;t, von dannen al-<lb/>
les, was wir verthun, gebracht wird.<lb/>
Doch wird es auch in Franckreich gefun-<lb/>
den und erbauet, mei&#x017F;tentheils aber nur<lb/>
in dem ko&#x0364;niglichen Garten zu <hi rendition="#fr">Paris.</hi><lb/>
Von dem gantzen Gewa&#x0364;ch&#x017F;e verkauffen<lb/><cb n="240"/>
wir nichts als die Stiele, weil die vor-<lb/>
nehmen Leute es den Tu&#x0364;rcken nach-<lb/>
thun, und &#x017F;ich derer&#x017F;elben an &#x017F;tatt der<lb/>
Zahn&#x017F;tocher bedienen, zumahl, da &#x017F;ie ei-<lb/>
nen angenehmen Ge&#x017F;chmack haben.</p><lb/>
              <p>Was die Wahl die&#x017F;er Stiele betrifft,<lb/>
da braucht es weiter nichts, als daß &#x017F;ie<lb/>
fein gantz &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o dicke und gelb-<lb/>
licht, als nur mo&#x0364;glich.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das zwo&#x0364;lffte Capitel.<lb/>
Von Veilgen.</hi> </head><lb/>
              <cb n="239"/>
              <p><hi rendition="#in">W</hi>Jr verkauffen auch au&#x017F;&#x017F;erhalb der<lb/>
Bi&#x017F;naga eine gewi&#x017F;&#x017F;e violbraune<lb/>
Blume, die wir aus <hi rendition="#fr">Provence</hi> und<lb/><note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 175.</note><hi rendition="#fr">Languedoc</hi> kommen la&#x017F;&#x017F;en: weil &#x017F;ie<lb/>
nun blau, und denen getreugten Veil-<lb/>
gen a&#x0364;hnlich &#x017F;iehet, deswegen hat man<lb/>
ihr den Namen Veilgen gegeben, und<lb/>
um eben die&#x017F;er Ur&#x017F;ache willen gebrau-<lb/>
chen &#x017F;ie die Apothecker zu unter&#x017F;chiede-<lb/>
nen <hi rendition="#aq">compo&#x017F;ition</hi>en, dazu &#x017F;ie die <hi rendition="#fr">Mer-<lb/>
tzenveilgen</hi> brauchen &#x017F;olten, welches<lb/>
doch ein grau&#x017F;amer Schnitzer i&#x017F;t, wie<lb/><hi rendition="#fr">Charras</hi> in &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Pharmacop. edit. in 4.<lb/>
pag.</hi> 334. &#x017F;ehr wohl angemercket hat.<lb/>
Man la&#x017F;&#x017F;e ihm dahero nochmahls ge-<lb/>
&#x017F;aget &#x017F;eyn, daß die&#x017F;e keine rechten Veil-<lb/>
gen, &#x017F;ondern desjenigen Gewa&#x0364;ch&#x017F;es<lb/>
Blumen &#x017F;ind, welches von den <hi rendition="#aq">Botanicis<lb/>
Viola tricolor erecta, an Jovis flos Theo-<lb/>
phra&#x017F;ti, B. Pinac. Viola Martia &#x017F;urrectis cau-<lb/>
liculis Joh. Lobel. A&#x017F;&#x017F;urgens tricolor Dod.</hi><lb/>
genennet wird. Jm Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
heißt &#x017F;ie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">fleur de la Trinité,</hi></hi> <hi rendition="#fr">Dreyfaltig-<lb/>
keitsblume,</hi> weil &#x017F;ie, wenn &#x017F;ie noch<lb/>
fri&#x017F;ch i&#x017F;t, drey Farben hat, violbraun,<lb/>
blau und gelb. Weil demnach die&#x017F;e<lb/>
Blumen den rechten Veilgen pflegen<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;ub&#x017F;titui</hi>rt zu werden, deswegen mo&#x0364;gen<lb/>
die Kauffleute &#x017F;ich berichten la&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
keine mehr ver&#x017F;chreiben, &#x017F;ondern &#x017F;ie viel-<lb/>
mehr &#x017F;amt denen, die eine gelbe Blume<lb/>
haben, nach <hi rendition="#fr">Alexandria</hi> in Egy-<lb/>
pten &#x017F;enden, wo&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ie von den<lb/>
Egyptiern gar &#x017F;ehr ge&#x017F;ucht, und in<lb/><cb n="240"/>
Wa&#x017F;&#x017F;er gekocht, als wie Bier gebrauchet<lb/>
werden; wie auch das Wa&#x017F;&#x017F;er, welches<lb/>
nicht &#x017F;o gar gut i&#x017F;t, damit zu verbe&#x017F;&#x017F;ern;<lb/>
und denn, weil die&#x017F;es <hi rendition="#aq">decoctum</hi> und ab-<lb/>
ge&#x017F;ottene Wa&#x017F;&#x017F;er die <hi rendition="#fr">fallende Sucht</hi><lb/><hi rendition="#aq">curi</hi>ret, den <hi rendition="#fr">Lungenkranckheiten</hi> wi-<lb/>
der&#x017F;tehet, und die <hi rendition="#fr">Bru&#x017F;t</hi> &#x017F;ta&#x0364;rcket. Man<lb/>
ko&#x0364;nte &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en bey uns gleicher ge&#x017F;talt<lb/>
bey gedachten Zufa&#x0364;llen bedienen, allein<lb/>
es mu&#x0364;&#x017F;ten auch die Apothecker zu denen-<lb/>
jenigen <hi rendition="#aq">compo&#x017F;itionibus,</hi> dazu die Mer-<lb/>
tzenveilgen erfordert werden, den Vio-<lb/>
len&#x017F;amen nehmen, und nicht die Violen,<lb/>
die wir verkauffen, denn die&#x017F;elben &#x017F;ind<lb/>
keine Mertzenviolen.</p><lb/>
              <p>Von den feuchten und trucknen Veil-<lb/>
gen-Con&#x017F;erven oder Zucker und dem<lb/>
Veilgen&#x017F;afte will ich nichts gedencken,<lb/>
es handeln die <hi rendition="#aq">Pharmacop&#x0153;æ</hi> der Herren<lb/><hi rendition="#fr">Bourdon</hi> und <hi rendition="#fr">Charras</hi> zur Gnu&#x0364;ge<lb/>
davon, da&#x017F;elb&#x017F;thin kan der Le&#x017F;er &#x017F;eine<lb/>
Zuflucht nehmen. Doch will ich &#x017F;agen,<lb/>
daß der Veilgen&#x017F;aft ein Syrup &#x017F;ey, der,<lb/>
weil er nur blos u&#x0364;ber dem Feuer aufge-<lb/>
wallet hat, &#x017F;ehr &#x017F;chwerlich la&#x0364;nger als ein<lb/>
Jahr zu erhalten i&#x017F;t. Damit man aber<lb/>
verhindere, daß die Farbe nicht ver&#x017F;chie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e, er auch nicht ja&#x0364;hre, &#x017F;o muß man ihn,<lb/>
nach dem Exempel derjenigen Confitu-<lb/>
rirer und Apothecker, die &#x017F;ich auf ihre<lb/>
Kun&#x017F;t recht wohl ver&#x017F;tehen, in kleine<lb/>
Kru&#x0364;ge thun, und klein ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;enen Zu-<lb/>
cker drauf &#x017F;treuen, &#x017F;ie hernach wohl ver-<lb/>
&#x017F;topfen, und an einen <hi rendition="#aq">temperir</hi>ten Ort,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ohne</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0210] Der Spezereyen und Materialien wohl dieſes allein daher kommt, daß die Apothecker, an ſtatt ſie ihn zu dem Syrupo de Cichorio compoſito und zu andern Galeniſchen compoſitionen, dazu er von Rechtswegen kommen muß, gebrau- chen ſolten, den Zimmt dafuͤr nehmen, und zur Urſach vorgeben, es hinderte blos ſein ſtarcker Geruch, daß ſie ihn nicht gebrauchten: welches ſie aber ſicherlich nicht ſagen wuͤrden, wenn der Spicanard wohlfeiler waͤre, als der Zimmt. Das eilffte Capitel. Von der Viſnaga. VIſnaga, auch Biſnaga, ſind die Spitz- lein und Stiele der Dolden oder Kronen eines Gewaͤchſes, welches haͤuf- fig in Tuͤrckey waͤchſt, von dannen al- les, was wir verthun, gebracht wird. Doch wird es auch in Franckreich gefun- den und erbauet, meiſtentheils aber nur in dem koͤniglichen Garten zu Paris. Von dem gantzen Gewaͤchſe verkauffen wir nichts als die Stiele, weil die vor- nehmen Leute es den Tuͤrcken nach- thun, und ſich dererſelben an ſtatt der Zahnſtocher bedienen, zumahl, da ſie ei- nen angenehmen Geſchmack haben. Was die Wahl dieſer Stiele betrifft, da braucht es weiter nichts, als daß ſie fein gantz ſeyn muͤſſen, ſo dicke und gelb- licht, als nur moͤglich. Das zwoͤlffte Capitel. Von Veilgen. WJr verkauffen auch auſſerhalb der Biſnaga eine gewiſſe violbraune Blume, die wir aus Provence und Languedoc kommen laſſen: weil ſie nun blau, und denen getreugten Veil- gen aͤhnlich ſiehet, deswegen hat man ihr den Namen Veilgen gegeben, und um eben dieſer Urſache willen gebrau- chen ſie die Apothecker zu unterſchiede- nen compoſitionen, dazu ſie die Mer- tzenveilgen brauchen ſolten, welches doch ein grauſamer Schnitzer iſt, wie Charras in ſeiner Pharmacop. edit. in 4. pag. 334. ſehr wohl angemercket hat. Man laſſe ihm dahero nochmahls ge- ſaget ſeyn, daß dieſe keine rechten Veil- gen, ſondern desjenigen Gewaͤchſes Blumen ſind, welches von den Botanicis Viola tricolor erecta, an Jovis flos Theo- phraſti, B. Pinac. Viola Martia ſurrectis cau- liculis Joh. Lobel. Aſſurgens tricolor Dod. genennet wird. Jm Frantzoͤſiſchen heißt ſie fleur de la Trinité, Dreyfaltig- keitsblume, weil ſie, wenn ſie noch friſch iſt, drey Farben hat, violbraun, blau und gelb. Weil demnach dieſe Blumen den rechten Veilgen pflegen ſubſtituirt zu werden, deswegen moͤgen die Kauffleute ſich berichten laſſen, und keine mehr verſchreiben, ſondern ſie viel- mehr ſamt denen, die eine gelbe Blume haben, nach Alexandria in Egy- pten ſenden, woſelbſt ſie von den Egyptiern gar ſehr geſucht, und in Waſſer gekocht, als wie Bier gebrauchet werden; wie auch das Waſſer, welches nicht ſo gar gut iſt, damit zu verbeſſern; und denn, weil dieſes decoctum und ab- geſottene Waſſer die fallende Sucht curiret, den Lungenkranckheiten wi- derſtehet, und die Bruſt ſtaͤrcket. Man koͤnte ſich deſſen bey uns gleicher geſtalt bey gedachten Zufaͤllen bedienen, allein es muͤſten auch die Apothecker zu denen- jenigen compoſitionibus, dazu die Mer- tzenveilgen erfordert werden, den Vio- lenſamen nehmen, und nicht die Violen, die wir verkauffen, denn dieſelben ſind keine Mertzenviolen. Siehe Fig. 175. Von den feuchten und trucknen Veil- gen-Conſerven oder Zucker und dem Veilgenſafte will ich nichts gedencken, es handeln die Pharmacopœæ der Herren Bourdon und Charras zur Gnuͤge davon, daſelbſthin kan der Leſer ſeine Zuflucht nehmen. Doch will ich ſagen, daß der Veilgenſaft ein Syrup ſey, der, weil er nur blos uͤber dem Feuer aufge- wallet hat, ſehr ſchwerlich laͤnger als ein Jahr zu erhalten iſt. Damit man aber verhindere, daß die Farbe nicht verſchieſ- ſe, er auch nicht jaͤhre, ſo muß man ihn, nach dem Exempel derjenigen Confitu- rirer und Apothecker, die ſich auf ihre Kunſt recht wohl verſtehen, in kleine Kruͤge thun, und klein geſtoſſenen Zu- cker drauf ſtreuen, ſie hernach wohl ver- ſtopfen, und an einen temperirten Ort, ohne

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/210
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/210>, abgerufen am 24.04.2024.