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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] gleich kommen, wiewohl sie viel kleiner,
heller und röthlichter sind.

Die Maronen samt den Kastanien,
werden, wie iederman bewust, zum Es-
sen gebraucht. Auch werden die Ma-
ronen etlicher massen zur Artzney ge-
[Spaltenumbruch] nommen, denn sie sehr starck stopfen.
Die Zuckerbecker überziehen sie mit Zu-
cker, und nennen sie hernachmahls Ma-Marons gla-
cez
.

rons glacez, weil sie sehen, als ob sie mit
Eise überzogen wären.

[Ende Spaltensatz]
Das sechs und siebentzigste Capitel.
Von Eichen.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 264.

DJe Eiche ist ein in der gantzen Welt
bekannter Baum, theils, weil er so
gar lange dauert, theils aber, weil man
ein und andern Nutzen von ihm erhält,
gleichwie aus folgenden wird zu ersehen
seyn.

Es stellet dieser Baum die Tugend,
die Stärcke, die Beständigkeit und die
Langwierigkeit vor, daher er auch von
den Alten dem Jupiter gewidmet wor-
den. Etliche wollen, er sey des Nuß-
und Oelbaums Todfeind, weil sie ohne
ihren Verderb nicht lange bey ihm ste-
hen können.

Das erste und betrachtens würdige,
das wir von der Eiche nehmen, ist der
Siehe Fig. 265.Mistel, welches eine excrescentz oder
Auswuchs ist, so sich zu oberst auf dem
Baume angehencket befindet. Dieses
Gewächs scheinet etwas ausserordentli-
ches zu seyn, dieweil nicht überall die Ei-
chen Mistel tragen, und giebt es ihrer,
so viel mir wissend, nur wenige, welche
denenjenigen, die zwischen Rom und
Loretto, nahe bey dem Städtlein Fol-
ligni,
welches der halbe Weg ist, in die-
sem Stücke gleich wären; denn daselbst
giebt es Eichen, die dergestalt mit Mistel
belastet sind, daß eine eintzige gar gerne
einen gantzen Karn voll geben könte.

Dieser Auswuchs hat eine Gestalt,
als wie die Aeste eines Baumes, ist eines
dichten und schweren Wesens, und sieht
aussenher braunroth, inwendig weiß-
gelb, und gleichsam als wie eine Sonne.

Diese dermassen harten und dichten
Aeste treiben einen Hauffen kleiner Zwei-
ge, welche sich in einander verwickeln:
daraus entstehen viel länglichte, dicke,
halbrunde, blaßgrüne Blätter, samt
kleinen weissen Beeren, die unsern weis-
sen Johannsbeeren gantz gleich sehen,
und eine schleimichte Feuchtigkeit ent-
halten, aus welcher unsere Vorfahren
Leim gemacht. Der Mistel mit seinen
Blättern beladen, erhält sich allzeit
[Spaltenumbruch] grün, das Wetter mag gleich noch so bö-
se seyn.

Man soll den Mistel aussuchen, wel-
cher dicke, schwer und fein völlig ist: und
an der dunckeln Farbe, wie auch der
Sonne inwendig, kan man erkennen,
ob er gerecht sey. Das gewisseste Kenn-
zeichen aber ist, wenn man ihn kauffet,
daß er noch an einem Stück Eiche han-
get, oder, man halte den erkaufften Mi-
stel gegen denjenigen, den man bereits
hat, und man weiß, daß er gerecht sey.

Dem Eichenmistel werden gar viel
Kräfte zugeschrieben, so daß ihn die Al-
ten hoch verehret und für heilig gehal-
ten, eben als wie den Baum, der ihn ge-
tragen. Julius Cäsar und Plinius
berichten, daß die Druiden unter diesen
Bäumen sich versammlet hätten: selbi-
ge befanden sich in der Gegend, die wir
heut zu Tage la Ville de Dreux nennen,
nahe bey Chartres, woraus zu ersehen,
daß es auch in Franckreich Eichen gege-
ben, welche Mistel getragen.

Der Mistel eingenommen, wird für
ein herrlich Mittel wider die Lähmung
der Glieder,
den Schlag, und fallen-
de Sucht
gehalten. Um solcher seiner
vortrefflichen Tugenden willen, welche
alle hier zu erzehlen gar lang fallen
dürffte, haben die Jtaliener ein ziemlich
weitläufftiges Buch, unter dem Titel,
Holtz des heiligen Creutzes, ausge-
hen lassen.

Das andere, das wir von der EicheEngelsüß
von Eichen.
Polypodium
quernum.

Siehe Fig. 266.

nehmen, ist ein klein Kräutlein, welches
wir Engelsüß nennen, und demjenigen
gleich siehet, das auf den Mauern
wächst. Dieses Kräutlein entstehet an
denenjenigen Orten der Eichen/ wo sie
sich gabeln, und zwar vermittelst ein
klein wenig Erde, die sich allda befindet,
oder auch wohl von verfaultem Wasser:
es wächst ingleichen unten an den Stäm-
men dieser Bäume.

Dieses Engelsüß wird gar selten zu
uns gebracht, wiewohl es nicht gut ist;

denn

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] gleich kommen, wiewohl ſie viel kleiner,
heller und roͤthlichter ſind.

Die Maronen ſamt den Kaſtanien,
werden, wie iederman bewuſt, zum Eſ-
ſen gebraucht. Auch werden die Ma-
ronen etlicher maſſen zur Artzney ge-
[Spaltenumbruch] nommen, denn ſie ſehr ſtarck ſtopfen.
Die Zuckerbecker uͤberziehen ſie mit Zu-
cker, und nennen ſie hernachmahls Ma-Marons gla-
cez
.

rons glacez, weil ſie ſehen, als ob ſie mit
Eiſe uͤberzogen waͤren.

[Ende Spaltensatz]
Das ſechs und ſiebentzigſte Capitel.
Von Eichen.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 264.

DJe Eiche iſt ein in der gantzen Welt
bekannter Baum, theils, weil er ſo
gar lange dauert, theils aber, weil man
ein und andern Nutzen von ihm erhaͤlt,
gleichwie aus folgenden wird zu erſehen
ſeyn.

Es ſtellet dieſer Baum die Tugend,
die Staͤrcke, die Beſtaͤndigkeit und die
Langwierigkeit vor, daher er auch von
den Alten dem Jupiter gewidmet wor-
den. Etliche wollen, er ſey des Nuß-
und Oelbaums Todfeind, weil ſie ohne
ihren Verderb nicht lange bey ihm ſte-
hen koͤnnen.

Das erſte und betrachtens wuͤrdige,
das wir von der Eiche nehmen, iſt der
Siehe Fig. 265.Miſtel, welches eine excreſcentz oder
Auswuchs iſt, ſo ſich zu oberſt auf dem
Baume angehencket befindet. Dieſes
Gewaͤchs ſcheinet etwas auſſerordentli-
ches zu ſeyn, dieweil nicht uͤberall die Ei-
chen Miſtel tragen, und giebt es ihrer,
ſo viel mir wiſſend, nur wenige, welche
denenjenigen, die zwiſchen Rom und
Loretto, nahe bey dem Staͤdtlein Fol-
ligni,
welches der halbe Weg iſt, in die-
ſem Stuͤcke gleich waͤren; denn daſelbſt
giebt es Eichen, die dergeſtalt mit Miſtel
belaſtet ſind, daß eine eintzige gar gerne
einen gantzen Karn voll geben koͤnte.

Dieſer Auswuchs hat eine Geſtalt,
als wie die Aeſte eines Baumes, iſt eines
dichten und ſchweren Weſens, und ſieht
auſſenher braunroth, inwendig weiß-
gelb, und gleichſam als wie eine Sonne.

Dieſe dermaſſen harten und dichten
Aeſte treibẽ einen Hauffen kleiner Zwei-
ge, welche ſich in einander verwickeln:
daraus entſtehen viel laͤnglichte, dicke,
halbrunde, blaßgruͤne Blaͤtter, ſamt
kleinen weiſſen Beeren, die unſern weiſ-
ſen Johannsbeeren gantz gleich ſehen,
und eine ſchleimichte Feuchtigkeit ent-
halten, aus welcher unſere Vorfahren
Leim gemacht. Der Miſtel mit ſeinen
Blaͤttern beladen, erhaͤlt ſich allzeit
[Spaltenumbruch] gruͤn, das Wetter mag gleich noch ſo boͤ-
ſe ſeyn.

Man ſoll den Miſtel auſſuchen, wel-
cher dicke, ſchwer und fein voͤllig iſt: und
an der dunckeln Farbe, wie auch der
Sonne inwendig, kan man erkennen,
ob er gerecht ſey. Das gewiſſeſte Kenn-
zeichen aber iſt, wenn man ihn kauffet,
daß er noch an einem Stuͤck Eiche han-
get, oder, man halte den erkaufften Mi-
ſtel gegen denjenigen, den man bereits
hat, und man weiß, daß er gerecht ſey.

Dem Eichenmiſtel werden gar viel
Kraͤfte zugeſchrieben, ſo daß ihn die Al-
ten hoch verehret und fuͤr heilig gehal-
ten, eben als wie den Baum, der ihn ge-
tragen. Julius Caͤſar und Plinius
berichten, daß die Druiden unter dieſen
Baͤumen ſich verſammlet haͤtten: ſelbi-
ge befanden ſich in der Gegend, die wir
heut zu Tage la Ville de Dreux nennen,
nahe bey Chartres, woraus zu erſehen,
daß es auch in Franckreich Eichen gege-
ben, welche Miſtel getragen.

Der Miſtel eingenommen, wird fuͤr
ein herrlich Mittel wider die Laͤhmung
der Glieder,
den Schlag, und fallen-
de Sucht
gehalten. Um ſolcher ſeiner
vortrefflichen Tugenden willen, welche
alle hier zu erzehlen gar lang fallen
duͤrffte, haben die Jtaliener ein ziemlich
weitlaͤufftiges Buch, unter dem Titel,
Holtz des heiligen Creutzes, ausge-
hen laſſen.

Das andere, das wir von der EicheEngelſuͤß
von Eichen.
Polypodium
quernum.

Siehe Fig. 266.

nehmen, iſt ein klein Kraͤutlein, welches
wir Engelſuͤß nennen, und demjenigen
gleich ſiehet, das auf den Mauern
waͤchſt. Dieſes Kraͤutlein entſtehet an
denenjenigen Orten der Eichen/ wo ſie
ſich gabeln, und zwar vermittelſt ein
klein wenig Erde, die ſich allda befindet,
oder auch wohl von verfaultem Waſſer:
es waͤchſt ingleichen unten an den Staͤm-
men dieſer Baͤume.

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uns gebracht, wiewohl es nicht gut iſt;

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[0278] Der Spezereyen und Materialien gleich kommen, wiewohl ſie viel kleiner, heller und roͤthlichter ſind. Die Maronen ſamt den Kaſtanien, werden, wie iederman bewuſt, zum Eſ- ſen gebraucht. Auch werden die Ma- ronen etlicher maſſen zur Artzney ge- nommen, denn ſie ſehr ſtarck ſtopfen. Die Zuckerbecker uͤberziehen ſie mit Zu- cker, und nennen ſie hernachmahls Ma- rons glacez, weil ſie ſehen, als ob ſie mit Eiſe uͤberzogen waͤren. Marons gla- cez. Das ſechs und ſiebentzigſte Capitel. Von Eichen. DJe Eiche iſt ein in der gantzen Welt bekannter Baum, theils, weil er ſo gar lange dauert, theils aber, weil man ein und andern Nutzen von ihm erhaͤlt, gleichwie aus folgenden wird zu erſehen ſeyn. Es ſtellet dieſer Baum die Tugend, die Staͤrcke, die Beſtaͤndigkeit und die Langwierigkeit vor, daher er auch von den Alten dem Jupiter gewidmet wor- den. Etliche wollen, er ſey des Nuß- und Oelbaums Todfeind, weil ſie ohne ihren Verderb nicht lange bey ihm ſte- hen koͤnnen. Das erſte und betrachtens wuͤrdige, das wir von der Eiche nehmen, iſt der Miſtel, welches eine excreſcentz oder Auswuchs iſt, ſo ſich zu oberſt auf dem Baume angehencket befindet. Dieſes Gewaͤchs ſcheinet etwas auſſerordentli- ches zu ſeyn, dieweil nicht uͤberall die Ei- chen Miſtel tragen, und giebt es ihrer, ſo viel mir wiſſend, nur wenige, welche denenjenigen, die zwiſchen Rom und Loretto, nahe bey dem Staͤdtlein Fol- ligni, welches der halbe Weg iſt, in die- ſem Stuͤcke gleich waͤren; denn daſelbſt giebt es Eichen, die dergeſtalt mit Miſtel belaſtet ſind, daß eine eintzige gar gerne einen gantzen Karn voll geben koͤnte. Siehe Fig. 265. Dieſer Auswuchs hat eine Geſtalt, als wie die Aeſte eines Baumes, iſt eines dichten und ſchweren Weſens, und ſieht auſſenher braunroth, inwendig weiß- gelb, und gleichſam als wie eine Sonne. Dieſe dermaſſen harten und dichten Aeſte treibẽ einen Hauffen kleiner Zwei- ge, welche ſich in einander verwickeln: daraus entſtehen viel laͤnglichte, dicke, halbrunde, blaßgruͤne Blaͤtter, ſamt kleinen weiſſen Beeren, die unſern weiſ- ſen Johannsbeeren gantz gleich ſehen, und eine ſchleimichte Feuchtigkeit ent- halten, aus welcher unſere Vorfahren Leim gemacht. Der Miſtel mit ſeinen Blaͤttern beladen, erhaͤlt ſich allzeit gruͤn, das Wetter mag gleich noch ſo boͤ- ſe ſeyn. Man ſoll den Miſtel auſſuchen, wel- cher dicke, ſchwer und fein voͤllig iſt: und an der dunckeln Farbe, wie auch der Sonne inwendig, kan man erkennen, ob er gerecht ſey. Das gewiſſeſte Kenn- zeichen aber iſt, wenn man ihn kauffet, daß er noch an einem Stuͤck Eiche han- get, oder, man halte den erkaufften Mi- ſtel gegen denjenigen, den man bereits hat, und man weiß, daß er gerecht ſey. Dem Eichenmiſtel werden gar viel Kraͤfte zugeſchrieben, ſo daß ihn die Al- ten hoch verehret und fuͤr heilig gehal- ten, eben als wie den Baum, der ihn ge- tragen. Julius Caͤſar und Plinius berichten, daß die Druiden unter dieſen Baͤumen ſich verſammlet haͤtten: ſelbi- ge befanden ſich in der Gegend, die wir heut zu Tage la Ville de Dreux nennen, nahe bey Chartres, woraus zu erſehen, daß es auch in Franckreich Eichen gege- ben, welche Miſtel getragen. Der Miſtel eingenommen, wird fuͤr ein herrlich Mittel wider die Laͤhmung der Glieder, den Schlag, und fallen- de Sucht gehalten. Um ſolcher ſeiner vortrefflichen Tugenden willen, welche alle hier zu erzehlen gar lang fallen duͤrffte, haben die Jtaliener ein ziemlich weitlaͤufftiges Buch, unter dem Titel, Holtz des heiligen Creutzes, ausge- hen laſſen. Das andere, das wir von der Eiche nehmen, iſt ein klein Kraͤutlein, welches wir Engelſuͤß nennen, und demjenigen gleich ſiehet, das auf den Mauern waͤchſt. Dieſes Kraͤutlein entſtehet an denenjenigen Orten der Eichen/ wo ſie ſich gabeln, und zwar vermittelſt ein klein wenig Erde, die ſich allda befindet, oder auch wohl von verfaultem Waſſer: es waͤchſt ingleichen unten an den Staͤm- men dieſer Baͤume. Engelſuͤß von Eichen. Polypodium quernum. Siehe Fig. 266. Dieſes Engelſuͤß wird gar ſelten zu uns gebracht, wiewohl es nicht gut iſt; denn

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/278>, abgerufen am 28.03.2024.